Am 01. Juli 2024 hat Nils Kopal im Fachbereich Elektrotechnik und Informatik die Professur im Lehrgebiet Angewandte Informatik übernommen.
Zum Einstieg in die Lehre, stellt er sich einem kurzen 3-Fragen-Interview:
1. Welche 5 Dinge sollten andere über Sie wissen?
Fangen wir mal mit meinen Interessen an, damit die Leute wissen wer ich bin und wo ich herkomme: Das 1. was Leute über mich wissen sollten ist, dass ich mich mit Kryptologie befasse. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel Forschung in dieser Richtung betrieben und lehre auch sehr gerne Kryptologie, welche aus den beiden Disziplinen Kryptographie und Kryptoanalyse besteht. Interessant und wichtig ist die Kryptologie für mich, weil es zum einen historisch gesehen eine Geheimwissenschaft war, da wurden Dinge verschlüsselt, die besonders wichtig waren. Aus heutiger Sicht ist es spannend, wenn man sich mit diesen historischen Dingen beschäftigt, diese Dinge mit dem Computer knacken zu können. Und zum anderen ist die Kryptologie für mich wichtig, weil sie uns überhaupt ermöglicht, heute sicher zu kommunizieren. Sie ermöglicht uns z. B. überhaupt erst, modernen E-Commerce im Internet abgesichert durchzuführen.
Der 2. Punkt, den man über mich wissen sollte ist, dass ich CrypTool2, die E-Learning Software leite und zum anderen – insbesondere interessant für Studierende – dass ich in diesem Bereich gerne BA- und MA-Arbeiten und Seminare anbiete und die Software mit Studierenden über die Jahre immer weiterentwickelt habe.
Darüber komme ich auch zu Punkt 3: ich bin Problemlöser und Pragmat. Ich mag es Probleme anzugehen und diese dann pragmatisch zu lösen, ohne dafür wochen- oder monatelang in etwas zu versinken. Das braucht nicht immer die beste Lösung zu sein, aber man kommt vorwärts. Neben der Fähigkeit Probleme zu lösen, schätzen Menschen an mir auch meine Kreativität, das ist dann der 4. Punkt, und das wird auch in der Industrie immer wieder von einem gefordert. Im Umgang mit Studierenden, die Arbeiten bei mir durchgeführt haben, wurde ich dann auch schon mal gebremst, weil ich immer noch mehr Ideen hatte. Aber da bin ich dann offen und ehrlich und sage „Ja, da hast du recht, an der Stelle reicht es dann auch.“
Unabhängig von der Informatik, habe ich jetzt noch einen 5. Punkt: Ich bin Mitglied der Krefelder Sternfreunde, einem lokalen Astronomieverein, denn ich bin Hobby-Astrofotograf und mache Fotos von Galaxien, Nebeln etc. Um das zu professionalisieren und darüber zu diskutieren, bin ich den Sternfreunden beigetreten. Etwas später habe ich dann herausgefunden, dass der Verein mit Erlaubnis der HSNR eine neue Sternwarte auf dem Dach des F-Gebäudes in Krefeld baut, woran ich jetzt auch beteiligt bin. Astronomie ist ein Thema, dass ich gerne in die Hochschule weitertragen will: Perspektivisch möchte ich gerne eine eigene Astro-AG aufmachen, auch wenn das Vorhaben aktuell noch in den Sternen steht.
2. Was begeistert Sie an Ihrem Fach?
Im Prinzip mache ich ja mit Informatik und Kryptologie zwei Fächer. An der HSNR bin ich eingestellt für den Cyber Campus, da geht es dann Richtung Digitale Forensik und IT-Security. Ich komme ursprünglich aus der Softwareentwicklung, auch wenn ich mich schon sehr lange mit Kryptologie befasse. Ich bin ein richtiger Informatik-Nerd und programmiere und tüftle auch in meiner Freizeit viel. Was ich an der Informatik an sich toll finde ist, dass man mit dem Computer Dinge machen kann, die man als Mensch allein gar nicht lösen kann oder für die man Äonen von Jahren brauchen würde.
An Kryptographie fasziniert mich vor allem, dass man mit einem Computer und mit Hilfe von Algorithmen verschlüsselte historische Texte lösen kann. Da denkt man erstmal „das sind 500 Jahre alte Texte, die können ja nicht so schwer zu knacken sein“, aber die sind zum Teil super schwer zu knacken. Und mit Blick auf die Historie fasziniert mich, dass man Texte lesen kann, die seit 500 Jahren kein Mensch mehr gelesen hat.
An der IT-Security begeistert mich besonders, dass ich Menschen beibringen kann, wie man sich im Internet sicher bewegen kann. Bei den Studierenden kommt dann noch hinzu, dass sie selbst Algorithmen, Verfahren und sichere Programme entwickeln können, um damit die Welt ein bisschen besser und sicherer zu machen.
Der Studiengang Digitale Forensik, in dem ich jetzt an der HSNR als Professor tätig bin, vereint beide Fächer sehr gut. Wenn wir Kriminalfälle mit digitalem Bezug forensisch untersuchen, z. B. den Angriff auf ein IT-System, braucht es ein analytisches Vorgehen, dass viele Parallelen zum knacken historischer Texte aufweist.
3. Worauf freuen Sie sich beim Einstieg in die Lehre an der HS Niederrhein besonders?
Ich habe zum 01. Juli an der HSNR angefangen und mich insbesondere darauf gefreut, dass ich in Richtung Forensik und moderne IT-Sicherheit gehen kann. Was ich zudem toll finde ist, dass der Studiengang Digitale Forensik ganz neu entstanden ist. Ich bin im 2. Semester dazugekommen und es reizt mich sehr, einen Studiengang mit aufbauen und Veranstaltungen neu entwickeln zu können. Die neuen Kolleginnen und Kollegen an der HSNR haben mich super freundlich aufgenommen und machten bereits im Berufungsverfahren einen sehr sympathischen Eindruck, was auch ein wichtiger Grund für mich war, die Stelle anzutreten.
Für mich ist interessant, dass wir zukünftig Polizistinnen und Polizisten ausbilden werden; das ist schon eine komplett andere Welt, in die man da reinkommt. Um einen Einblick zu erlangen, haben wir kürzlich die Polizei besucht und haben geguckt wie dort gearbeitet wird. Wir haben direkt erkannt, dass das, was sie bei uns zu Open-Source Intelligence (OSINT) lernen, direkter Bestandteil ihres Arbeitsalltags ist. Für mich ist natürlich wichtig, dass die Leute etwas lernen, was für sie praxisrelevant ist und letztlich wieder dazu beitragen kann, dass die Welt ein bisschen besser wird.
Vielen Dank für das Interview und herzlich willkommen an der Hochschule Niederrhein!