Automatische externe Defibrillatoren (AED) sind ein wichtiger Bestandteil der Rettungskette. Ihre Anwendung kann die Möglichkeit zum Überleben mit möglichst wenigen Gesundheitsschäden nach einem Herzereignis dramatisch erhöhen, da bereits Ersthelfer ohne medizinische Vorkenntnisse mithilfe der Geräte defibrillieren können. Damit diese immer einsatzfähig sind, haben Studierende der Hochschule Niederrhein (HSNR), der Krefelder Medizintechnikhändler Defiprofi und Smart City Krefeld gemeinsam an einer Nachrüstlösung für die Geräte gearbeitet.
Bisher verfügen Defibrillatoren über eine Selbstprüfungsfunktion, die beim Ablaufen von Pads oder Akkus eine Meldung anzeigen, wenn die Verbrauchteile ausgetauscht oder gewartet werden müssen. Oft hängen die Geräte allerdings an schlecht einsehbaren Stellen oder es erfolgt durch unklare Zuständigkeiten keine regelmäßige Kontrolle. Fünf Studierende des Fachbereichs Elektrotechnik haben in einem dreimonatigen Semesterprojekt einen ersten Prototyp entwickelt.
„Die größte Herausforderung bestand darin, passende kompatible Bauteile zu finden, sie zu verdrahten und das entsprechende Programm dafür zu schreiben, insbesondere unter Berücksichtigung von LoRaWAN“, sagt Oliver Bauland, der ein duales Elektrotechnik-Studium am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik absolviert. LoRaWAN ist eine energieeffiziente Funktechnologie mit sehr großer Reichweite mit Hilfe der aktuelle Nachrüstungsstatus des Defibrillators an den Eigentümer oder Dienstleiter übermittelt. Zudem mussten die Studierenden sämtliche Einschränkungen wie den Lichteinfall berücksichtigen.
„Das Projekt mit der Firma Defiprofi gab uns die Möglichkeit einer praxisnahen Erfahrung im Ingenieurwesen. Wir haben von der Idee über die Skizze bis zur Umsetzung alle Schritte durchlaufen und somit einen guten Einblick ins Berufsleben bekommen“, sagt Ayaz Othman, der Elektrotechnik und Informatik studiert.
Für die Studierenden bedeutete das Semesterprojekt nicht nur das theoretische Wissen aus den Vorlesungen in die Praxis umzusetzen. Sie hatten auch die Möglichkeit, praktische Erfahrungen im Umgang mit Kunden zu sammeln. „Die Kooperation mit Unternehmen im Rahmen solcher Projekte ist dem Fachbereich Elektrotechnik und Informatik besonders wichtig, da wir damit zum einen den Studierenden berufsrelevantes Praxiswissen vermitteln und gleichzeitig das Feedback aus der Wirtschaft in Forschung und Lehre einfließen lassen können“, sagt Mark Hloch, Projektleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik.
Im weiteren Verlauf des Semesters soll der Prototyp vor allem im Bereich Energieverbrauch von den Studierenden weiterentwickelt werden. Dies geschieht im engen Austausch mit dem Krefelder Medizintechnikhändler Defiprofi, der nicht zum ersten Mal mit der HSNR kooperiert. „Wir engagieren uns besonders für das Thema Erste-Hilfe bei plötzlichem Herztod und Kammerflimmern, klären darüber auf und initiieren Projekte wie das aktuelle mit der Hochschule. Hersteller haben oft den Fokus auf ihre eigenen Produkte, daher wollen wir Lösungen schaffen, die möglichst herstellerunabhängig einen Beitrag leisten“, sagt Christoph Hillus, Inhaber der Firma Defiprofi mit Sitz in Krefeld-Uerdingen.
Die Projektidee stammt aus dem Krefelder Smart City-Projekt. Smart City ist ein Sammelbegriff für Entwicklungskonzepte, die die Stadt lebenswerter, effizienter, technologisch fortschrittlicher, ökologischer, nachhaltiger, sozial inklusiver gestalten und unterschiedliche Lebensbereiche intelligent miteinander verknüpfen sollen. „Wenn hier etwas entwickelt wird, das am Ende mittelbar Menschenleben retten kann, ist das ein absolut intelligenter Beitrag zur Entwicklung Krefelds. Eine Smart City ist kollaborativ und nutzt Stärken aller, um neue Ideen und Innovationen zu generieren. Da ist so eine Zusammenarbeit zwischen einem Krefelder Unternehmen und der HSNR natürlich ein gelungener Beitrag“, erklärt Markus Lewitzki, Teamleiter Smart City und CDO der Stadt Krefeld.