Einsatz für die Feuerwehr: Ein Kranführer muss aus seinem Führerhaus in 55 Metern Höhe gerettet werden. Ein Fall für die Höhenretter. Mit ihrer Kletterausrüstung beginnen sie den Aufstieg, um den Mann zu bergen. Dabei muss nicht nur jeder Handgriff sitzen, auch das Material muss zuverlässig sein, jeder Gurt, jeder Karabiner muss halten. Damit das so ist, wird die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz der Höhenretter regelmäßig von Fachleuten geprüft – ebenso wie beispielsweise auch jedes einzelne Teil, dass die Feuerwehr bei einem Einsatz mit sich führt. „Diese Prüfung lief bisher so ab: Der Prüfer schaut sich jedes Teil an und notiert sich dessen Zustand. Zum Beispiel in einer Excel-Tabelle“, sagt Tim Schmitz. „Das ist nicht nur wahnsinnig mühsam, sondern natürlich auch von der Rückverfolgbarkeit her schwierig.“ Als er über einen Bekannten von diesem Problem der Feuerwehr hörte, sprach er seinen Kommilitonen Marius Janssen an. Beide studieren Informatik an der Hochschule Niederrhein, beide kennen sich aus dem MakerSpace. „Die Chemie passte und wir hatten schnell eine gute Lösung für das Problem.“
Die beiden entwickelten eine Software, in der die einzelnen Teile der Schutzausrüstung schnell hinterlegt werden können. Der Prüfer klickt sich nun durch und gibt seine Bewertung ab. „Davon ausgehend haben wir uns mit dem Prüfwesen von Schutzausrüstung allgemein befasst. Denn tatsächlich ist es so, dass in vielen Bereichen regelmäßig Dinge auf ihre noch vorhandene Tauglichkeit überprüft und katalogisiert werden müssen. Und dafür haben die meisten Unternehmen bisher keine Software, einige arbeiten tatsächlich mit Tabellenkalkulationen.“
Probleme lösen, Abläufe vereinfachen und somit die Arbeit anderer Menschen verbessern – das sind die Ziele von Marius Janssen und Tim Schmitz bei der Softwareentwicklung. „Wir fragen uns, was genau brauchen die Menschen? Und dafür schauen wir uns Arbeitsabläufe an, sprechen zum Beispiel mit den Prüfern, um genau zu wissen, bei welchem Schritt unsere Software helfen kann.“ In Zukunft wollen die beiden Gründer ihr Unternehmen Laminar Solutions dahingehend entwickeln, dass sie grundsätzlich digitale Werkzeuge für Experten entwickeln, um deren Arbeit zu vereinfachen. „Dazu schauen wir uns vorhandene Prozesse an, die entweder noch gar nicht digital sind, oder die digital unsauber sind und entwickeln mit dem Kunden die Softwarelösung, die er braucht“, sagt Marius Janssen. „Gerade im Prüfwesen kann ein Unternehmen sehr viel mehr Aufträge bewerkstelligen, wenn die Mitarbeiter sich ganz auf ihren wichtigen Job – das Prüfen nämlich – konzentrieren können, anstatt mühsam Daten in eine Tabelle einzupflegen.“
Gegründet haben Tim Schmitz (34) und Marius Janssen (26) ihr Unternehmen noch aus dem Bachelorstudium heraus, derzeit beenden sie noch ihre Bachelor-Arbeiten. Hilfe bei allen Fragen rund um die Selbstständigkeit holten sie sich bei HNX, dem Team für Existenzgründung an der Hochschule: „Wir haben dort wirklich viele Workshops besucht, beispielsweise zum Thema Steuern oder zur Markenanmeldung, und haben viel Input für alle unsere Fragen bekommen“, sagt Tim Schmitz. „Zum Beispiel als es darum ging, einen Gesellschaftervertrag zu machen. Das sind ja alles Dinge, mit denen hat man sich einfach noch nie beschäftigt.“
Grundsätzlich haben beide eine größere Offenheit für das Thema Selbstständigkeit an der Hochschule festgestellt. „Ich muss allerdings auch sagen, dass ich den Schritt allein vermutlich nicht gegangen wäre“, sagt Marius Janssen. „Aber heute kann ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen.“