12. Regionalökonomisches Forum (2014)
Deutsch-Niederländische Grenzregion - Grenzüberschreitende Mobilität von Fachkräften und Hochschulabsolventen (13. Mai 2014)
3rd ERSA International Workshop (2013)
Niederrhein Institute for Regional and Structural Research (NIERS) hosts 3rd ERSA International Workshop. Topic is "Higher Education Institutions and Regional Development".
The event takes place at Hochschule Niederrhein - University of Applied Sciences in Mönchengladbach, 14-15 October 2013.
Conference Program
11. Regionalökonomisches Forum
Stadtteile nach vorne bringen – Lokale Ökonomie stärken!
Nach einer Begrüßung durch den Präsidenten der Hochschule Niederrhein – Prof. Dr. Hans‐Henning von Grünberg –, in der er den lokalen Bezug von Fachhochschulen im Allgemeinen und die besondere Ausrichtung der Hochschule Niederrhein auf die lokale Ökonomie im Speziellen würdigte, begann das Forum mit einem Vortrag von Prof. Klaus Wermker, Leiter der Stadtentwicklung Essen i. R. Prof. Wermker befasste sich mit der „Rolle der lokalen Ökonomie und Wegen zu ihrer Stärkung“. Er erläuterte seine Thesen anhand eines Fallbeispiels, dem „Essener Konsens“. Anschließend gab Prof. Dr. Rüdiger Hamm vom Institut NIERS eine Einführung in die Entstehung und die Besonderheiten des Projekts „Stärkung der lokalen Ökonomie in der Viersener Südstadt“, das von den Instituten NIERS und SO.CON durchgeführt wird. Das Projekt wurde durch Katja Keggenhoff (NIERS) und Leif Lüpertz (SO.CON) vorgestellt. Sie unterteilten ihren Vortrag dabei in den Teil der Analyse der räumlichen Struktur und der Probleme der Viersener Südstadt, sowie der Durchführung der möglichen Verbesserungen vor Ort und in Zusammenarbeit mit den Beteiligten. Zum Abschluss des Forums fand eine Podiumsdiskussion statt.
Bericht zur Veranstaltung
Vorträge:
Hamm: Stärkung der lokalen Ökonomie in der Viersener Südstadt - Ein in mehrfacher Hinsicht besonderes Projekt!
Keggenhoff/Lüpertz: Stärkung der lokalen Ökonomiein der Südstadt - BIWAQ‐Teilprojekt 1
10. Regionalökonomisches Forum
Niederrhein sucht Fachkräfte?!
Die Botschaften können unterschiedlicher nicht sein: Vertreter der deutschen Wirtschaft führen an, dass die Unternehmen händeringend qualifizierte Mitarbeiter suchen. Dem hält das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin entgegen, dass die derzeitigen statistischen Belege ein knappes Angebot an qualifizierten Arbeitskräften nicht eindeutig belegen. Diese Kontroverse wurde im Rahmen des 10. Regionalökonomischen Forums des Niederrhein Instituts für Regional- und Strukturforschung (NIERS) unter dem Titel „Niederrhein sucht Fachkräfte!?" aufgegriffen und diskutiert.
Der erste Teil des Forums bestand aus zwei Beiträgen, die zum einen die Situation des Fachkräftemangels in Deutschland und zum anderen am Niederrhein thematisierten:
Der zweite Teil der Veranstaltung bestand aus einer Podiumsdiskussion mit folgenden Teilnehmern:
Moderation: Prof. Dr. Martin Wenke, Dekan des FB Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein; Mitglied des NIERS
Podiumsteilnehmer:
- Prof. Dr. Alexander Cisik, Hochschule Niederrhein, Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie
- Dr. Alexander Herzog-Stein, Leiter des Referats Arbeitsmarkt- und Arbeitszeitforschung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung
- Christopher Meier, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Krefeld
- Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein
- Dr. Ulrich Walwei, Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg
Dr. Walwei, Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, ging in seinem Vortrag „Gehen uns die Fachkräfte aus?" auf drei Fragestellungen ein.
Fachkräfterekrutierung: Gibt es aktuelle Hinweise auf einen Mangel?
Die Zahl der Arbeitslosen wird sich, nachdem sie 2005 bei fast 5 Mio. lag, in 2012 bei etwa 2,8 Mio. einpendeln. Diese Zahl zeigt, dass sich die Arbeitsmarktlage in Deutschland deutlich verbessert hat. Ein weiterer Hinweis auf diese Tendenz ist die Anzahl der Vakanzen. In 2004 kamen in Deutschland auf eine offene Stelle etwa zehn Arbeitssuchende. 2011 hingegen waren es nur noch drei Arbeitssuchende pro offene Stelle. Diese Zahlen unterscheiden sich jedoch stark nach Regionen und Berufsfeldern. Eine weitere Statistik, die Dr. Walwei vorstellte, bezog sich auf Stellenbesetzungsschwierigkeiten. Hier wurde deutlich, dass unzureichende berufliche Qualifikationen der Bewerber und zu wenige Bewerber etwa im gleichen Maße für Besetzungsschwierigkeiten verantwortlich sind. Abschließend zu dieser Fragestellung zog Dr. Walwei das Fazit, dass kein globaler Fachkräftemangel, aber durchaus Tendenzen zu einem regionalen und branchenbezogenen Fachkräftemangel bestehen.
Demographie und Arbeitsmarkt: Muss es zu einem nachhaltigen Mangel kommen?
Der Demographische Wandel sorgt für ein rückläufiges Arbeitskräfteangebot, wodurch der Druck vom Arbeitsmarkt genommen wird. Die Situation muss aber zukünftig nicht zwangsläufig für einen nachhaltigen Mangel sorgen, da sich das Wirtschaftswachstum durch schrumpfende Bevölkerungszahlen und Alterung abschwächen kann und Marktreaktionen z. B. durch Mobilität der Unternehmen und Beschäftigten oder Änderungen der Arbeitsproduktivität zu erwarten sind.
Bildung und Personalreserven: Wo liegen Potenziale zur Fachkräftesicherung?
Bei dieser Fragestellung ging Dr. Walwei zunächst darauf ein, dass die Anzahl der Personen ohne formale Qualifikation ansteigt. Ein weiteres vieldiskutiertes Potenzial zur Fachkräftesicherung ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen; hier betont Walwei, dass näherungsweise gleich viele Männer und Frauen einer Beschäftigung nachgehen, die Arbeitszeitstunden im Vergleich jedoch nach wie vor stark auseinander gehen, da viele Frauen nur teilzeit arbeiten. Weiteres Potenzial dürfte in der Zuwanderung liegen: die Nettomigrationsquote (per 1.000 Personen) stieg zwar zwischen 1985 und 1995 stark an, liegt jedoch seit 2000 bei 2 und weist eine sinkende Tendenz auf. In seinem Fazit ging Dr. Walwei auf den Wandel des Arbeitsmarkts ein, wobei langfristige Strategien zur Erschließung von Personalreserven nötig sind und auch der Wettbewerb um Nachwuchs und kluge Köpfe steigen wird.
Im zweiten Vortrag stellten Prof. Dr. Rüdiger Hamm und Angelika Jäger die Forschungsergebnisse des NIERS zum Thema „Braindrain trotz Fachkräftemangel? - Brainflows am Niederrhein und ihre Determinanten" vor.
Analysiert wurden bei dieser Studie drei Befragungen von Absolventen der Hochschule Niederrhein. Zunächst stellte Angelika Jäger die Analyseergebnisse vor und wies darauf hin, dass die Hochschule Niederrhein eine negative Brainflow-Bilanz aufweist. Dies bedeutet, dass mehr einheimische Absolventen den Niederrhein für eine Arbeitsaufnahme verlassen und nicht in der Region verbleiben, als externe Studierende nach dem Studium in der Region verbleiben. Die wichtigsten Gründe für den Verbleib bzw. das Verlassen der Region sind zum einen persönliche oder familiäre Gründe, zum anderen die Frage, ob die Absolventen eine adäquate Stelle gefunden haben. Weiche Standortfaktoren wie das regionale Image, Infrastruktur und Freizeitmöglichkeiten spielen eine nachgeordnete Rolle bei der Migrationsentscheidung. Hierbei ist festzuhalten, dass rund 40 vH der verbleibenden Absolventen ihre Stelle durch eine Verbindung zum Studium, wie z. B. Nebentätigkeiten während des Studiums, Praktika oder durch Abschlussarbeiten fanden. Dies zeigt den hohen Einfluss der Hochschule bei der Arbeitsplatzentscheidung.
