Projektgegenstand:
Entwurf und Realisierung eines nicht-invasiven Diagnosesystems zum Patienten-Screening zur frühzeitigen Erkennung von Gefäßerkrankungen durch eine einfache Augenuntersuchung.
Norbert Dahmen, Mike Schick, Peter Schillings, Georg Toszkowski, Reiner Wittenhorst; „Entwurf und Aufbau eines Mess-Systems zur Erfassung und Auswertung von Gefäßstrukturen im zentralen Abschnitt des Augenhintergrundes (Retina Image Processing Projekt)"; Virtuelle Instrumente in der Praxis 2010, Begleitband zum 15. VIP-Kongress, R. Jamal / R. Heinze (Hrsg.), VDE Verlag GmbH / Berlin, Offenbach, 2010.
Norbert Dahmen, Georg Toszkowski, Reiner Wittenhorst, Peter Schillings, Mike Schick: „Ein Blick hinter das Auge, Messsystem erfasst Gefäßstrukturen im zentralen Abschnitt des Augenhintergrundes"; Mechatronik, 10-11, 2010, 118. Jahrgang, ME110213 Verlag G.I.T. Informationsgesellschaft Technik GmbH, München.
Relevanz:
Gesundheit, Beschleunigte und sichere Diagnostik, Ressourcen-Effizienz
Randbedingungen:
Fachdisziplinübergreifend (Medizintechnik, technische Informatik, Elektronikentwicklung, Optik), Industriekooperation (Hochschule Niederrhein in Krefeld, Robin GmbH in Haan, Hellman Entwicklungsbüro in Solingen, RGB Elektronik in Solingen)
Projektzustand:
Abgeschlossen
Kurzbeschreibung (Zusammenfassung):
Gegenstand der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ist die berührungslose und ohne künstliche Erweiterung der Pupille durchführbare digitale Fotographie der arteriellen und venösen Gefäße im zentralen Abschnitt des Augenhintergrundes und die Bereitstellung von Bildverarbeitungalgorithmen zur automatischen Vermessung der Gefäßdurchmesser. Aus den gewonnenen Fundusbildern können mit Hilfe spezieller Bildverarbeitungsalgorithmen neben weiteren, das Gefäßsystem beschreibenden Kenngrößen, insbesondere das Verhältnis der Durchmesser der in einem definierten Bildbereich beobachtbaren arteriellen und venösen Gefäße in Form eines retinalen Gefäß-Risiko-Indexes AVR (Arteriole to Venule Ratio) berechnet werden. Im Rahmen der umfangreichen amerikanischen Forschungsstudie Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) konnte gezeigt werden, dass der AVR mit einer erhöhten Rate an Hypertonie und Schlaganfällen korreliert. Dies lässt den unmittelbaren Schluss zu, dass man mit Hilfe einer Analyse der retinalen Gefäße Rückschlüsse auf den gesundheitlichen Zustand der Gefäße in anderen Organen wie z.B. Herz und Gehirn ziehen kann, und dass auf diese Weise das Auge gewissermaßen als nicht-invasives Diagnosefenster betrachtet werden kann. Das in Form einfacher Risiko-Kennzahlen (wie z.B. AVR und Kinking) dargestellte Ergebnis versetzt den Arzt in die Lage, frühzeitig erste Anzeichen von möglichen Gefäßerkrankungen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Eine ausführliche Dokumentation der Mess- und Analyseergebnisse zur weiteren Auswertung der Gefäßabbildungen des Augenhintergrundes soll jederzeit möglich sein und dabei helfen, die Diagnose zu verfeinern. Die geplanten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten haben das übergeordnete Ziel, einen Beitrag zur Entwicklung neuartiger rechnergestützter Verfahren zur nicht-invasiven Diagnostik von Gefäßerkrankungen zu leisten. Gegenstand des Vorhabens ist letztendlich die Entwicklung und Bereitstellung eines einfachen mobilen nicht-invasiven Diagnosegerätes, das wie das Stethoskop zur Basisausstattung eines jeden allgemeinpraktizierenden Arztes gehören könnte.
Projektergebnis / Wirkung / Nachhaltigkeit:
- Autofokus Aufnahmetechnik im Übergangszustand zur Prototype-Entwicklung.
- Automatische Papilla-Erkennung validiert.
- Automatische Erkennung der Gefäßarten (Venolen, Arteriolen) in Arbeit.
- Fundus-Segmentierung (Region auf Interest) und Gefäßvermessung in Arbeit.
Herausforderungen bei der kommerziellen Umsetzung:
Die projekt- und damit situationsbezogene Erweiterung eines F&E-Teams gestaltet sich aufgrund von fehlenden verwaltungstechnischen Geschäftsprozessen oft als umständlich und schwerfällig. Dies erschwert die Zusammenarbeit mit kooperierenden Industriepartnern unglücklicherweise immer dann, wenn sich aufgrund des Projektfortschrittes neue Erkenntnisse im Hinblick auf eine unmittelbare Umsetzung der gefundenen Entwicklungsansätze in ein vermarktbares Produkt andeutet. Den oben genannten F&E-Projekten ist sowohl hinsichtlich der Entstehung, der Durchführung und Nachfolge als auch hinsichtlich der für die Lehre und Ausbildung wichtigen Umsetzung der Projekterfahrungen in geeignete Lehreinheiten wie z.B. Praktikumsaufgaben ein gewisser Zufallscharakter eigen. Kritische F&E-Vorhaben kommen nur schleppend zustande, weil die benötigten fach- und sachkundigen Mitarbeiter erst akquiriert werden müssen. Zu häufig müssen aus Kapazitätsgründen Nachfolgeprojekte abgesagt werden, so dass keine ausreichende Kontinuität und Nachhaltigkeit in der Zusammenarbeit mit den betreffenden Projektpartnern erzielt wird und so vielversprechende Lösungswege im Sande verlaufen. Obwohl als besonders dringlich angesehen, hat sich die Bildung von interdisziplinär arbeitenden Projektgruppen bislang als besonders schwierig erwiesen. Es existiert derzeit noch keine entsprechende gelebte Kultur. Es ist einfacher, sich hinter individualisierten Lehrveranstaltungen zu verstecken als sich den Herausforderungen und Möglichkeiten des interdisziplinären Arbeitens in Lehre und Forschung zu stellen. Überdies kommt hinzu, dass die Beteiligung von Studierenden an den Projekten aufgrund des aktuellen und z. T. stark verschulten Studienprogramms - wenn überhaupt - nur sehr schwierig ist und selten in der für ein Projekt erforderlichen zeitnahen Form gelingt. Analoges gilt für die Integration der betrieblichen Weiterbildung und Mitarbeiterqualifikation, wobei genau diese Möglichkeit von unseren Kooperationspartnern inzwischen regelmäβig nachgefragt wird und eine zukunftsorientierte, attraktive Ausbildungsoption an der Hochschule darstellt. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass eine dynamische Struktur wie in Abb. 1 dargestellt die Überführung der vorhandenen Kompetenzen und Projekterfahrungen in eine kontinuierliche und nachhaltige Lösung sicherstellt und gleichzeitig die zeitnahe, praktische Verwirklichung einer praxisbezogenen Lehre und Forschung garantiert.