265 Milliarden Dollar - das ist der Gegenwert, den die Umweltorganisation Greenpeace Bienen für ihre jährlichen Bestäubungsleistungen weltweit zuschreibt. Sie sind maßgeblich verantwortlich für den Erhalt deutscher Wild- und Kulturpflanzen. In Deutschland werden Bienen von immer mehr Imker:innen gehalten. Um die Zucht und Pflege von Bienen zu erleichtern – und somit gegen das Sterben von Bienenvölkern vorzugehen – wurde nun unter Beteiligung der Hochschule Niederrhein das zwei Jahre andauernde Projekt „AI4Bee“ ins Leben gerufen.
Das Projekt sucht nach einer kostengünstigen Alternative für die teure Stockwaage, die Gewichtsveränderungen der Bienenstöcke aufs Handy überträgt und es Imker:innen ermöglicht, mehr über den Zustand ihrer Völker zu erfahren. Ein Team des Instituts GEMIT am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein unter der Leitung von Prof. Dr. Claus Brell, Prof. Dr.-Ing. Michael Sauer von der Hochschule für Technik im Saarland und Michael Lingen vom Unternehmen IKADO sind für das Projekt gemeinschaftlich verantwortlich.
Gemeinsam arbeiten sie an einer kostengünstigen Möglichkeit, um den Gewichtszustand der Bienenstöcke mit innovativen Methoden zu analysieren. Dabei werden zum Beispiel Messdaten von Luftdruckveränderungen oder Resonanzschwingungen in Erwägung gezogen. Wichtig ist dem Team aber, dass nicht nur Daten erhoben, sondern diese direkt auch aufbereitet werden und anhand dessen Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden.
Essenziell dafür ist die Nutzung von künstlicher Intelligenz, für die das Team der Hochschule Niederrhein verantwortlich ist. Hierfür werden aufwendige Programme geschrieben, die Analysedaten des Bienenvolks Handlungen zuordnet, die in der Praxis üblich sind. Dazu gehört zum Beispiel eine gewisse Menge an Futter zuzuführen, wenn Änderungen im Gewicht gemessen werden. Hierfür arbeitet die Hochschule eng mit Vereinen, Verbänden und Hobbyimker:innen zusammen, um der KI praxiserprobte Informationen zu liefern.
„Die künstliche Intelligenz – mein Forschungs- und Lehrthema – ist mittlerweile in fast allen Anwendungsdomänen relevant“, erklärt Dr. Daniel Retkowitz, Professor an der Hochschule Niederrhein und KI-Experte im Team. „Den Transfergedanken sollten wir dabei nicht außer Acht lassen: wenn Machine Learning sogar naturschutznahe Projekte bereichern kann, haben wir ganz neue Möglichkeiten, Studierende für Informatik und Technik zu begeistern.“
Das Projekt AI4Bee ist für die nächsten zwei Jahre angesetzt und wird mit Fördermitteln in Höhe von rund 725.000 Euro ausgestattet. Die Hochschule Niederrhein erhält für ihre Bemühungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz ca. 140.000 Euro.