Prof. Hamm befasste sich im Anschluss mit der Beurteilung dieser Ergebnisse und diskutierte mögliche Gründe für die Abwanderung der Absolventen. Er hob hervor, dass der Niederrhein für Absolventen durchaus nicht unattraktiv ist, da viele derer, die abgewandert sind, bei einem besseren Stellenangebot in der Region verblieben wären. Um herauszufinden, ob die Region einfach weniger Akademiker benötigt, untersuchte das NIERS anhand einer Shift-Share-Analyse die Fachkräftesituation am Mittleren Niederrhein und stellte eine „Unterakademisierung" der Region fest. Zum einen sind am Niederrhein besonders Branchen stark vertreten, die mit weniger Akademikern auskommen. Zusätzlich arbeiten in diesen regionalen wirtschaftlichen Strukturen deutlich weniger Akademiker als im Landesdurchschnitt. Da der Mittlere Niederrhein mehr Akademiker benötigt, die Absolventen sich dennoch aufgrund fehlender oder unpassender beruflicher Angebote zum Berufseinstieg in anderen Regionen entscheiden, sieht Prof. Hamm einen möglichen Erklärungsansatz in der Zusammenführung beider Seiten. Die Absolventen zeigen demnach nur eine bedingte Kenntnis über die relevante Unternehmerlandschaft am Niederrhein. Hier ist es wichtig, dass der wechselseitige Informationsfluss verbessert wird, um abwanderungswillige Absolventen in der Region zu halten.
In der folgenden Podiumsdiskussion wurden praxisnahe Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten auf die diskutierte Fachkräftesituation erörtert.
Dr. Walwei wies darauf hin, dass Praktika während des Studiums positive „Klebeeffekte" haben und Unternehmen und Studenten stärker und vor allem früher zusammengebracht werden sollten. Prof. Dr. von Grünberg betonte vor diesem Hintergrund die Bedeutung einer engen Verzahnung von Studium und Beruf - z. B. durch das duale Studiensystem - um anwendungsnah und praktisch auszubilden. Dr. Herzog-Stein wies vor dem Hintergrund der Diskussion um Fachkräftemangel auch auf die Bedeutung einer guten Ausbildung hin. Christopher Meier, Leiter der Agentur für Arbeit Krefeld, unterstützte diese These und bemängelte, dass etwa im Handwerk ein Drittel der Azubis ihre Ausbildung abbrechen. Prof. Dr. Cisik stellte darauf die Profilierung der Unternehmen und der Bewerber in den Vordergrund und erklärte: „Kein Bewerber muss mehr als zehn bis zwanzig Bewerbungen schreiben." Beide Seiten sollten sich die Fragen stellen: Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? Auf Seiten der Bewerber spielt dabei die Potenzialdiagnostik, auf Seiten der Unternehmen das „Employer Branding" eine immer größere Rolle. So müssen sich Unternehmen für Bewerber attraktiv darstellen. Zudem ist es wichtig, die Studierenden zu beraten und ihr Talent zu entdecken. Prof. Dr. von Grünberg forderte dafür eine stärkere Einbindung von Studienverlaufsberatern, die die Organisation und den Verlauf des Studiums begleiten. Christopher Meier setzt sogar noch früher an und fordert eine gezielte Beratung schon während der Schulzeit. Hier sollte über die Vielfalt von Berufen und Studienfächer informiert werden. Schüler sollten dabei jedoch nicht das Gefühl bekommen, dass nur ein Studium zum Erfolg im Beruf führen kann - die Aufwertung nicht-akademischer Berufe ist wichtig.
9. Regionalökonomisches Forum
Kommunen 2030 - leer & alt?
Wie wir mit dem demografischen Wandel umgehen sollten
Der demografische Wandel ist in seinen Konsequenzen für jede Altersgruppe ein beherrschendes Thema. Seit den frühen siebziger Jahren erfährt Deutschland jährlich wachsende Geburtendefizite. Zusätzlich bringt die weiter anhaltende Erhöhung der Lebenserwartung massiv steigende Anforderungen an die sozialen Sicherungssysteme mit sich. Der im Saldo positive Wanderungsaustausch mit dem Ausland wird den sozial- und wirtschaftspolitischen Reformdruck nicht nehmen können: Deutschland wird weniger, älter und bunter - welche Antworten haben wir?
Unter dem Titel „Kommunen 2030 - leer und alt? Wie wir mit dem demografischen Wandel umgehen sollten" wurde das Thema im Rahmen des 9. Regionalökonomischen Forums des Niederrhein Instituts für Regional- und Strukturforschung (NIERS) aufgegriffen. Folgende Beiträge wurden dabei zur Diskussion gestellt:
- Grußworte durch den Präsidenten der Hochschule Niederrhein (Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg)
- Herausforderungen des demografischen Wandels für Kommunen aus der Sicht der Landesregierung (Heike Weiß, Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW)
- Die Hochschule Niederrhein - ein Ratgeber zur Bewältigung des demografischen Wandels (Prof. Dr. Rüdiger Hamm, Hochschule Niederrhein, NIERS)
- Demografische Entwicklungskonzepte für Kommunen (Prof. Dr. Harald Schoelen; Christiane Goebel, Hochschule Niederrhein, NIERS)
- Das demografische Entwicklungskonzept für Geldern - Erfahrungsbericht (Ulrich Janssen, Bürgermeister der Stadt Geldern)
- Assistenzsysteme als Hilfestellungen zum Leben im Alter (Prof. Dr. Gudrun Stockmanns, Hochschule Niederrhein, Kompetenzzentrum FAST)
- Fazit durch den Präsidenten der Hochschule Niederrhein (Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg)
Der Präsident der Hochschule Niederrhein, Herr Prof. Dr. von Grünberg, eröffnete das 9. Regionalökonomische Forum und wies gleich zu Beginn darauf hin, dass der demografische Wandel alle betreffe, insbesondere Kommunen und Institutionen, wie die Hochschule Niederrhein (HSNR). Aus der Sicht der Hochschule Niederrhein stellt sich daher die Frage: Wird auch die HSNR im Jahr 2030 leer und alt sein? Dabei wies Prof. Dr. von Grünberg zunächst auf die schwierige Situation der Hochschulen allgemein hin. Zum einen gestalteten sich langfristige Planungen schwierig, da aufgrund der doppelten Abitur-Jahrgänge und der Aussetzung der Wehrpflicht zunächst mit einer Zunahme der Studentenzahlen zu rechnen sei, es danach aber zu einem starken Abfall der prognostizierten Studentenzahlen kommen werde. Zum anderen werde ein verschuldetes Bundesland wie Nordrhein-Westfalen, das sich zu einer Schuldenbremse verpflichtet hat, die Mittelzuflüsse an die Hochschulen eher kürzen als ausbauen. Beide Entwicklungen machten die Planung von langfristigen Infrastruktureinrichtungen für die Hochschulen schwierig. Infolgedessen müssten sich insbesondere öffentliche Hochschulen verstärkt nach privaten Finanziers umsehen. Dies solle, so Prof. Dr. von Grünberg, zum einen im Bereich der Forschung durch die Forschungsinstitute der Hochschule geschehen, zum anderen wolle die HSNR neue Wege einschlagen und Angebote für die private Weiterbildung einführen.
Seiteneinsteiger werden für die Zukunft der HSNR immer wichtiger. Die HSNR zieht rund 3000 neue Studenten im Jahr an. In Zukunft wird sich das Bild der Studenten deutlich verändern, unter anderem werden sie (im Schnitt) älter sein. Wenn es gelingt, viele davon nach Abschluss ihres Studiums in der Region zu halten, könnten die Absolventen, so Prof. Dr. von Grünberg, dabei helfen die Auswirkungen des demografischen Wandels in der Region abzuschwächen - die Hochschule wird also nicht leer stehen im Jahr 2030!
Herr Prof. Dr. Hamm, Institutsleiter des NIERS und Moderator des Forums, wies darauf hin, dass sich in Zukunft der Wettbewerb um Studenten verschärfen werde. Je innovativer die „Produkte" seien, die eine Hochschule anbietet, desto einfacher werde es für sie, Studenten anzulocken. Die HSNR war hier in der Vergangenheit gut aufgestellt, so Prof. Dr. Hamm. Sie führte als erste Hochschule deutschlandweit duale Studiengänge ein, die heute als „Krefelder Modell" bekannt sind. Prof. Dr. Hamm leitete über zu Frau Weiß, die als Referentin Herrn Lessmann aus dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen vertrat.
Frau Weiß unterstrich die Auswirkungen des demografischen Wandels mit eindrucksvollen Zahlen. So wird die Einwohnerzahl der jüngeren Bewohner bis zum Jahr 2030 um 15% sinken. Der Anteil der Älteren wird dagegen steigen, insbesondere der Teil der über 80-jährigen. Heute sind 3% der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen pflegebedürftig, 70% davon werden zu Hause gepflegt, darüber hinaus gibt es rund 2.000 Pflegedienste. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Anzahl der Pflegebedürftigen in etwa verdoppeln.
