Vor einigen Jahren wurde die Struktur der Studiengänge in Deutschland stark verändert. Das damalige Diplom wurde ersetzt durch einen Bachelor- und einen Masterstudiengang. Man ist sich dabei uneinig, ob das damalige Vordiplom dem Bachelorgrad ähnelt oder nicht. Einige Professoren haben mir erklärt, dass der heutige Masterabschluss dem damaligen Diplom entspricht. Ein wichtiger Beweggrund der Umstellung war mit Sicherheit die Verkürzung der Studienzeit, damit junge Leute schneller für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Bereits der Bachelorgrad qualifiziert Absolventen zum Berufseinstieg. Der Master soll tieferes Wissen über ein Studienfach vermitteln und ist ein notwendiger Schritt zur späteren Promotion. Doch ist das Masterstudium lediglich eine Fortsetzung des Bachelorstudiums oder worin liegen die Unterschiede? Lasst uns das doch mal genauer betrachten.
Die Unterschiede sind mit Sicherheit abhängig von der jeweiligen Studienrichtung. Ich kann daher bei diesem Vergleich lediglich von meinen persönlichen Erfahrungen aus dem Bereich der Informatik berichten.
Ein offensichtlicher Unterschied ist die Anzahl der Studenten im Studiengang, in meinem Fall waren es weniger als zwanzig. Der Umgang unter den Kommilitonen ist daher intensiver. Man kennt sich untereinander und arbeitet gemeinsam an Projekten. Als Masterstudent hat man die Möglichkeit, Projekte individuell mitzugestalten und zu entscheiden mit welcher Thematik man sich intensiver beschäftigen möchte. Der Anteil an freier Arbeit in Projekten oder Seminaren ist generell deutlich höher. Einen großen Teil der Inhalte des Studiums habe ich mir selbst oder in Zusammenarbeit mit Kommilitonen angeeignet. Die Themen sind dabei detaillierter und wissenschaftlicher als zuvor. Man lernt Problematiken kennen, zu der bisher noch keine konkrete Lösung existiert. Es ist dann notwendig, sich in ein bestimmtes Fachgebiet einzulesen um später verschiedene Lösungsmöglichkeiten bewerten oder gar weiterentwickeln zu können. Zur Bewertung verschiedener Lösungen ist natürlich ein gewisses Vorwissen erforderlich, welches im Bachelorstudium vermittelt wurde. Mir gefällt die Analogie, dass man im Bachelorstudium das Werkzeug bekommt, mit dem man dann im Masterstudium anfangen kann zu basteln. Man schraubt dann nicht nur Bauteile nach einer bestimmten Anleitung zusammen, sondern beginnt selbst Bauanleitungen zu erstellen.
Auch wenn es im Bachelor bereits behandelt werden sollte, kommt es dennoch meistens zu kurz: wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben. Spätestens im Master kommt man nicht darum herum, sich damit zu beschäftigen. Man erfindet das Rad nicht jedes Mal neu. Daher ist es unumgänglich, verwendete Quellen fachgerecht zu zitieren. Diese sollten dabei vertrauenswürdig sein. Ein kleiner Tipp: Wikipedia gehört nicht unbedingt dazu. ;-) Paper, die auf Fachkonferenzen veröffentlicht wurden, Fachbücher oder Vorträge von Spezialisten sind schon eher geeignet. Durch wissenschaftliches Arbeiten kommt man in meinem Bereich mit den neusten Technologien und Fragestellungen in Berührung, was einfach höchst interessant und spannend ist!
Was im Masterstudium gleich bleibt? Man muss viel Zeit investieren, hat weiterhin wenig Geld im Monat und lästige Prüfungsphasen. Dennoch! Interessiert man sich für sein Fachgebiet, ist die Neugier noch nicht gestillt, möchte man später Promovieren oder einfach noch etwas Student sein – ein Masterstudium lohnt sich! Und das eben nicht nur für vermeintlich mehr Kohle auf dem Konto ;-)