Bereits seit den 1970er Jahren bemühen sich Politik, Hochschulen, Wirtschaft und Arbeitsverwaltung, den Anteil von Studentinnen in den sogenannten MINT-Fächern zu erhöhen. Zum einen will man damit dem wachsenden Bedarf an Fachkräften aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik Rechnung tragen. Zum anderen werden gleichstellungspolitische Ziele verfolgt, denn MINT-Berufe sind vielfach mit sehr guten Arbeitsmarkt- und Verdienstchancen verbunden. In jüngerer Zeit wird beispielsweise mit dem Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen versucht, junge Frauen für ein Studium solcher Fächer zu gewinnen.
In Deutschland ist der Frauenanteil im MINT-Bereich gering
Diese Bemühungen haben bislang nur bedingt gefruchtet. Überraschenderweise ist gerade in Ländern wie Deutschland, in denen die Gleichstellung der Geschlechter schon relativ weit gediehen ist, der Frauenanteil in MINT-Fächern gering. Dies belegt eine Studie von Gijsbert Stoet und David C. Geary aus dem Jahr 2018.
Die Gründe dafür sind vielfältig, wie eine Expertise von Heike Solga und Lisa Pfahl aus dem Jahr 2009 zeigt. So prägt bereits die vorschulische Sozialisation das geschlechtsspezifische Technikinteresse. Dies setzt sich während der Schulzeit fort, in der sich häufig eine an geschlechtsspezifischen Stereotypen orientierte Identität entwickelt. Sie führt dazu, dass Mädchen ihre naturwissenschaftlichen Leistungen geringer einschätzen als Jungen. Neben Geschlechterstereotypen können von Männern dominierte Fachkulturen das Interesse von Frauen an MINT-Fächern ebenfalls mindern. Zudem mangelt es an Rollenvorbildern beim Übergang in Studium, Ausbildung und Erwerbstätigkeit.
Gleichwohl gibt es ingenieur- und naturwissenschaftliche Teilbereiche, in denen Frauen relativ stark vertreten sind. Welche dies sind und was diese für Frauen attraktiv zu machen scheint, wird im Weiteren näher ausgeführt. Zur besseren Einordnung erfolgt jedoch zunächst ein kurzer Überblick über die Entwicklung des Frauenanteils in den MINT-Fächergruppen Ingenieurswissenschaften sowie Naturwissenschaften insgesamt.
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