Insbesondere das Land Nordrhein-Westfalen hat nach Aufforderung von Frau Weiß aufgrund der Heterogenität seiner Kommunen besondere Herausforderungen zu meistern. Das Leitthema des Ministeriums sei es, eine altersgerechte Quartiersentwicklung zu ermöglichen. Älteren Menschen solle die Möglichkeit gegeben werden, aktiv zusammenzuleben und in einer solidarischen Gesellschaft ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Für viele ältere Menschen komme ein Umzug in ein Heim nicht in Frage, deshalb gelte es, ein geeignetes Wohnumfeld zu schaffen, um ein Leben in gewohnter Umgebung zu ermöglichen. Hierfür sei eine bestimmte Struktur in den Quartieren nötig. So müssten in unmittelbarer Nähe Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Restaurants und Cafés zu finden sein bzw. es müsse für ausreichend Mobilität gesorgt werden.
Die Landesregierung biete bei der Planung einer altersgerechten Quartiersentwicklung ihre Hilfe an. Hierfür hat das Landesministerium den Master-Plan „Quartier" entwickelt. Den Kommunen wird ein „Baukasten" zu Verfügung gestellt, in dem die Kommunen Know-how abfragen können. In einem ersten Schritt müssten die Kommunen ihre IST-Situation analysieren. In einem zweiten Schritt sollten die Kommunen zusammen mit den Bürgern Handlungsstrategien entwickeln. Die Module hierfür könnten individuell angepasst werden. Es gebe keinen fixen Plan, da die Kommunen aufgrund ihrer großen Unterschiede individuell handeln müssten.
Bei der geplanten Novellierung des Landespflege- und des Wohn- und Teilhabegesetzes wolle sich das Ministerium mit den Interessenverbänden abstimmen. Frau Weiß machte darauf aufmerksam, dass das Statistische Bundesamt vor einem Mangel an Pflegekräften warnt. So würden im Jahr 2025 etwa 150.000 Pflegekräfte fehlen. Schon im letzten Jahr wurden Schätzungen zufolge 3.000 Pflegekräfte zu wenig ausgebildet. Um den dauerhaften Fehlbetrag an Pflegekräften abzubauen, wolle das Ministerium eine Ausbildungsumlage schaffen und die Akademisierung der Pflegeberufe fördern. Hierzu müssten die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen mehr gesundheitsorientierte Studiengänge anbieten, um so das Image der Pflegeberufe zu verbessern. Außerdem solle das Berufsanerkennungsverfahren für Migranten erleichtert werden, so Frau Weiß, um mehr Fachkräfte gemäß ihrer Ausbildung beschäftigen zu können.
In der anschließenden Diskussion wies Herr Prof. Dr. von Grünberg darauf hin, dass die Akademisierung der Gesundheitsberufe an der HSNR mit drei angebotenen Studiengängen schon sehr weit fortgeschritten sei.
Herr Prof. Dr. Hamm wies in seinem Vortrag darauf hin, dass die Kommunen aufgrund des demografischen Wandels ihre Infrastruktur erneuern müssten. Was angesichts der angespannten finanziellen Lage problematisch erscheint. Obwohl die Bevölkerungszahl abnehme, werde die Wohnungsnachfrage zunehmen, vor allem qualitativ. Außerdem werde sich die Nachfrage nach Wohnungen verändern, da unter anderem die Anzahl der 1-Personen-Haushalte in den nächsten Jahren weiter ansteigen werde. Zudem würden sich das Konsumverhalten und die Kaufkraft verändern, da bspw. die Sparquote von jungen Menschen wesentlich höher ist als die von älteren Menschen. Infolge dieser Entwicklungen würden sich auch die Einnahmen der Kommunen verändern. Prof. Dr. Hamm wies darauf hin, dass der demografische Wandel, wie so viele Probleme in der Volkswirtschaft, interdependent sei und somit nahezu alle Bereiche betreffe.
In Anschluss an die Ausführungen zu den Auswirkungen des demografischen Wandels gab Herr Prof. Dr. Hamm einen Überblick darüber, wer an der Hochschule Niederrhein bei welchen „Problemen" helfen könne. Dabei wurde deutlich, dass sehr viele Fragestellungen durch Forscher der Hochschule Niederrhein abgedeckt werden können. In folgenden Themenfeldern kann die Hochschule Niederrhein mit Analysen, Handlungskonzepten und anwendungsorientierter Forschung unterstützen:
1.Betroffenheit einer Kommune
2.Konsequenzen für den Arbeitsmarkt und den Personaleinsatz in Unternehmen
3. Kommunale Handlungskonzepte
4. Veränderte Konsumstrukturen
5. Kommunale Einnahme- und Ausgabewirkungen
6. Anpassungsbedarf im Stadtteil/Wohnquartier
7. Ältere Menschen (u.a. Leben und Wohnen, Spracherkennung, Bildung im Alter)
8. Ernährung
9. Infrastrukturbedarf
10. Gesundheitswesen
Die aufgeführten Bereiche seien dabei nicht als abschließend zu betrachten, sondern sollen einen (Teil-) Überblick darüber geben, was die Hochschule Niederrhein in diesem sehr breiten Themenspektrum anbieten könne.
Herr Janssen der Bürgermeister der Stadt Geldern machte in seinem Vortrag darauf aufmerksam, dass für viele Prognosen, wie auch die zum demografischen Wandel, ein Anfangszeitpunkt und ein Endzeitpunkt ausgewählt werde und danach das Modell berechnet werde, allerdings häufig ohne die Handlungen der Menschen in der Zwischenzeit in das Modell einzubeziehen. Herr Jansen empfahl seinen Kollegen, zunächst zu untersuchen was die jeweilige Stadt/Kommune alleine, ohne ihre Nachbarn, ohne den Kreis und ohne das Land tun könne. Als einfach durchzuführendes Beispiel nannte er Steckdosen für E-Bikes, die in Geldern installiert wurden. Auch könnten Städte selbstständig eine Bedarfsabfrage für den ÖPNV durchführen und z.B. Sammelbusse oder Sammeltaxis organisieren. Herr Janssen betonte, wie zufrieden er mit dem Gutachten gewesen sei, welches NIERS für die Stadt Geldern erstellt hatte. Dieses Gutachten sei nicht nur eine große fachliche Hilfe gewesen, sondern diene auch als wissenschaftliches Konzept, das die demokratische Entscheidungsfindung erleichtert.
Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Janssen stellten Herr Prof. Dr. Schoelen und Frau Christiane Goebel vom NIERS das demografische Entwicklungskonzept, das für die Stadt Geldern erstellt wurde, vor. Prof. Dr. Schoelen gab zunächst einen Überblick über die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten und skizzierte kurz die Folgen u.a. für die Haushaltsentwicklung, die Konsumstrukturen und den Arbeitsmarkt. Zudem stellte Prof. Dr. Schoelen den modularen Beratungsansatz, nach dem das demografischen Entwicklungskonzept für Geldern erstellt wurde, vor:
1. Zunächst wurde eine Stärken-Schwächen-Analyse vorgestellt, bei der retrospektiv Kennzahlen zu Bevölkerung, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Haushaltsentwicklung etc. für Geldern und benachbarte Kommunen zusammengestellt und analysiert wurden. Zudem wurden kurz die Ergebnisse der Einwohnervollerhebung für die Kernstadt Geldern sowie die Ortsteile vorgestellt, die Hinweise darauf liefern kann, wo in Zukunft Handlungsbedarfe zuerst entstehen können.
2. Im zweiten Schritt wurde die Verflechtungsanalyse vorgestellt, bei der die Verflechtungen Gelderns mit den umliegenden Kommunen im Hinblick auf Bildungs- und Arbeitsmarkt näher erläutert wurden.
3. Drittens wurde die Bevölkerungsvorausberechnung für Geldern und umliegende Kommunen präsentiert. Die Vorausberechnungen wurden für verschiedene Alterskohorten („Kleinkind", „Kindergarten", „Grundschule", „Familienbildung" etc.) durchgeführt, um die potenzielle Entwicklung der Bevölkerung in den unterschiedlichen Lebensphasen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen skizzieren zu können. Mit Hilfe eines Ampelsystems wurden die Handlungsoptionen und -not-wendigkeiten für alle Altersgruppen nähergebracht.
4. Im nächsten Schritt wurde das Restriktionsmodell - ein neues sozialgeografisches Modell - vorgestellt, mit dessen Hilfe die Handlungsansätze für verschiedene Bereiche des Arbeitsmarktes sowie den Bereich „Leben im Alter" für Geldern entwickelt bzw. abgeleitet wurden.
5. Weitere in das demografische Entwicklungskonzept einfließende Aktivitäten waren die Durchführung einer Bevölkerungs- und Passantenbefragung mit abgestimmtem Fragebogen, Besuche in Schulen und eine Schülerbefragung sowie die Erörterungen in kommunalen Gremien (Rat, Fachausschüsse, Arbeitskreise)
Abschließend stellte Prof. Dr. Schoelen exemplarisch einige Handlungsempfehlungen, die im Rahmen des Workshops zum Arbeitsmarkt entwickelt wurden, vor. Als übergeordnete Handlungsansätze wurden u.a. der Erhalt der Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit älterer Menschen, die Neuausrichtung des ÖPNV sowie die Weiterentwicklung der interkommunalen Zusammenarbeit näher erläutert. Frau Christiane Goebel stellte, ebenfalls exemplarisch, einige Handlungsempfehlungen aus dem Themenfeld „Leben im Alter" vor. Als übergeordente Handlungsansätze wurden z.B. die Erleichterung altersgerechten Wohnens und einer altersgerechten Versorgung, die Aufwertung und der altersgerechte Umbau von Wohnungsbeständen sowie die Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln und das Vorhandensein eines attraktiven ÖPNV thematisiert.
