Es gibt zahlreiche kulturelle Veranstaltungen in Rheydt, wenn nicht gerade eine weltweite Pandemie vieles zum Erliegen bringt. Doch wie groß ist das Interesse der Menschen im Quartier an solchen Events? Im Rahmen des Seminars „Adressat:innenforschung in kulturellen Kontexten“ von Professor Dr. Michael Noack sind derzeit 20 Studierende des Master-Studiengangs „Kulturpädagogik und Kulturmanagement“ der Hochschule Niederrhein dabei, genau das herauszufinden. Unterstützung bekommen die jungen Erwachsenen von Mitarbeitenden der Arbeiterwohlfahrt Mönchengladbach. Wafa Rihawi, Vadim Bondartsuk und Mathias Leenen, aus der Migrationsberatungsstelle für Erwachsene der AWO, gehören zum Forschungs-Team der Student*innen, genauso wie die AWO Mitarbeiter Helmut Thommessen und Gerryt Overlöper.
„Wir sind sehr froh, mit einem so professionellen Träger zusammen arbeiten zu können. Die AWO-Kolleg*innen, als auch das AWO-Hauptgebäude in Rheydt, haben eine Schlüsselfunktion in der Studie. Das Team der Migrationsberatungsstelle ist für die Studierenden die Schaltzentrale des Projektes. Die Studierenden sollen mit unterschiedlichen Methoden möglichst aussagekräftige Ergebnisse sammeln. Das können zum Beispiel Interviews sein. Doch Personen einfach auf der Straße anzusprechen, wäre wahrscheinlich nicht erfolgreich. Zum einen wegen der sprachlichen Barriere, zum anderen, weil das Vertrauen fehlt. Die AWO Mitarbeitenden aus der Migrationsberatungsstelle sind täglich mit den Kund*innen im L64 in Kontakt und sie vertrauen ihnen. Sie unterstützen die Studierenden, indem sie den Menschen in ihrer Sprache erklären, um was es in der Studie geht und dass die Ergebnisse ihnen letztendlich zugutekommen sollen.“ erklärt Professor Dr. Noack von der Hochschule Niederrhein.
Die 20 Master-Studierenden haben sich in vier Forschungsgruppen aufgeteilt. Drei Gruppen wollen mit Menschen im L64 der AWO ins Gespräch kommen, eine Gruppe wird in ganz Rheydt unterwegs sein. Mathias Leenen von der AWO dazu: „Viele Kund*innen, die zu uns in die Migrationsberatungsstelle kommen, wohnen in Rheydt, leben aber weitgehend im eigenen Kulturkreis. Sie treffen sich mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten, die ihre Sprache sprechen. Meistens treffen sie sich zu Hause oder im öffentlichen Raum, sie bleiben aber oftmals unter sich. Vor allem für Menschen mit Migrationserfahrung ist es wichtig, zu erklären, worum es in der Studie geht und dass sie von den Ergebnissen profitieren können. Ich persönlich erhoffe mir, dass wir anhand der Forschungsergebnisse Angebote ausgestalten können, die von allen Kulturen genutzt werden können. Gemeinsames Feiern baut Schranken ab und erzeugt Verständnis für Mitmenschen.“
Welche kulturellen Veranstaltungen bei Migrant*innen gut ankommen würden, konkrete Beispiel dafür, sollen das Ergebnis der Studie sein. „Wir weiten den Kultur-Begriff bewusst aus. Wir sprechen hier nicht zwingend über Theatervorstellungen, einer Vernissage oder von klassischen Musikkonzerten. Die Master-Studierenden möchten herausfinden, wo sich die Interessen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters überlappen. Das kann ein Spielenachmittag sein oder auch eine Vorleseaktion,“ ergänzt Noack.
Die Ergebnisse erwarten Helmut Thommessen und Gerryt Overlöper von der AWO mit Spannung. „Das L64 der AWO ist nicht nur der Hauptsitz der Arbeiterwohlfahrt, ein Beratungsund
Qualifizierungszentrum, sondern vor allem auch ein Quartierszentrum für die Menschen in Rheydt. Ähnlich wie die anderen AWO-Begegnungsstätten in Mönchengladbach soll auch hier Programm geboten werden, was die Menschen abholt, was nah an ihren Interessen und Bedarfen ist. Wir sind deshalb sehr gespannt darauf, was die Menschen in Rheydt für Wünsche haben, damit wir mit ihnen gemeinsam in die Angebotsgestaltung gehen können,“ so Helmut Thommessen.
Die „Feldphase“ des Projektes geht bis zum 21. Juni 2022. Ende Juni findet dann im L64 der AWO eine Veranstaltung statt, bei der die Ergebnisse vorgestellt werden.