Anlass des Lehrprojekts/ Herausforderung
Das Schreiben eines wissenschaftlichen Textes ist Bestandteil jedes Studiums und kann für viele Studierende eine große Herausforderung darstellen, da die Studierenden mit heterogenen biographischen und beruflichen Erfahrungen in das Studium an der HSNR starten. Die Studienverlaufsberatung nimmt einen Bedarf nach individueller Schreibberatung und unterstützenden Lehrformaten (z.B. Tutorien, Workshops etc.) wahr. Einem Teil der Studierenden fällt es schwer, ein Verständnis für das wissenschaftliche Arbeiten sowie den wissenschaftlichen Schreibprozess zu entwickeln.
Die Angebote der Fachbereiche zum Thema sind sehr unterschiedlich. An einigen Fachbereichen existieren Kurse und Lehrveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten, die jedoch zumeist zu Beginn des Studiums stattfinden oder aber von den Studierenden nicht rechtzeitig besucht werden. Zum Zeitpunkt des Schreibens liegen diese Veranstaltungen dann zum Teil bereits einige Semester zurück oder wurden noch nicht besucht. Insbesondere das Schreiben der Abschlussarbeit stellt viele Studierende vor eine große Herausforderung, da das wissenschaftliche Schreiben im Verlauf des Studiums sehr wenig bis nicht geübt wird. In den letzten Jahren hat sich die Studienverlaufsberatung zusammen mit anderen Bereichen der Hochschule damit befasst, wie das Thema „Wissenschaftliches Schreiben“ an unserer Hochschule zentral aber dennoch individuell gefördert werden kann.
Konzept und Lösungen des Lehrprojekts
Der hochschulweite Moodle-Kurs „EASI – Wissenschaftliches Schreiben leicht gemacht“ soll Unterstützung beim individuellen Einstieg in das wissenschaftliche Schreiben bieten. Es soll damit ein orts- und zeitunabhängiges Angebot geschaffen werden, das ergänzend zu den regulären Lehrveranstaltungen die Studierenden dabei unterstützt, ein Verständnis für das wissenschaftliche Arbeiten an Hochschulen zu entwickeln sowie den wissenschaftlichen Schreibprozess einzuüben. Der Kurs „EASI – Wissenschaftliches Schreiben leicht gemacht“ wird als fachbereichsübergreifender Moodle-Kurs entwickelt, der praxisnah und anschaulich Inhalte des wissenschaftlichen Schreibens vermittelt sowie die Förderung der entsprechenden Kompetenzen mit Übungen, Selbsttests, interaktiven Elementen, Beispielen etc. unterstützt.
In Anlehnung an den bereits existierenden EASI-Kurs „EASI – Studieren leicht gemacht“ zielt dieser Moodle-Kurs in erster Linie auf das Selbststudium ab, indem der Kurs zeitunabhängig eigenständig (asynchron) durchlaufen wird. Das Konzept des Online-Kurses greift die Struktur des bereits vorhandenen EASI-Kurses auf: Es werden einzelne Themenabschnitte (Bausteine) mit zielgruppenrelevanten Inhalten entwickelt, die in praxisnahen Texten, Comics/Videos und interaktiven Arbeitshilfen vermittelt werden. Inhaltlich bauen die Themenabschnitte aufeinander auf und orientieren sich an der Reihenfolge des wissenschaftlichen Schreibprozesses:
Typischer Ablauf einer wissenschaftlichen Arbeit Rahmenbedingungen einer wissenschaftlichen Arbeit Orientierung: Themenfindung und Fragestellung Erstellung eines Zeitplans Recherche und Lektüre: Literatur- und Quellenarbeit Struktur einer Arbeit Rohfassung und Schreibprozess Feedback holen und Überarbeitung Nach der Abgabe: Nachbesprechung und Reflexion
Ziele
Mit dem Moodle-Kurs wollen wir allen Studierenden der Hochschule die gleichen Voraussetzungen ermöglichen als auch die Fachbereiche in ihrer Arbeit ergänzen und unterstützen. Der Kurs kann daher sowohl individuell von Studierenden genutzt und unterstützend in den Einführungswochen, in der Lehre oder in der Beratung eingesetzt werden. Die Studienverlaufsberatung wird den Kurs in die Beratung zum wissenschaftlichen Schreiben einbetten. Darüber hinaus kann der EASI-Kurs bedarfsorientiert in verschiedene Lehrveranstaltungen (v.a. in der Studieneingangsphase) eingebunden werden. Ein Transfer in die Fachbereiche und die Berücksichtigung der Bedarfe ebendieser soll möglich sein.
Vorteile des Lehrprojekts
Der Nutzen für Studierende liegt darin, dass sieden Kurs individuell, zeitlich und räumlich flexibel nutzen und über das gesamte Studium hinweg darauf zugreifen können. Innerhalb des Kurses können Studierende die Kapitel bedarfsorientiert bearbeiten und erhalten (un-)mittelbares Feedback auf den eigenen Lernstand.