In einem abschließenden Vortrag stellte Frau Prof. Dr. Stockmanns vom Kompetenzzentrum FAST verschiedene technische Hilfestellungen vor, die das Leben im Alter erleichtern können. Dazu gehören insbesondere elektronische Assistenzsysteme. Das Kompetenzzentrum beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung und Markteinführung dieser Systeme. Ziel dieser Systeme sei es, ein längeres Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen. Die Assistenzsysteme seien geeignet für die stationäre und die ambulante Betreuung und schaffen mehr Freiräume für das Pflegepersonal. Im Rahmen des Forums stellte Prof. Dr. Stockmanns exemplarisch zwei Systeme vor. Sie erläuterte zum einen die Funktion eines Awareness-Assistenten als Beispiel für ein elektronisches Assistenzsystem. Zum anderen stellte sie die sogenannte „Just-in-Time-Assistence" als ein weiteres Forschungsgebiet vor.
Als Beispiel aus einer aktuellen Kooperation mit dem Fraunhofer Institut, präsentierte Prof. Dr. Stockmanns einen Awareness-Assistenten. Er solle dabei helfen, sich an wichtige Dinge des Alltags, wie Medikamenteneinnahme, Trinken und Essen, zu erinnern. Zusätzlich könne er feststellen ob Seife, Zahnbürste oder Toilette benutzt wurden. Der Awareness-Assistent wird möglichst unauffällig in die Umgebung eingebettet, bspw. in den Badezimmerspiegel. Er reagiert, wenn etwas nicht passiert und ist damit geeignet für Menschen mit leichter Desorientierung. Er lässt sich außerdem mit zusätzlichen Eigenschaften (bzw. Installationen), wie bspw. einer Wetterkarte oder einem kleinen TV-Bildschirm, ausstatten. So könnte es u.U. mittelfristig gelingen, diese Systeme in den Alltag jüngerer Menschen zu integrieren und bei Bedarf (im Alter) entsprechend anzupassen, d.h. vom Unterhaltungssystem zu einem elektronischen Hilfsassistenten umzurüsten.
Ein weiteres Forschungsgebiet stellte die sogenannte „Just-in-Time-Assistence" dar. Hierbei wird versucht herauszufinden, was in einer altersgerechten Wohnung installiert werden müsse, bzw. wo Sensoren eingesetzt werden könnten. Dabei gelte es nicht nur zu erforschen was technisch machbar sei, sondern auch die Überlegung anzustellen, wie die Systeme in das normale Umfeld integriert werden könnten. Ziel sei u.a. eine Aufwandsreduzierung, so dass Pflegekräfte nur noch kommen müssten, wenn sie wirklich benötigt werden.
Diese Dienste funktionierten allerdings nur, wenn alle Partner koordiniert würden. Jedoch stelle sich immer wieder das Problem der Finanzierung. Als Vorteil erweise sich, dass Deutschland eine bereits sehr gut ausgebaute Infrastruktur besitze, die Bewohner als technikaffin gelten und laut Umfragen dazu bereit sind bis zu einem Drittel der Kosten für elektronische Assistenzsysteme selbst zu übernehmen.
Abschließend fasste Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg in einem kurzen Statement die Inhalte des Forums noch einmal zusammen.
8. Regionalökonomisches Forum
Kommunalfinanzen in der Krise-
Handlungsnöte und -möglichkeiten
Viele der kommunalen Gebietskörperschaften in Nordrhein-Westfalen stehen am finanziellen Abgrund. Fast 40 Prozent der Gemeinden und Gemeindeverbände befanden sich im letzten Jahr in der Haushaltssicherung - hiervon 80 Prozent sogar im Nothaushaltssrecht.
Ein nicht ausgeglichener Haushalt hat zur Folge, dass die Kommunen der Bezirksregierung ein Konzept vorlegen müssen, indem sie Wege und Zeitpunkt aus der Krise festlegen, zu dem dieser Ausgleich wieder erreicht werden kann. Gerade mal acht Kommunen schafften 2010 einen echten Ausgleich. Gelingt der fiktive Haushaltsausgleich, dann in der Regel nur durch Eigenkapitalverzehr. Im gravierendsten Fall droht, durch die bilanzielle Überschuldung, der Wegfall selbst der letzten Handlungsspielräume für eine zunehmende Anzahl von Kommunen. Die Städte und Gemeinden müssen tätig werden - die Konsolidierung ist ohne Alternative. Die Auswirkungen sind für jeden sicht- und spürbar.
Das 8. Regionalökonomische Forum am 19. Mai 2011, organisiert vom Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung (NIERS) griff das Thema „Verschuldete Kommunen" auf und stellt folgende Beiträge zur Diskussion:
- Wege aus der kommunalen Schuldenfalle (Prof. Dr. Martin Junkernheinrich)
- Niederrheinische Kommunen im Konsolidierungszwang (Prof. Dr. Harald Schoelen)
- Gemeindefinanzsituation und Handlungsalternativen aus kommunaler Sicht (Gabriele C. Klug)
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich, Inhaber des Lehrstuhls für Stadt-, Regional- und Umweltökonomie der Technischen Universität Kaiserslautern mit besonderem Fokus auf finanzwissenschaftlichen Aspekten, stellte in seinem Vortrag ein politisches Lösungskonzept für die Entschuldung der Kommunen vor.
Das Problem liegt in der Fehlentwicklung vieler kommunaler Haushalte, die sich im strukturellen Defizit und in massiven Kassenkrediten verdeutlichen. Die dadurch anfallenden Zinsen stellen eine enorme Mehrbelastung für den Haushalt vieler Kommunen dar. Das Kassenkreditvolumen deutscher Kommunen belief sich 2009 auf mehr als 20 Milliarden Euro. Die Problemkonzentration, insbesondere in Westdeutschland, wird vom Krisentrio Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen angeführt. Die Städte mit der höchsten Kassenkreditaufnahme sind Oberhausen, Hagen und Remscheid; Mönchengladbach belegt den siebten Rang. Das strukturelle Defizit umfasst den Teil des Gesamtdefizits der öffentlichen Haushalte, der den akzeptierten Umfang staatlicher Kreditfinanzierung überschreitet. Dieses beträgt in Deutschland jährlich mehr als 2,1 Milliarden Euro. Das Problemkonzept geht auf drei Szenarien ein, die eine Prognose der voraussichtlichen Verschuldungshöhe bis 2020 beinhalten.
Herr Prof. Dr. Junkernheinrich beendete die Szenariendarstellung mit der Aufforderung zum schnellen Handeln, um den weiteren Anstieg der Schulden zu bremsen und ein Umdenken herbeizuführen. Dabei deutete er an, dass Bankinstitute zukünftig durch ihre Kreditvergabepraxis ebenfalls einen erheblichen Einfluss ausüben werden.
Das Hauptziel besteht in der nachhaltigen Wiederherstellung der kommunalen Handlungsfähigkeit, die am Beispiel NRW erläutert wurde. Dieses Ziel beinhaltet zum einen die Wiederherstellung einer nachhaltigen Haushaltsführung, die den kommunalen Haushaltsausgleich in allen Gemeinden sowie die Entlastung der Kommunen in Notlagen vorsieht. Zum anderen wird, mit Hilfe von Maßnahmen zur Einnahmenerhöhung und zur Aufgabenreduktion, eine dauerhafte Sicherung einer aufgabengerechten Finanzausstattung angestrebt. Es sollte möglichst schnell ein Haushaltsausgleich in allen Kommunen sowie die Tilgung der Kassenkredite und die Reduktion der Schulden um 50 % in 10 Jahren erreicht werden.
Der idealtypische Konsolidierungsweg zur Zielerreichung sieht einen Sechsjahresplan vor, mit der Unterstützung des Landes und dem Beitrag der kommunalen Solidargemeinschaft. Der Hauptteil der Konsolidierung erfolgt über die Eigenleistung der Hilfeempfänger durch straffe Maßnahmen.
Der Finanzbeitrag von Bund, Empfänger, Land und der kommunalen Familie verteilt sich wie folgt:
- Bund: Höhere Beteiligung an kommunalen Sozialleistungen (Grundsicherung, Eingliederungs-hilfe)
- Empfänger: Steuererhöhung, Haushaltskonsolidierung und eigene Kredittilgung
- Land: Entschuldungshilfe und Höherdotierung des kommunalen Finanzausgleich
- Kommunale Familie: Solidarbeitrag plus Aktualisierung des Soziallastenansatzes
Für eine dauerhafte strukturelle Verbesserung der Finanzausstattung wurden vier Konsolidierungsmodelle vorgestellt, die unterschiedliche Höhen der Finanzierungsträger in der Beteiligung vorsehen.
