Am Mittwoch, den 13. Dezember 2017, fand ein MINT-Treffen zum Thema Promotion statt. Warum finden viele Frauen nicht den Weg zur Promotion? Kann man heutzutage wirklich problemlos an einer Hochschule promovieren? Studentinnen und Berufsanfängerinnen der verschiedenen MINT-Studiengänge hatten die Möglichkeit offene Fragen zu klären und von interessanten Karrierefrauen beraten zu werden:
• Frau Prof. Dr. Pohle-Fröhlich, Professorin im Fachbereich 03
• Frau Dr. Rother, Thyssen-Krupp-Stahl
• Frau Rheindorf, Stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte und Promovendin im Fachbereich 01
Frau Pohle-Fröhlich konnte vor allem Fragen rund um das Thema Promovieren an einer Hochschule beantworten. Da Frau Rother in der Wirtschaft promoviert hat, konnte Sie den Studentinnen aus einer anderen Perspektive von ihren Erfahrungen berichten. Frau Rheindorf ist noch mit ihrer Promotion der Hochschule Niederrhein beschäftigt und konnte von ihren aktuellen Erfahrungen und Fördermöglichkeiten berichten.
Nach einer ersten Vorstellungsrunde der Referentinnen und der Teilnehmerinnen, haben wir uns unter anderem mit den folgenden Fragen beschäftigt.
Wie ist der Ablauf einer Promotion?
Wenn man sich zu einer Promotion entschließt, benötigt man zunächst jemanden, der die Promotion betreut. In der Hochschule sind dies zumeist die Professoren und Professorinnen. Oftmals bieten diese verschiede Forschungsthemen an und pflegen den Kontakt zu anderen Universitäten. Denn auch wenn es mittlerweile möglich ist an einer Hochschule zu promovieren, benötigt man eine kooperierende Universität. Wie stark die Zusammenarbeit mit der kooperierenden Universität dann in der Praxis aussieht ist sehr verschieden. Häufig besteht diese lediglich aus ein bis zwei Treffen pro Jahr zur genaueren Absprache.
Die Dauer einer Promotion liegt meist zwischen 3 und 5 Jahren und ist abhängig von Faktoren wie
• Nebentätigkeiten
• Finanzierung
• Wahl der Thematik
• Gute Zielsetzung und Planung
• Glück
Ja, tatsächlich wurde auch Glück genannt. Denn das Ergebnis einer Forschungsfrage muss keinesfalls eindeutig sein und gerade der Beweis das etwas nicht funktioniert, gestaltet sich meist als schwierig. Die Dauer kann aber auch vertraglich geregelt werden, oder von einem Projekt abhängen im Rahmen dessen man promoviert.
Wie unterscheidet sich eine Doktor- von einer Masterarbeit?
Der erste offensichtliche Unterschied ist der Zeitraum, über den man sich mit einer bestimmten Thematik beschäftigt. Während einem bei einer Masterarbeit meist nur 6 Monate zur Verfügung stehen, benötigt man für eine Doktorarbeit mehrere Jahre. Damit einher geht, dass der Umfang und die Tiefe der behandelten Themen viel größer und auch komplexer sind. Außerdem sei es vor allem zu Beginn der Promotionszeit schwierig Orientierung zu finden und sich in die Thematik einzuarbeiten.
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
Die wichtigste Voraussetzung ist die richtige Motivation, die zweit wichtigste die Motivation und die dritt wichtigste ... naja, Ihr könnt es Euch schon denken. „Man sollte schon für die Sache brennen und sich dafür begeistern", sagte Frau Rother so schön. Denn anderenfalls sei es schwer, lange Durststrecken und schwierige Phasen zu überstehen. Man muss viel Zeit investieren und möglichst stressresistent sein. Der Partner beziehungsweise die Familie sollten einen so gut es geht bei seinem Vorhaben unterstützen, da es sonst schnell zu viel werden kann mit der Promotion und anderen alltäglichen Pflichten. Zudem sollte man viel Ehrgeiz und Selbstmotivation mitbringen. Gerade Promovierende in der Wirtschaft brechen ihre Promotion vorzeitig ab. Frau Pohle-Fröhlich fügte hinzu, dass man örtlich flexibel sein sollte. Denn nach der Promotion und der damit einhergehenden Spezialisierung auf ein bestimmtes Forschungsthema sind interessante Stellen nicht überall zu finden. „Je höher man kommt, desto flexibler muss man örtlich sein".