Der Nutzen für Lehrende liegt in der bedarfsorientierten Integration in oder Ergänzung von Lehrveranstaltungen. Zum einen können Sie auf den Moodle-Kurs als optionales Angebot verweisenoder den Kurs als Ergänzung zur Lehrveranstaltung einsetzen (z.B. in einer asynchronen Selbstlernphase mit Übungsaufgaben). Zum anderen können auch einzelne Inhalte für die eigene Lehre übernommen und ggf.angepasst oder erweitertwerden.
Methoden und Medien
Der Aufbau der einzelnen Kapitel orientiert sich an der E-A-S-I-Struktur (dabei stehen die vier Buchstaben jeweils für einzelne Bereiche innerhalb eines Kapitels):
- Hinter „E – Entdecke!“ verbirgt sich ein thematisch passender Einführungscomic, der sich mit seiner Storyline durch den gesamten Kurs zieht.
- „A – Alles klar?“ dient der Selbstreflexion, indem Übungen und Selbsttests zur Überprüfung des individuellen Wissens-und Kompetenzstands angeboten werden.
- Unter „S – So geht´s!“ werden Methoden und Hinweise vorgestellt, v.a. gibt es anschauliche Erklärvideos, praxisnahe Arbeitsblätter und interaktive Elemente.
- „I – Informiert!” bietet unterstützende Fakten, Links und Tipps zum jeweiligen Thema und macht insbesondere auf die Unterschiede an den Fachbereichen aufmerksam.
Der Moodle-Kurs bietet den Studierenden individuelle Lernpfade in der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Themen. Besonderer Wert wird hier auf interaktive Übungs- und Feedback-Möglichkeiten gelegt. Daneben gibt es eine Reihe von Tool-Tipps sowie Studi-Tipps von anderen Studierenden. Ebenfalls im Kurs enthalten ist eine visuelle Anzeige des Lernfortschritts mittels dem Block „Level Up!“. Dieser soll eine motivationssteigernde Wirkung erzielen, da das Selbststudium in besonderen Maße die intrinsische Motivation fordert.
Stolpersteine
- Mit dem Anspruch, einen Kurs zum wissenschaftlichen Schreiben für den Einsatz an allen Fachbereichen zu entwickeln, geht auch die Herausforderung einher, möglichst allen Fachbereichen und Fachkulturen gerecht werden zu wollen. Hier haben wir die Fachbereiche durch eine Abfrage zu Beginn sowie persönliche Gespräche währenddessen einbezogen.
- Es gibt verschiedene Ansätze, Feedbackmöglichkeiten für Studierende in den Moodle-Kurs einzubinden. Wir haben während des Erstellungsprozesses studentische Erfahrungen/Tipps eingebunden und versucht, die Möglichkeiten von Moodle auszuschöpfen (z.B. kleine Tests, interaktive Elemente mit H5P, Forum, etc.).
Empfehlungen
- Als besonders hilfreich hat sich das Einbinden von Studierenden in die Entwicklung des Online-Kurses herausgestellt (v.a. bei der Gestaltung der Einführungsszenarien sowie der Studitipps). Hierdurch konnte ein besonders studierendennaher Kurs entwickelt werden.
- Besonders in digitalen Lernumgebungen ist es wichtig, ausreichend Feedbackmöglichkeiten auf den Lernstand sowie Austauschräume für Studierende zu bieten.
- Prinzipiell ist bei der Erstellung eines hochschulweiten Moodle-Kurses, der in allen Fachbereichen eingesetzt werden kann, die Berücksichtigung der unterschiedlichen Anforderungen an den jeweiligen Fachbereichen wichtig – ein Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit des Moodle-Kurses kann nicht gegeben werden und ist auch nicht das Ziel! Hier ist die transparente Kommunikation mit den Akteuren des Fachbereichs besonders wichtig, um falschen Erwartungen oder Missverständnissen vorzubeugen.
Links / Hinweise
Direkter Link zum Moodle-Kurs „EASI – Wissenschaftliches Schreiben leicht gemacht“: folgt in Kürze
Wenn Sie den Kurs in Ihre Lehrveranstaltung integrieren wollen, sprechen Sie gerne Ihre/n Mediendidaktiker/in am Fachbereich an.
Beteiligte
Sandra Dölling-Trapp, Irina Hörmann, Solange Landau, Eva Malecha-Konietz und Prof. Dr. Eva-Ellen Weiß. Tatkräftig unterstützt wurde das Projekt von studentischen Hilfskräften, die bei der Erstellung der Comics und der Gestaltung des Moodle-Kurses mitgewirkt haben: Lukas Braun und Joshua Hinz.