Liebe Helena, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?
Meinen Bachelor habe ich 2016 abgeschlossen mit dem Thema „Entwicklung eines mobilen Lunchboxsystems aus Porzellan für die Anwendung im Büroalltag“. Ziel der Arbeit war die Entwicklung eines Designkonzeptes, das auf die Esskultur im Arbeitsalltag eingeht und das Material Porzellan in einen neuen Zusammenhang bringt. Dabei habe ich mich mit Mobilität und Ernährung als wichtige Faktoren unserer heutigen Gesellschaft auseinandergesetzt. Entstanden ist eine Lösung, die nicht auf Kunststoff zurückgreift, sondern Porzellan nutzt, um ein ästhetisches und funktionales Systemgeschirr zu entwickeln.
2021 habe ich das Konzept mit Villeroy & Boch weiterentwickelt und es wurde unter dem Namen „To Go & To Stay“ realisiert. Um dem Konzept noch mehr Relevanz zu verleihen, haben wir es um eine Aufbewahrungskomponente ergänzt. Ich finde es spannend zu beobachten, wie sich Designkonzepte weiterentwickeln können und sie in einem neuen Kontext wachsen zu lassen.
Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?
Unmittelbar nach meinem Bachelorabschluss habe ich als In-House Designerin bei der Villeroy & Boch AG im Bereich Dining & Lifestyle gestartet. Ich habe hier einen tollen Berufseinstieg gefunden, der meine Liebe zum Material Porzellan und das Interesse an Wohn- und Esskultur zusammenbringt. In meiner Rolle entwickle ich Designprojekte vom Konzept bis zur Produktion. Das beinhaltet das Erkennen und Analysieren relevanter Trends, die Erstellung von 3D-Modellen, Computer-Renderings und technischen Zeichnungen, sowie Entscheidungen zu Form, Farbe und Ästhetik eines Produktes.
Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?
Ich bin nach acht Jahren immer noch bei Villeroy & Boch, habe zwischenzeitlich, aber zwei Jahre in London gelebt und nebenberuflich den Master in Design am Central Saint Martins absolviert. Mitten im Berufsleben noch einmal an die Uni zugehen, war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe meiner Designarbeit mehr Tiefe gegeben, aber auch viel über mich selbst gelernt.
Auch meine Rolle bei Villeroy und Boch hat sich dadurch verändert. Mein Fokus lag zu Beginn auf der Entwicklung und Gestaltung von Form und Oberfläche, heute beschäftige ich mich auch stark mit übergreifender Designstrategie.
Zusätzlich arbeite ich aber noch an meinen eigenen Keramikobjekten, in deren Mittelpunkt die Gegenüberstellung von Haptik und Technik steht. Dabei bringe ich keramischen 3D Druck mit Interventionen durch die menschliche Hand zusammen. Ein Herzensprojekt, bei dem ich die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit von Berührung und haptischer Erfahrung, in einer immer digitaler werdenden Gesellschaft, lenken möchte.
Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?
Das positive und bereichernde Lernumfeld, die Werkstätten und die vielfältigen Kurse. Obwohl mein Schwerpunkt im Bachelor auf Produktdesign lag, habe ich auch die Möglichkeit genutzt, Grafik und Typografie auszuprobieren. Diese verschiedenen Perspektiven haben mich sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet, denn auch hier wurde ich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, die nicht nur einer Disziplin zuzuordnen sind.
Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Student:innen etwas mit auf den Weg geben?
Nehmt alles mit was euch durch das Studium geboten wird, und bildet eure eigene Designpersönlichkeit! Seid dabei neugierig, offen und zeigt Eigeninitiative. Nutzt das integrierte Praktikumssemester im Studiengang! Ich habe es als sehr wertvolle Erfahrung empfunden und das eine Semester sogar auf drei verlängert. Die Praktika haben mir sehr viel Sicherheit im Umgang mit Design Tools, Software und meiner eigenen Designsprache gegeben und natürlich auch Antworten auf die Frage: „Was mache ich eigentlich mit einem Designstudium und was können mögliche Perspektiven sein?“ Praktika sind großartige Möglichkeiten, um unterschiedliche Jobprofile auszuprobieren.