Ein symbolträchtigerer Ort als die Textilakademie NRW wäre für diesen Anlass kaum vorstellbar gewesen: Dort wurden jetzt die Gründung der „T7 Management GmbH“ und die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung für das Großprojekt „Textilfabrik 7.0“ (T7) von Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs, dem Präsidenten der Hochschule Niederrhein Dr. Thomas Grünewald, dem Kanzlervertreter der RWTH Aachen Thomas Trännapp, dem Präsidenten des Verbandes der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. Dr. Wilfried Holtgrave und dem Vorsitzenden des Verbandes der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. Rolf A. Königs im Beisein des NRW-Wirtschaftsministeriums und der Zukunftsagentur Rheinisches Revier vorgenommen.
Mit dem Gesamtprojekt T7 soll über anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung der Transformationsprozess der Textilwirtschaft vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Rheinischen Revier gestaltet werden. Dafür wird zunächst ein Technologiezentrum aufgebaut, langfristig soll ein Zero-Emission-Industriepark für die Textilwirtschaft in Mönchengladbach entstehen (T7 Park). Partner des Projektes sind die Hochschule Niederrhein, die RWTH Aachen mit dem ITA (Institut für Textiltechnik), die WFMG – Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH sowie der Verband der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie und der Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Die „T7 Management GmbH“ fungiert künftig als zentrale Anlaufstelle für die T7 und verbindendes Element für die Teilprojekte. Geschäftsführer wird Detlef Braun, zugleich Geschäftsführer der Textilakademie NRW sowie Leiter von ZiTex – Textil & Mode NRW. Die Federführung für die Entwicklung des Technologiezentrums haben Prof. Dr. Maike Rabe (Leiterin Forschungsinstitut Textil und Bekleidung an der Hochschule Niederrhein) und Prof Dr. Thomas Gries (Direktor Institut für Textiltechnik an der RWTH Aachen). Für die Entwicklung des Industrieparks sind in erster Linie Daniel Dieker und Sina Borczyk von der WFMG verantwortlich.
Die beiden formellen Schritte markieren somit nichts Geringeres als den offiziellen Startschuss für das Großprojekt – da sie auch rechtliche Verbindlichkeit zwischen den Partnern herstellen und den Grundstein einer langfristig angelegten Kooperation legen. Die Aufgabe, der sich diese verpflichtet haben, ist ebenfalls alles andere als trivial. Denn die Textilindustrie im Rheinischen Revier hat eine vielfache Transformation zu bewältigen: Produktion, Geschäftsprozesse und Produkte werden digital – unternehmensübergreifend. Der Umbau der Textilbranche zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ist unabdingbar. Resilienz von Lieferketten, Fachkräftemangel und eine sichere Energieversorgung sind große Herausforderungen. „In der Textilfabrik 7.0 haben sich führende Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Kommunen zusammengeschlossen, um diese Herausforderungen für und zusammen mit den Unternehmen zu bewältigen“, betonten die Projektbeteiligten am Rande der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung. Auf diese Weise werde man einen zentralen Beitrag zum Strukturwandel in der Region leisten, damit die regionale Textilbranche auch in Zukunft ein signifikanter Standortfaktor und Magnet von internationaler Bedeutung ist.
Die T7 soll – als Modellprojekt für das gesamte verarbeitende Gewerbe – eine nachhaltige Industrieproduktion im Jahr 2035 am Beispiel der Textil- und Bekleidungswirtschaft modellieren, die im Rheinischen Revier neue hochwertige Arbeitsplätze generiert und ebenso im globalen Kontext wettbewerbsfähig ist. Vorgesehen sind mehrere aufeinander aufbauende Projektphasen bzw. Ausbaustufen. Rund 40 Millionen Euro Projektvolumen in der Initialphase, weitere rund 125 Millionen Euro in der ersten Wachstumsphase: Die Zahlen hinter der T7 verdeutlichen die Dimensionen des Projekts. Genauer gesagt der Projekte, denn das Mammutvorhaben ist in Teil-Förderanträge aufgesplittet, welche sukzessive von verschiedenen Akteuren über unterschiedliche Fördermittelzugänge eingereicht werden.
Den Auftakt macht nun binnen weniger Wochen die Hochschule Niederrhein mit dem Antrag „T7 Factory“, die mit dem Technologiezentrum den Fokus auf den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Wirtschaft legt. Im Sommer folgt die städtische Entwicklungsgesellschaft (EWMG) mit dem Antrag „T7 Park Management-Studie“. Darüber soll unter anderem die Planung des in der zweiten Phase zu realisierenden „Industrieparks der Zukunft“ vorangetrieben werden, in welchem die Textil- und Bekleidungsindustrie unter Zero-Emission-Bedingungen und CO2-Neutralität Produkte entwickelt und produziert. Im Herbst schließlich soll die RWTH Aachen mit einem weiteren Teilantrag „T7 Factory“ (Ergänzung zum textilen Technologie- und Entwicklungszentrum) die Antragseinreichungen der Initialphase abschließen. Ab dem Sommer wolle man gleichzeitig bereits beginnen, den regionalen Konsens für die daran anschließende „Wachstumsphase I“ herzustellen, so die Projektbeteiligten. Geplanter Projektstart ist 2025.