Durch die Tatsache der Überschuldung kommunaler Haushalte durch Kassenkredite und dem strukturellen Defizit kommt Prof. Dr. Junkernheinrich zu dem Schluss, dass schnelles und gemeinsames Handeln zwingend erforderlich ist, welches gemeinwohlorientiert und nachhaltig gestaltet sein sollte.
Der zweite Vortrag „Niederrheinische Kommunen im Konsolidierungszwang" von Prof. Dr. Harald Schoelen, Professor für Volkswirtschaftslehre insbesondere für Finanzwissenschaft und Wirtschaftsförderung und stellvertretender Leiter am Institut Niers, thematisierte die derzeitige finanzielle Situation der Kommunen am Niederrhein. Zu Beginn wurde ein fünfstufiger Eskalationsprozess der allgemeinen Haushaltsgrundsätze vorgestellt, der die Gefährdung eines Haushaltssicherungskonzepts (im Folgenden HSK) signalisiert, mit der Konsequenz, nicht genehmigungsfähig zu sein:
- Stufe 1: echter Haushaltsausgleich
- Stufe 2: fiktiver Haushaltsausgleich
- Stufe 3: genehmigte Verringerung der allgemeinen Rücklage
- Stufe 4: nicht genehmigungsfähiges HSK ohne Überschuldung
- Stufe 5: nicht genehmigungsfähiges HSK mit Überschuldung
Festzuhalten ist, dass die finanzielle Lage der Kommunen in NRW durch eine zunehmende Verschuldung gekennzeichnet ist. Für das Jahr 2010 erreichten lediglich neun von 430 Kommunen einen echten Haushaltsausgleich, während 138 HSK nicht genehmigt wurden.
Am Niederrhein verfügt zum 31.12.2010 keine Kommune über einen echten Haushaltsausgleich und ein genehmigtes HSK. Betrachtet und verglichen wurden im Detail die Kommunen Mönchengladbach, Viersen, Krefeld und Neuss. Die Städte Mönchengladbach und Viersen sind im Eskalationsprozess der Stufe fünf zuzuordnen. Neuss entspricht dem fiktiven Haushaltsausgleich der Stufe zwei. Das HSK der Stadt Krefeld befindet sich im Genehmigungsprozess, ist aber voraussichtlich der Stufe vier zuzuordnen.
Beim Vergleich der ordentlichen Erträge, Steuern, Zuwendungen, Umlagen und Aufwendungen (Personal-, Transfer-, Sach- und Dienstleistungsaufwendungen) der einzelnen Kommunen am Niederrhein, sind folgende Entwicklungen zu sehen:
- Unstetige Entwicklung der Gewerbesteuer im Konjunkturverlauf
- Neufestsetzung der fiktiven Hebesätze führt zu stärkeren Anhebungen bei der Grundsteuer B und mäßigen Anhebungen bei der Gewerbesteuer (Wettbewerbs- und Standortnachteil als Folgen)
- Personal- und Transferaufwendungen als Damoklesschwerter für einen strukturell ausgeglichenen Haushalt
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die kommunale Finanzsituation, unter Berücksichtigung der ab 2009 anzuwendenden Vorschriften des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF), in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert hat. Die negative Entwicklung der Finanzergebnisse und des Eigenkapitals führt dazu, dass nur wenige Gemeinden eine gute Perspektive haben. Insgesamt wird sich die Schuldensituation am Niederrhein höchstwahrscheinlich verschärfen.
Im dritten Vortrag stellte die Kämmerin der Stadt Köln, Gabriele C. Klug, die „Gemeindefinanzsituation und Handlungsalternativen aus kommunaler Sicht" am Fallbeispiel Köln dar.
Die Stadt Köln kämpft mit einem unausgeglichenen Haushalt, hohem Vermögensverzehr, mit ständig steigenden Sozialleistungen und nicht refinanzierten Aufgabenübertragungen durch Bund und Land. Als Folge der Defizite setzt die Stadt Köln ein zehnjähriges Sanierungskonzept auf, mit dem Ziel des Haushaltsausgleichs und der freiwilligen Verpflichtung zur Aufstockung des Vermögens. Die hohe Schuldenbelastung (langfristige Verbindlichkeiten 2,5 Mrd. €, Kassenkredite: 41 Mio. €) hat negative Folgen für die Standortqualität, da der Gestaltungsspielraum der Kommune stark eingeschränkt wird. Trotzdem bestehen für die Stadt wichtige Potentiale, die in den Reurbanisierungs- und Konzentrationsprozessen der Region gesehen werden.
Für eine wirksame und nachhaltige Haushaltskonsolidierung als strategisches Ziel, sieht die Stadt Köln Maßnahmen im Rahmen der Aufwandsreduzierung z.B. durch die Stärkung von Kooperationen sowie der Ertragssteigerung z.B. durch die Anhebung des Gewerbesteuersatzes vor. An dieser Stelle seien die politische Durchsetzbarkeit und die Wirkung beim Bürger zu hinterfragen. Auch hier zielt das Konsolidierungsvorhaben auf die nachhaltige Wiederherstellung der kommunalen Handlungsfähigkeit. Dies könne allerdings nur im Zusammenspiel mit Land, Bund und der massiven Eigen-anstrengungen der Kommunen gelingen.
Für eine erfolgreiche Konsolidierung und Sanierung des Haushalts sei die Integration eines umfassenden Steuerungs- und Koordinationskonzepts „Controlling" in die kommunalen Prozesse notwendig. Dieses ermögliche die Identifikation der Potenziale, die Entwicklung von Kennziffern sowie die Untersuchung ihrer Auswirkungen, welches dem Konsolidierungsprozess mehr Transparenz verschafft.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass viele Kommunen in NRW hochverschuldet sind und nur noch wenige finanziell gut da stehen. Die Ursachen für die sich zuspitzende kommunale Finanzlage werden insbesondere in dem Rückgang der Steuereinnahmen und in den gleichzeitig steigenden Sozialausgaben der Städe und Gemeinden - etwa für die Sozialhilfe und die Unterkunft von Hartz-IV-Empfängern - sowie in der Nutzung von Kassenkrediten zur Schuldenfinanzierung gesehen. In der Folge schränken diese Belastungen den Gestaltungsspielraum auf lokalpolitischer Ebene enorm ein und wirken sich insbesondere auf die Investitionstätigkeit einer Kommune aus.
Vorträge
Prof. Dr. Martin Junkernheinrich (Technische Universität Kaiserslautern):
Wege aus der kommunalen Schuldenfalle
Prof. Dr. Harald Schoelen (Stellvertretender Institutsleiter NIERS, Hochschule Niederrhein):
Niederrheinische Kommunen im Konsolidierungszwang
Gabriele C. Klug (Kämmerin der Stadt Köln):
Gemeindefinanzsituationen und Handlungsalternativen aus kommunaler Sicht
7. Regionalökonomisches Forum
Kreative Klasse und Kreativwirschaft - Motoren der regionalen Wirtschaftsentwicklung?
Mit der Veröffentlichung seiner Theorieansätze hat Richard Florida in Politik, Öffentlichkeit und unter Regionalökonomen ein breites Echo hervorgerufen – viel wurde in den letzten Jahren über das Potenzial von Kreativer Klasse und Kreativwirtschaft diskutiert. In einem breit angelegten Forschungsprojekt überprüfte das Niederrhein Institut für Regional und Strukturforschung (NIERS) Floridas Thesen für die nordrheinwestfälischen Regionen. Zum Projektabschluss organisierte NIERS am 09. November 2010 in der Hochschule Niederrhein (Mönchengladbach) das 7. Regionalökonomische Forum zum Thema „Kreative Klasse und Kreativwirtschaft – Motoren der regionalen Wirtschaftsentwicklung?“. Neben ausgewählten Fachvorträgen diskutierten über 40 Wirtschaftsförderer, Regionalökonomen und ‐forscher während des Forums über Inhalt, Konsequenzen und Anwendung der Theorieansätze Floridas im regionalwirtschaftlichen Kontext. Im Folgenden werden die Inhalte der Fachvorträge kurz vorgestellt – in Absprache mit den Referenten sind die Vorträge, sofern als Powerpoint‐Präsentation vorhanden, zudem als Downloads erhältlich.