Ist es möglich beziehungsweise ratsam berufsbegleitend zu promovieren?
Ja, es ist möglich - wenn es auch nicht unbedingt einfacher. Eine Promotion in der Wirtschaft wird vertraglich geregelt. Die Betreuung ist dabei meist weniger umfangreich als in einer Hochschule. Außerdem ist das Forschen an einer Hochschule experimenteller und es ist leichter etwas zu Veröffentlichen.
Was bringt mir eine Promotion?
Mit der richtigen Motivation zur Promotion dient diese vor allem erst einmal zur Selbstverwirklichung. Man hat die Möglichkeit sich über einen längeren Zeitraum mit einer interessanten Aufgabenstellung zu beschäftigen. Man kann sich seine Zeit selbst einteilen und auch von Zuhause aus arbeiten, sodass man auch über eine Elternzeit während der Promotion nachdenken könnte. Man hat Freiheiten, die man als Arbeitnehmer nicht hat wie zum Beispiel mehr Urlaub oder internationale Kooperationen. Außerdem habe man eine Art „Welpenstatus", sodass Sachverhalte einfacherer und mit mehr Geduld erklärt werden würden. Man nimm sich halt die Zeit, die man braucht, für die Dinge für die man brennt.
Bin ich danach zu teuer für die Wirtschaft?
Es kann durchaus sein, dass eine Promotion auch hinderlich sein kann bei einer späteren Einstellung in der Wirtschaft. Dennoch gibt es auch Berufsfelder, die durch eine Promotion erst überhaupt ermöglicht werden wie zum Beispiel eine Arbeit in der Forschung oder als Professor an einer Hochschule oder Universität.
Lohnt sich das für mich überhaupt auch im Hinblick auf die fehlende Berufserfahrung?
Ob sich eine Promotion lohnt ist eine sehr individuelle und persönliche Entscheidung. Diese hängt vor allem davon ab, wie man sich sein späteres Berufsleben vorstellt auch im Hinblick auf Familienplanung. Dennoch wurde von unseren Referentinnen betont, dass die fehlende Berufserfahrung während der Promotion zumeist ein kleines Problem ist. Denn wer hat überhaupt behauptet, dass man während einer Promotion keine Berufserfahrung sammelt? Im Gegenteil! Man lernt sich noch besser zu organisieren, zu dokumentieren, zu reflektieren, Durststrecken auszuhalten und vieles mehr! Man entwickelt sich persönlich stark weiter und wird umso interessanter für spätere Arbeitgeber. Denn mit einer erfolgreichen Promotion beweist man nicht nur seine Fachkenntnisse, sondern auch großen Ehrgeiz und starkes Durchhaltevermögen.
Wie sieht die Work-Life Balance während der Promotionszeit aus?
Stundenlange Literaturrecherche, Schreibblockaden, fehlende Orientierung – das sind wohl doch nicht nur starre Vorurteile. Eine Promotion ist und bleibt alles andere als ein Spaziergang. Und natürlich ist es deshalb auch erforderlich hinreichend viel Zeit zu investieren und bei anderen Dingen Abstriche zu machen während dieser Zeit. Inwieweit man dies tut, ist ebenfalls eine sehr persönliche Sache. Klar ist jedoch, dass man für die Promotion nicht zu lange brauchen sollte. Denn gerade in MINT Bereichen ist der Fortschritt in der Forschung sehr schnelllebig und erarbeitete Sachverhalte können daher schnell veraltet sein.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
Bei einer Promotion in der Wirtschaft ist es üblich nebenbei im Unternehmen zu arbeiten. In der Hochschule besteht die Möglichkeit als wissenschaftliche Hilfskraft zu arbeiten, indem man die Professoren im Hochschulalltag unterstützt, Veranstaltungen betreut oder im Labor mitarbeitet. Von anderen Nebentätigkeiten, die nicht unmittelbar etwas mit dem Berufsfeld oder der Promotion zu tun haben, wurde abgeraten. Zudem gibt es zahlreiche Stipendien zur finanziellen Unterstützung.
Wo finde ich weitere Informationen?
An der Hochschule Niederrhein gibt es ein so genanntes Promotionskolleg, bei dem man sich zum Thema Promotion beraten lassen kann. Weitere Links zum Sammeln von Informationen haben wir unten für Euch bereitgestellt.
Eure Frage war nicht dabei und es brennt Euch noch etwas auf dem Herzen?
Dann schreibt uns gerne eine Mail an mintforum(at)hs-niederrhein.de!
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