93 Parabelflüge an 3 Tagen für jeweils 22 Sekunden Schwerelosigkeit – bei der Parabelflugkampagne des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) in Bordeaux ging es für die Teilnehmerteams wieder auf Forschungsmission in luftige Höhen. Dr. Lukas Streese war mit einem Team des Uniklinikums Düsseldorf dabei. Neben seiner Tätigkeit am Klinikum lehrt Streese am Fachbereich Gesundheitswesen der Hochschule Niederrhein. An Bord des umgebauten ehemaligen Regierungsfliegers war auch ein prominenter Gast: Der deutsche Astronaut Alexander Gerst.
Regelmäßig führt das DLR Parabelflugkampagnen durch, bei der sich Unternehmen und Institutionen mit ihren Projekten bewerben können. Lukas Streese war Teil des 15-köpfigen Teams von Prof. Christian Jung von der Kardiologie des Uniklinikums Düsseldorf. Der Forschungsflieger flog an drei Tagen für jeweils vier Stunden 31 Parabeln. Diese Flüge sind die einzige Möglichkeit für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ihre Forschungsfragen eigenhändig in der Schwerelosigkeit zu testen.
Während der Flüge hat das Team die kleinen Blutgefäße im Auge vor, während und nach der Schwerelosigkeit gemessen. Die Crew an Bord wollte herausfinden, wie die Gefäße am Augenhintergrund auf die Schwerelosigkeit, die mit gravierenden Druck- und Flussveränderungen einhergehen, reagieren. Die Gefäße am Augenhintergrund sind dabei nicht nur ein lokaler Marker, sondern spiegeln die Struktur und Funktion der gesamten kleinen Blutgefäße im Körper wider. Das Auge eignet sich zur Messung besonders gut, da sich hier das arterielle und venöse System getrennt voneinander untersuchen lassen. Die Erkenntnisse sind nicht nur für das Uniklinikum Düsseldorf interessant, sondern auch für das Deutsche Luft-und Raumfahrtzentrum: Seit jeher klagen Astronautinnen und Astronauten über Seheinschränkungen nach längeren Weltraumaufenthalten. Die Ursache hierfür ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Die Schwerelosigkeit ist eine Extremsituation für den menschlichen Körper, bei dem mitunter hohe Gravitationskräfte wirken, die auch die Zirkulation der Blutgefäße beeinflussen. Ob die gewonnen Daten aus dem dreitätigen Experiment Erkenntnisse für die Problematik der Astronauten liefern, wird die laufende Auswertung des Uniklinikums zeigen.
Um die Gefäße zu screenen, werden vom Auge mit hochauflösender Kameratechnik Foto- und Videoaufnahmen gemacht. Bei dieser Technik setzt das Team auf die Expertise von Streese. „Ich sitze hinter der Kamera, justiere die Probanden im richtigen Winkel vor der Kamera und sehe auf dem Bildschirm, wie sich die Gefäße im Auge verändern“, sagt Dr. Lukas Streese, der viel Erfahrung mit der Messtechnik hat.
Beim Experiment kam auch der Spaß an Bord des Flugzeugs nicht zu kurz: Im mit Sicherheitsnetzen abgetrennten Bereich konnten die Teilnehmer die Schwerelosigkeit am eigenen Körper erleben und umherschweben.
Lukas Streese möchte seine Erfahrungen und Erkenntnisse in seine eigenen Vorlesungen im Lehrgebiet Angewandte Therapiewissenschaften am Fachbereich Gesundheitswesen einfließen lassen, da diese auch für die Alterskunde, Pflege oder Hebammen interessant sind.