Prof. Dr. Haselbach gab eine generelle Einleitung zu den Themen Kulturwirtschaft, Kreativwirtschaft und Kreative Klasse. Dabei ging er besonders auf die Begriffsabgrenzungen und systematische, konzeptionelle Modelle der Kreativwirtschaft ein. So besprach er z.B. ein die Musikbranche beschreibendes Modell und unterstrich anhand dieses Beispiels die hohe Konjunkturabhängigkeit der Kultur‐ und Kreativwirtschaft. Der Vortrag wurde mit konkreten Empfehlungen für eine Unterstützung und Förderung der Kulturwirtschaft beschlossen. Kontakt zu Prof. Dr. Haselbach und weitere Informationen zur Kultur‐ und Kreativwirtschaft finden Sie auf der Homepage der Infora Consulting Group, unter
Professor Dr. Hamm erläuterte zunächst die Theorieansätze Floridas. Dann ging er auf die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Kreativen Klasse und der Kreativwirtschaft ein; diesbezüglich wurde sein Vortrag durch die Kurzpräsentation einer themenbezogenen Bachelorarbeit (Scholz, A. 2010) ergänzt. Hamm stellte anschließend die Ergebnisse des bei NIERS durchgeführten Forschungsprojektes „Bedeutung der Kreativen Klasse für die nordrhein‐westfälischen Regionen“ vor. Hierbei flossen empirisch fundierte Ergebnisse und Vergleiche mit der Humankapitaltheorie in den Vortrag ein.
In der anschließenden Diskussion bereicherte Frau Landsberg vom Beratungs‐ und Planungsunternehmen agiplan den Vortrag mit dem Hinweis auf die Möglichkeit einer Erweiterung der Indikatoren um den von Florida vorgeschlagenen „Gay‐Index“ als Messwert für Toleranz, den agiplan in einem ähnlichen Forschungsprojekt auf der Basis eines deutschlandweiten Datingportals erstellt hat.
Herr Noll ging als Vertreter der Politik in seinem Vortrag zunächst auf die politische Grundüberzeugung ein: Kreative sind zu fördern, besonders die Innovationsförderung nimmt im politischen Bereich bereits einen hohen Stellenwert ein. Im Ministerium stießen die Modellansätze Floridas dementsprechend auf breite Resonanz, die u.a. zur Förderung des Forschungsprojektes bei NIERS führte. Inwiefern eine Förderung der Kreativen unter dem Einfluss der neuen Landesregierung realisiert wird, ist laut Noll noch nicht abzusehen. Daher behandelte der Vortrag vor allem mögliche politische Betätigungsfelder, die Noll im Rahmen der anwendungsorientierten Förderung der Kreativwirtschaft sieht. Hier betrachtete er Möglichkeiten im Zusammenhang mit den aktuellen Diskussionen um das Thema Fachkräftemangel bzw. ‐sicherung, die Integrationspolitik und Betätigungen im Bereich des Städtebaus (z.B. Errichtung von Forschungszentren, Ateliers, etc.). Als weitere Punkte nannte er die Förderung kultureller Events und eine spezifische, branchenorientierte Clusterförderung, mit der auch kleinere Städte bestimmte kreative Branchen fördern können.
Herr Preen stellte die Wirtschaftsförderung der Stadt Krefeld und ihre branchenorientierten Aktivitäten vor; als empirische Grundlage diente eine wissenschaftliche Untersuchung zu Kompetenzfeldern und Wachstumsbranchen der Stadt. Diese zeigt u.a., dass in Krefeld nur 266 Unternehmen (ca. 8% aller Unternehmen Krefelds) der Kreativwirtschaft zuzurechnen sind. Preen deutete auf dieser Basis darauf hin, dass in Krefeld mit einem Anteil von 34% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im produzierenden Sektor die Kreativwirtschaft nicht die höchste Priorität hat. Anschließend stellte er die die Kultur‐ und Kreativwirtschaft fördernden Aktivitäten vor: wichtige Punkte sind die Förderung regionaler Netzwerke (z.B. texellence), Kooperationen mit Stadtmarketing, Kulturbüro und Marketing Club (z.B. „Business Breakfast“), die Immobilienwirtschaft (Schaffung und Förderung von Lofts, Studio‐ und Probenräumen, etc.) und die Förderung kulturorientierter Events (z.B. „Krefelds Kreative“ 24. – 25. Februar 2011). Warnend ging der Vortrag auf mögliches Konfliktpotenzial und die Gefahr des Fehlinvestments bei der Förderung der Kreativen ein: als Beispiel wurde die Kulturpolitik bzgl. des Gängeviertels in Hamburg angeführt. In der anschließenden Diskussion konnte der Forumsteilnehmer Mark Nerlich (TU Hamburg‐Harburg) direkt auf diesen Punkt eingehen.
Herr Lippert stellte von Anfang an seine Überzeugung in den Vordergrund: Ja, Kreative brauchen ein Clustermanagement. Zu den Aktivitäten im Rahmen des Clustermanagements, die er zudem als Ziele für Creative.NRW vorstellte, zählten: ‐ Unterstützung von Kreativen z.B. durch Anbieten von Hilfestellungen (Seminare, Workshops, etc.) ‐ Unterstützung einer Art „Dachmarke“ der Kreativen, „Sprachrohr“ und Vermittler zwischen Kreativen und Politik bzw. Öffentlichkeit ‐ Unterstützung der disziplinübergreifenden Vernetzung und des aktiven Austauschs von Kreativen Herr Lippert beendete seinen Vortrag mit klaren Forderungen: Kultur‐ und Kreativförderung sollte eher als Investition anstatt als Subvention betrachtet werden. Kreativität sollte von Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaftsförderungen vermehrt als Hard Factor betrachtet und dementsprechend behandelt werden. Diskutiert wurden im Anschluss vor allem die Fragen der Nachhaltigkeit des Clustermanagements und der Möglichkeit einer Selbstfinanzierung, die nicht auf öffentliche Fördermittel angewiesen ist. In diesem Rahmen wurde eine ökonomische Einordnung der Kreativwirtschaft angeregt; hier stellt sich die Frage der Messbarkeit des gesellschaftlichen Mehrwertes und externer Effekten der Kultur‐ und Kreativwirtschaft.
Neben seiner forumsbegleitenden Funktion als Moderator beschloss Herr Wenke die Veranstaltung mit einem zusammenfassenden Fazit. Die vielbeachteten Theorien zur Förderung der Kreativen Klasse und Kreativwirtschaft zielen auf die Idee ab, dass durch die Förderung der Kreativen ein positiver Einfluss auf Investoren, Unternehmen und auch die „nichtkreativen“ sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Region erfolgt. Durch das Forum hindurch zog sich dementsprechend die Überzeugung: Ja, Kreativwirtschaft und Kreative Klasse können als Motoren der regionalen Wirtschaftsentwicklung gesehen werden. Bei der Anwendung und Umsetzung der Theorieansätze Floridas vor dem Hintergrund der Regionalökonomie tauchen jedoch grundsätzliche Fragen auf, so z.B.: Wer ist kreativ, wer nicht? Ist die Einordnung nach Berufsgruppen die richtige Vorgehensweise zur Klärung dieser Frage? Wie kann eine anwendungsorientierte Umsetzung der Theorieansätze im Detail aussehen, im regionalen wie regionsübergreifenden Kontext? Was ist der gesellschaftliche und ökonomische Mehrwert der Kultur‐ und Kreativwirtschaft, wie kann man diesen berechnen? Hat die Förderung einen nachhaltigen Effekt? Teilweise, jedoch nicht erschöpfend, konnten die Fachvorträge und Diskussionen auf diese Fragen eine Antwort finden – die Themen Kreativwirtschaft und Kreative Klasse bieten dementsprechend weiteres Diskussions‐ und Forschungspotential.
Präsentation und Vorträge
Veranstaltungsbericht
Prof. Dr. Hamm: Der regionalwirtschaftliche Impuls der Kreativen - Empirische Ergebnisse
Prof. Dr. Haselbach: Der regionalwirtschaftliche Impuls der Kreativen
Eckard Preen: Die Rolle der Kreativen aus Sicht der Wirtschaftsförderung in einem Oberzentrum (Auf Antrage)
Abschlussbericht Kreative Klasse: Teil 1
Abschlussbericht Kreative Klasse: Anhang
6. Regionalökonomisches Forum
Struktur- und Standortanalysen als Instrument der kommunalen Wirtschaftsförderung
Auf dem 6. Regionalökonomischen Forum haben wir mit den Teilnehmern über das Thema "Struktur- und Standortanalysen als Instrument der kommunalen Wirtschaftsförderung" diskutiert und ein Konzept von NIERS präsentiert.
Zunächst wurde das Aufgabenspektrum von NIERS vorgestellt. Projekte von NIERS werden vor allem in den Bereichen Struktur- und Standortanalysen, Bewertung von Infrastrukturprojekten, aber auch Demografie, Stadtteilmonitoring und Arbeitsmarkt bearbeitet.
Anschließend wurden die Ergebnisse einer Befragung vorgestellt, bei der NIERS den Analysebedarf von Wirtschaftsförderern erfragt hatte. An regelmäßgien Analysen sind Wirtschaftsförderer besonders in den Bereichen Wirtschaftliche Entwicklung, Strukturwandel und Kommunale Kennziffern sowie dem Themenfeld Demografischer Wandel interessiert. Das Ergebnis der Umfrage wurde zum Anlass genommen, ein Forum zum Thema Struktur und Standortanalysen zu organisieren, da ein entsprechendes Konzept von NIERS drei der vier meistgenannten Themenfelder des regelmäßigen Analysebedarfs umfasst.
