inhaltlich zusammenspielen. Studierende greifen auf alles zurück, was da ist an Wissensressourcen und Medien – z. B. Videos, Online-Tests, Moodle-Kurse, Präsenzvorlesungen, Lerngruppen, Break-Out-Sessions, Skripte, Messenger Dienste, soziale Medien etc. – und nutzen diese den je eigenen Bedarfen entsprechend. Das kennzeichnet m. E. Lernen in der Zukunft und das ist per se hybrid und individuell. Auch in der Vergan- genheit wurden hybride Ansätze umgesetzt, indem verschiedene Lehr-/Lernformate gemischt oder kombi- niert wurden, z. B. ein synchrones Format wie eine Präsenzvorlesung mit einem asynchronen Distanzfor- mat wie Lehren und Lernen mit Büchern oder Skripten. Digitale Medien haben jedoch die Vielfalt der Instru- mente, die ich als Lehrperson kombinieren kann, enorm erhöht. Damit bieten sich auf der einen Seite mehr Möglichkeiten, das Lernen der Studierenden innovativ zu unterstützen. Auf der anderen Seite ergibt sich für die Gruppe der Lehrenden gleichzeitig die Notwendigkeit, Lehre und Formen der Lehre in Hin- blick auf ein erfolgreiches Lernen der Studierenden stärker miteinander abzustimmen. Die Frage danach, ob hybride Lehre das Beste aus zwei Welten kombi- niert, ist überholt: Es gibt längst mehr als die „zwei Welten“. Es geht darum, wie wir Studierenden sinnstif- tendes Lernen und ein zielführendes Selbststudium ermöglichen. Welche Formate und Medien unterstützen Studierende dabei? Wie arrangieren wir als Lehrende und auch als Gruppe der Lehrenden den Strauß an Möglichkeiten bestmöglich im Sinne der geplanten Lernergebnisse? Vision – auch mithilfe der vielen technischen Möglich- keiten – an Hochschulen stärker personalisieren und individualisieren zu können, auch in großen Kohorten. Hier müssen wir – Hochschul- und Fachbereichsleitun- gen – viel Unterstützung anbieten. Das kann man nicht dem einzelnen Lehrenden aufbürden und sagen „jetzt machen Sie mal“. Der Wandlungsprozess muss im Großen (mit)gedacht und gestaltet werden. Wie erreichen und motivieren wir die Lehrenden für die anstehenden Veränderungen? Pellert: Sie werden immer mit denjenigen Lehrenden anfangen, die Interesse an Veränderung und Weiterent- wicklung der Lehre und des Lernens haben. Es gibt die Early Birds und die Skeptiker:innen, dazwischen ein interessiertes Mittelfeld und genau da muss man ansetzen und mit Reputation werben. Lehre braucht die gleiche Reputation und Professionalität wie For- schung! Ganz wichtig ist es deshalb auch, das Verständ- nis für Arbeitsteilung und den Nutzen von Open Content und Open Educational Ressources (OER) zu etablieren. Die Early Birds wissen, dass es nicht weh tut, gute Ideen, Konzepte oder auch Inhalte von anderen zu adaptieren und für eigene Zwecke zu nutzen. In der Forschung zitiert man schließlich auch Kollegen:innen und verweist auf die Arbeiten anderer. Das kann ein Weg sein, die hohe Lehre-Workload zu gestalten, ohne dass es die Luft zum Atmen nimmt: Teile mit und nehme von anderen. Da müssen wir hinkommen und dazu entsprechende Anreize setzen. Menschen lernen individuell, selbstbestimmt, team- orientiert, vernetzt, zeitlich und örtlich flexibel, so beschreiben Sie, Frau Pellert, das „New Learning“ im Hagener Manifest. In welcher Verantwortung sehen Sie denn die Hochschulen auf dem Weg zum „Neuen Lernen“? Pellert: Über den zu erbringenden Perspektivwechsel der Lehrenden als große Herausforderung haben wir schon gesprochen. Aber auch für die Hochschulen als Institutionen bedeutet es in den derzeitigen Hoch- schulstrukturen und unter den bestehenden Ressour- cenbedingungen eine enorme Anstrengung, über die Fokussierung auf den Lernenden tiefgehend nachzu- denken und entsprechend zu handeln. Es ist meine Stegemerten: Reputation ist auf jeden Fall wesentlich. Aber der Rahmen muss insgesamt stimmen. Hier haben wir als Hochschule Niederrhein sicherlich Nachholbedarf. Deshalb haben wir z. B. einen Expertise- Zirkel eingerichtet, der sich in den kommenden Monaten mit besonderen Leistungsbezügen im Rahmen der Besoldung mit Blick auf das Handlungs- feld Lehre befasst. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, quantitative und qualitative Kriterien zu identifizieren, um gute Lehre stärker honorieren zu können. Kriterien könnten z. B. sein: die erfolgreiche Einwerbung von Lehrprojektförderungen, eine regelmäßige Teilnahme an hochschuldidaktischen Weiterbildungsangeboten, die Auszeichnung mit dem Lehrpreis, eine aktive Mitgestaltung des Lehrforums, das regelmäßige Bespie- Prof. Dr. Berthold Stegemerten, Vizepräsident für Studium und Lehre 36 NIU-Beilage Le/Ni