Im Hauptteil der Veranstaltung stellten Mitarbeiter des Instituts drei Bausteine des Konzepts von NIERS zu einer Struktur- und Standortanalyse vor.
1. Indikatorenvergleich: Der Indikatorenvergleich besteht aus Kennziffern zu verschiedenen standortrelevanten Themenfeldern, welche einen schnellen Überblick über die Qualität und Entwicklung eines Standorts ermöglichen und eine Vergleichbarkeit zu übergeordneten Gebietseinheiten herstellen. Im vorgestellten Modell wurde je ein Indikatorenset zu den Bereichen Bevölkerung und Wirtschaft/Entwicklung/Wohlstand erstellt.
Diskussion: Der Indikatorenvergleich ist laut einigen Forumsteilnehmern besonders als Instrument des Benchmarkings interessant. Oft sei neben dem Vergleich mit übergeordneten Gebietseinheiten auch der Benchmark zu Nachbarkommunen oder -kreisen gewünscht. In vielen Kommunen würden Indikatorenvergleiche bereits selbstständig angefertigt und eingesetzt, eine Auslagerung dieser Aufgabe an ein Forschungsinstitut würde aber eine Erleichterung bedeuten und zur Systematisierung und Verstetigung dieser Analyse beitragen.
2. Kommunale Strukturanalyse: Eine Strukturanalyse stellt die Wirtschaftsstruktur einer Kommune dar und zeigt strukturelle Veränderungen und Entwicklungen einzelnder Branchen auf. Das Potenzial des Standortes leitet sich durch das Gewicht der Branchen ab, die in der betrachteten Kommune schnell wachsen. Aussagen zu der Qualität des Standortes werden auf Basis eines Vergleichs zwischen tatsächlicher Entwicklung des Standortes und der Entwicklung, die aufgrund der Sektoralstrukturen eigentlich zu erwarten gewesen wäre, gemacht.
Diskussion: Einige Forumsteilnehmer machten darauf aufmerksam, dass eine Strukturanalyse, sofern sie für den eigenen Standort positiv ausfalle, ein gutes Marketinginstrument in Richtung externer Kunden sei. Falle das Ergebnis dagegen eher negativ aus, sei jene Analyse als ein "internes" Marketinginstrument, z.B. in Richtung der kommunalen Politik, sinnvoll, um Handlungsansätze für eine Verbesserung von Missständen bzw. negativ bewerteten Aspekten zu entwickeln.
3. Standortanalyse: auf Basis einer Unternehmensbefragung Im Rahmen der Standortanalyse werden die Unternehmen eines Standortes zu 59 Standortfaktoren in fünf Themenfeldern abgefragt. Sie sollen eine Beurteilung zu der Bedeutung und der Qualität der Standortfaktoren am Standort abgeben. Dann werden die Standortfaktoren im Hinblick auf ihre Bedeutung und ihre Qualität in Rangfolgen gebracht. Durch eine Gegenüberstellung von Bedeutung und Qualität der einzelnen Standortfaktoren werden Handlungsfelder insbesondere für die Bereiche sichtbar, denen von den Unternehmen eine hohe Bedeutung beigemessen wird, gleichzeitig aber eine schlechte Qualitätsbeurteilung erhalten.
Diskussion: In der Diskussion wurde deutlich, dass sich aus einer Standortanalyse oftmals interessante Themen für Folgenanalysen ergeben, bei der etwa die Gründe für besonders gutes oder schlechtes Abschneiden einzelner Standortfaktoren auszuloten seien. Ein Teilnehmer betonte, dass eine Standortanalyse möglichst konkrete Handlungsempfehlungen umfassen sollte, die man dan Punkt für Punkt abarbeiten könne. Insgesamt waren sich die Teilnehmer einig, dass Struktur- und Standortanalysen ein nützliches Instrument der Wirtschaftsförderung sind. Einigkeit herrschte auch in dem Punkt, dass Analysen im Bereich Struktur- und Standortpolitik kein einmaliges Instrument sein sollten, sondern die Nachhaltigkeit im Vordergrund steht. Die Preise für die Analysebausteine liegen bei 1000 € für den Indikatorenvergleich, 4000 € für die kommunale Strukturanalyse und 4000 € für die Standortanalyse. Im Paket kosten die Bausteine 7500 €.
Präsentationen und Vorträge
Analysebedarf von Wirtschaftsförderern
IndikatorenvergleichKommunale Strukturanalyse
Standortanalyse
5. Regionalökonomisches Forum
Was können Hochschulen für ihre Standortregion leisten?
Am 29. Oktober 2009 hat das 5. Regionalökonomische Forum der Hochschule Niederrhein zum Thema "Was können Hochschulen für ihre Standortregion leisten?" stattgefunden.
Vier Vorträge und eine anschließende Podiumsdiskussion informierten über das Thema und lieferten den Forumsteilnehmern Stoff für Diskussionen.
Nach der Begrüßung der ca. 65 Teilnehmer durch Prof. Dr. Hermann Ostendorf, den Rektor der Hochschule Niederrhein, erläuterte Prof. Dr. Helmut Karl von der Ruhr-Universität Bochumg die grundsätzlich zwischen Hochschule und Standortregion bestehenden Transferkanäle. Über zwei Wege gingen von eine Hochschule Impulse an die Region aus. Zum einen über die Leistungserstellung: Durch den Bau und den Betrieb einer Hochschule gehen Aufträge an Unternehmen der Region; zudem sei die Hochschule ein wichtiger regionaler Arbeitgeber. Zum anderen habe eine Hochschule gerade in der Phase der Leistungsabgabe Effekte für die Region. Die Transferkanäle sind dann das Angebot an Absolventen, der Wissenspool innerhalb der Hochschule, Kooperationen in Forschung und Entwicklung mit der Wirtschaft sowie Ausgründungen aus der Hochschule heraus.
Frau Prof. Dr. Martina Fromhold-Eisebith von der RWTH-Aachen thematisierte in ihrem Vortrag die Bedingungen, unter denen die von Prof. Dr. Karl beschriebenen Transferkanäle auch genutzt werden können. Als Startpunkt wählte sie hierfür die offenbar paradoxe Situation, dass die RWTH Aachen zum einen zwar gerade als Eliteuniversität ausgewählt wurde und viele Voraussetzungen für eine intensive Aussendung von positiven Impulsen an die Region erfülle (gutes Image, überdurchschnittliche Größe, hohes Drittmittelaufkommen, viele persönliche Kontakte zu Vertretern der Wirtschaft etc.), zum anderen aber die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Aachen hinter der des Landes Nordrhein- Westfalen zurückbliebe - trotzt intensiver Bemühungen, den regionalen Wissens- und Technologietransfer zu verbessern. Dies liege unter anderem daran, dass die RWTH Aachen in vielen Fällen stark spezialisierte Forschungsthemen mit wenig regionalem Bezug bearbeite. Auch mangelndes Kooperations- und Innovationsinteresse oder Kommunikationsbarrieren hätten mitunter den Wissens- und Technologietransfer erschwert. Ein wesentlicher Schlüssel, mit dem die beschriebenen Barrieren überwunden werden könnten, sei die Förderung und Generierung eines möglichst hohen Spin-off-Aufkommens. Absolventen als Unternehmensgründer in der Region hätten durch bestehende Kontakte guten Zugriff auf den Wissenspool der Hochschule. Außerdem stimmen die Tätigkeitsfelder der ausgegründeten Unternehmen mit den Forschungsgebieten der Hochschule weitgehend überein. Daher seien diese Spin-offs potenzieller Auftraggeber der Hochschulen.
Prof. Dr. Rüdiger Hamm stellte die von NIERS durchgeführte Studie "Kompetenzfelder der Hochschule Niederrhein - Kompetenzfelder der Wirtschaft am Niederrhein" vor. Im Rahmen dieser Studie wurden Professoren der Hochschule, regionale Wirtschaftsförderer und Unternehmen aus der Region zur Bedeutung und zum Image der Hochschule Niederrhein befragt. Nach den Umfrageergebnissen habe die Hochschule Niederrhein ein Wahrnehmungsproblem. Zwar habe die Hochschule hohe Fachkompetenzen, die zu den regionalen Wirtschaftsstrukturen passenden Fachbereiche und arbeite auch sehr anwendungsorientiert; dennoch so Prof. Dr. Hamm, sei die regionale Wirtschaft nur unzureichend über die HSN informiert. Daher sollten die Forschungsanstrengungen erhöht und besser öffentlich gemacht werden. Prof. Dr. Hamm vertrat aber auch die Auffassung, dass die Hochschule nicht über optimale strukturelle Voraussetzungen für Forschungsarbeit verfüge. So existierten "Flaschenhälse" in Form von Kapazitätsengpässen bei der Wissenschaftsadministration, dem wissenschaftlichen Personal und der Ausstattung mit Sekretariatspersonal und Sachmitteln. Hier sollten die Bedingungen für die forschenden Professoren verbessert werden.
Prof. Johann Walter von der Fachhochschule Gelsenkirchen stellte eine Langzeitstudie zu den Regionaleffekten der FH Gelsenkirchen vor. Grundlegende Ergebnisse der Studien seien, dass die Hochschule von der regionalen Wirtschaft im Laufe der Zeit zunehmend wichtiger beurteilt werde und dies insbesondere mit Blick auf Qualifikation und Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Die Kooperation von Hochschule und Wirtschaft habe zugenommen und werde von den Unternehmen mehrheitlich als positiv bewertet. Die beliebtesten Kooperationsformen seien "Studenten im Praktikum", "praxisbezogene Abschlussarbeit" und "Einstellen von Absolventen". Der wichtigste Transferkanal seien somit Studenten und Absolventen. Besonders zu kleinen und mittleren oder jungen Unternehmen, welche für Kooperationen mit der Hochschule tendenziell nicht so offen seien, könnte mit "bescheideneren" Kooperationsformen wie Praktika und Abschlussarbeiten gut Kontakt aufgebaut werden. Erst dann würden sich hieraus weiterführende Projekte in Forschung und Entwicklung ergeben. Im Rahmen der Umstellung auf Bachelor/Master-Studiengänge müsse deshalb darauf geachtet werden, dass Praktika und Praxisprojekte möglichst für alle Studenten verpflichtend seien.
Im Mittelpunkt der anschließenden Podiumsdiskussionen stand die konkrete Frage, was die Hochschule Niederrhein für den Niederrhein leisten könne. Unter der Moderation von Prof. Dr. Martin Wenke, dem Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften, diskutierten hierüber der zukünftige Präsident und derzeitige Rektor der Hochschule Niederrhein, Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg und Prof. Dr. Hermann Ostendorf, der Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, Dr. Dieter Porschen und MR Dr. Dietmar Möhler vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes NRW.
Präsentationen und Vorträge
Prof. Dr. Helmut Karl: Impulse von Hochschulen für die Region - Die Transferkanäle
Prof. Dr. Martina Fromhold-Eisebith: Impulse von Hochschulen für die Region - Die Transferbedingungen (Auf Anfrage)
Prof. Dr. Rüdiger Hamm: Impulse von Fachhochschulen - Gleichwertig aber anders? (1)
Prof. Dr. Johann Walter: Impulse von Fachhochschulen - Gleichwertig aber anders? (2)
4. Regionalökonomisches Forum
The regeneration of image in old industrial regions: agents of change and changing agents
Gemeinsame Veranstaltung mit der RSA (Regional Studies Association)
Vom 15. bis 17. Februar 2009 hat am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein (Mönchengladbach) eine gemeinsame Veranstaltung des NIERS Instituts und der Regional Studies Association (RSA) zum Thema „The regeneration of image in old industrial regions: agents of change and changing agents“ stattgefunden.
Über 30 Regionalforscher aus verschiedenen (ökonomischen) Disziplinen und neun Nationen haben drei Tage lang über Möglichkeiten einer Verbesserung des Images von altindustriellen Regionen diskutiert. Dabei zeigen die Beispiele aus verschiedenen altindustriellen Regionen Europas und den USA, dass Imagekampagnen ein über Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte geprägtes (negatives) Bild von Regionen – assoziiert mit Fabrikschloten, Dreck, Abgasen und schlechter Luft – nicht in kurzer Zeit ändern können.
Viele altindustrielle Regionen versuchen durch breit aufgestellte Imagekampagnen ihre Außendarstellung zu verbessern. Darüber hinaus wurden eine Reihe von Megaprojekten als Versuch einer Imageverbesserung vorgestellt. Bei diesen Projekten handelt es sich um Bauwerke, Siedlungs- und Infrastrukturprojekte, die sich in vielen Fällen durch besondere architektonische Qualität auszeichnen und dadurch der betreffenden Region ein Alleinstellungsmerkmal geben sollen. Daneben stellte die Stimulierung des regionalen Images durch gezielte ökonomische Strategien – z.B. durch Clusterpolitik – ein wichtiges Diskussionsthema dar.
Bei den Diskussionen gab es eine generelle Zustimmung zu der Aussage, dass das Außen- Image von altindustriellen Regionen sehr stark mit der lokalen Identität verbunden ist und Authentizität bei der Durchführung von Imagekampagnen von entscheidender Bedeutung für deren Erfolg ist. Zudem ist deutlich geworden, dass die harten Standortfaktoren für Unternehmen zwar immer noch sehr wichtig sind, die wichtigsten dieser Faktoren aber auch in nahezu allen Regionen vorhanden/verfügbar sind. Daher gewinnen die weichen Standortfaktoren – Landschaftsbilder, regionale Identität, Architektur, (Einrichtungen in den Bereichen) Kultur und Freizeit, Zufriedenheit der Bewohner etc. – zunehmend an Bedeutung und müssen daher in Zukunft bei der Vermarktung von Regionen noch stärker beachtet werden.
3. Regionalökonomisches Forum
Regionalwirtschaftliche Daten und Analysen - Überflüssig, hilfreich oder notwendig?
Ganztägiger Workshop am 9. September 2008 (ca. 30 Teilnehmer).
Die Rolle volkswirtschaftlicher Analysen in der Politikberatung. Vortrag im Rahmen des 3. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. MR Wulf Noll, MWME NRW
Beispielhafte Informationsangebote - E.I.S.-Euregionaler Informations-Service, IHK Standortinformationssystem, NIERS und Kooperationspartner. Vorträge im Rahmen des 3. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. Ralf P. Meyer, Bereichsleiter AGIT GmbH. Gregor Werkle, IHK Mittlerer Niederrhein. Prof. Dr. Rüdiger Hamm, Prof. Dr. Harald Vergossen und Prof. Dr. Peter Schäfer, Hochschule Niederrhein
Der Bedarf an regionalwirtschaftlichen Daten und Analysen. Impulsvorträge aus der Region. Rudolf Röhrl, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Kleve mbH. Frank Wolters, Abteilungsleiter des Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Neuss. Martin Lutz, Geschäftsführer der Standort Niederrhein GmbH. Gregor Werkle, IHK Mittlerer Niederrhein.
Bedarf vs. Angebot. Diskussion im Rahmen des 3. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. Moderiert von Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mönchengladbach mbH
2. Regionalökonomisches Forum
Perspektiven der regionalen Gründungsberatung
Halbtägiger Workshop am 10. März 2008 (ca. 30 Teilnehmer).
Gründungsberatung in der Region - Die Gründerregion Niederrhein. Vortrag im Rahmen des 2. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. Anja Geer, Geschäftsführerin der IHK Mittlerer Niederrhein.
Hochschule und Existenzgründungen. Vortrag im Rahmen des 2. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. Sylvia Folgmann, Mitglied im Vorstand der Innovationsallianz NRW, Geschäftsführerin der Transferagentur f.i.t. an der Hochschule Niederrhein.
Die Gründersituation am Niederrhein - Ergebnisse einer empirischen Analyse. Vortrag im Rahmen des 2. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein, 10.3.2008.
Präsentationen und Vorträge
Regionales Existenzgründungs-Monitoring für den Mittleren Niederrhein
1. Regionalökonomisches Forum
Cluster – die neue Zauberwaffe der regionalen Strukturpolitik?
Eintägiger Workshop am 6. September 2007 (ca. 50 Teilnehmer).
Clusterentwicklung, Clusterpolitik und Clustermanagement – was kann man realistisch erwarten?
Vortrag im Rahmen des 1. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. PD Dr. Dieter Rehfeld, Institut für Arbeit und Technik, Gelsenkirchen.
Die Clusterpolitik der nordrhein-westfälischen Landesregierung.
Vortrag im Rahmen des 1. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. MR Frank Butenhoff, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf.
OWL-Maschinenbau – Ein Beispiel für erfolgreiches Clustermanagement.
Vortrag im Rahmen des 1. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein. Gerald Pörschmann, Leiter der Geschäftsstelle OWL-MASCHINENBAU e. V., Bielefeld.
Ansätze zur Identifikation von regionalen Clusterpotenzialen. Vortrag im Rahmen des 1. Regionalökonomischen Forums an der Hochschule Niederrhein, 06.09.07.
Präsentationen und Vorträge
Clusterentwicklung, Clusterpolitik und Clustermanagement – was kann man realistisch erwarten? PD Dr. Dieter Rehfeld,Institut für Arbeit und Technik, Gelsenkirchen
Die Clusterpolitik der nordrhein-westfälischen Landesregierung MR Frank Butenhoff, Ministerium für Wirtschaft,Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Ansätze zur Identifikation von regionalen Clusterpotenzialen Prof. Dr. Rüdiger Hamm,Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach