Lehrprojekt: Im Rahmen des Projekts werden Online-Lehr- und Lernangebote entwickelt, die das Thema „Institutionelle Rahmenbedingungen der Pflegeversorgung“ beleuchten. Das Projekt gehört zur Förderlinie OERContent.nrw. Laufzeit: Sommer 2020 bis Ende 2022. Ziel ist es, Studierende für Leitungsaufgaben in Einrichtungen stationärer und ambulanter Pflege sowie in der Beratung zu qualifizieren.
Projektleitung und Koordination: Professorin Dr. Dagmar Ackermann
Herausforderung
Die Steuerung von Organisationen wird in vielerlei Hinsicht von Rahmenbedingungen beeinflusst, die bei Entscheidungen berücksichtigt werden müssen. Die Kenntnis dieser Vorgaben ist unabdingbare Voraussetzung für das Verständnis der Systeme, in die Organisationen eingebunden sind. Dabei ist der Erwerb dieser Kenntnisse häufig ein sehr individuell geprägter Prozess mit divergierenden Lernstrategien verschiedener Lerntypen.
Daraus ergibt sich die Frage: Welche Möglichkeiten bietet die Digitalisierung, um die Lehr- und Lerninhalte so für die unterschiedlichen Lerntypen aufzubereiten, dass sie realitätsnah und gleichzeitig interessant vermittelt sowie den unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten angemessen angepasst werden können? Kann so eine bessere Nutzung der Selbstlernzeit im Kontext des Workloads von Modulen gelingen?
Lösung
Das Konzept nutzt den Ansatz des szenariobasierten Lernens. Ausgehend von einer fiktiven Rahmengeschichte mit einer Protagonistenfamilie entdecken die Studierenden in acht thematisch differenzierten Bausteinen die unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen der Pflegeversorgung. Mit Hilfe von realitätsnahen Szenarien werden Studierende aus dem Bereich der Pflege- und Gesundheitswissenschaften angesprochen und können die Lehrinhalte in Eigenregie erarbeiten. Unterstützt wird das Selbststudium durch mediendidaktische Inhalte wie z. B. Lernvideos, Podcasts oder interaktive Elemente, die je nach Lerntyp ausgewählt und mehr oder weniger intensiv genutzt werden können.
Vorteile
Vorteile für die Studierenden:
- Das Konzept ermöglicht die Flexibilisierung des Lernraumes. Studierende stellen neue Anforderungen an das Lernen. Unter Beachtung der individuellen Lernbedürfnisse ist es möglich, orts- und zeitunabhängig die angebotenen Lehrinhalte im Selbststudium zu erarbeiten.
- Durch realitätsnahe Szenarien und den Einsatz einer Protagonistenfamilie können sich die Studierenden mit der Thematik besser identifizieren.
- Die Szenarien setzen einen Ankerpunkt, mit dessen Hilfe sich Inhalte einfacher auffassen und Aufgaben besser bewältigen lassen.
- Die Motivation der Studierenden wird gefördert: Neugier wird geweckt und der Spaß am Lernen ist erkennbar.
- Die Zusammenstellung der Materialien ermöglicht die Gestaltung eines individuellen Lernpfades, bei dem die Verzahnung der zu bearbeitenden Themen trotzdem sichtbar bleibt.
Vorteile für Lehrende:
- Mediendidaktische Elemente dienen der Aktivierung der Studierenden.
- Einzelne Elemente des Online-Kurses können im Rahmen des Blended-Learning zur Vor- oder Nachbereitung von Lehrveranstaltungen genutzt werden.
- Ebenso kann eine erfolgreiche Bearbeitung des Kurses als Ganzes oder von Teilen als Präqualifikation für die Teilnahme an weiterführenden/vertiefenden Seminaren vorausgesetzt werden.
- Das Konzept ermöglicht den Rollenwechsel des Lehrenden vom Wissensvermittler zum agilen Lernbegleiter.
Details
Der erstellte Online-Kurs weist eine modulare Struktur in Form von acht Bausteinen auf, welche flexibel in der Lehre eingesetzt werden können und somit keiner vorgegebenen linearen Struktur folgen. Das Durchlaufen eines daraus resultierenden individuellen Lernpfades ermöglicht den Studierenden ein leistungsdifferenziertes Lernen, welches individuell an die Bedarfe und den Kompetenzstand anknüpft.
Die Entwicklung des digitalen Lehrangebotes zielt auf die Qualifizierung für Leitungsaufgaben in Einrichtungen der stationären und ambulanten Pflegeversorgung sowie in der Beratung von Einrichtungsträgern dieser Versorgungsangebote ab. Vor diesem Hintergrund erfordert es eine Lernumgebung, die die Vermittlung auf mehreren Kompetenzebenen sowie die Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven forciert. Szenario- bzw. fallbasiertes Lernen eignet sich hierbei als didaktisches Leitprinzip. Studierende werden anhand von authentischen und realitätsnahen Situationen motiviert, sich mit anwendungsbezogenen Problemstellungen auseinander zu setzen. Mit Hilfe einer Rahmengeschichte und darauf basierenden Teilgeschichten werden Kompetenzen rund um die institutionellen Rahmenbedingungen der Pflegeversorgung in einen realitätsnahen Kontext gestellt. Dabei werden die Studierenden von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen sowie von Akteuren auf dem Pflegemarkt mit ihren Anliegen und Problemen konfrontiert. Das dazu gehörige Wissen wird systematisch vorgestellt und mit Hilfe von Übungsaufgaben vertieft und angewendet. Zum Abschluss eines jeden Bausteines kann ein Test absolviert werden, mit dem das Erreichen der Lernziele überprüft wird.
Der erstellte Online-Kurs zielt primär auf die Studiengänge Health Care Management, Pflege- und Gesundheitsmanagement, Pflege sowie Gesundheitsökonomie ab. Darüber hinaus können die Inhalte in betriebswirtschaftlichen Studiengängen im Rahmen von Wahlpflichtangeboten im Bereich des Gesundheitswesens eingesetzt werden.
Lehr-/Lernmethoden bzw. digitale Medien
Storytelling:
Zweck: Förderung der Motivation und Aktivierung von Vorwissen
- Konfrontation mit der Rahmengeschichte, Einführung in die Gesamtsituation
- Abzweigung der Teilgeschichten und Einstieg in die einzelnen Bausteine: Einführung in die Thematik des Bausteins mittels eines Szenarios aus der Praxis
Audiodateien/Podcasts:
Zweck: lebendiges Lernen
- Herstellung des Realitätsbezugs durch Interviews von Praktikern
- vertiefende Kurz-Erläuterungen komplexer Abbildungen
Screencasts/Videos:
Zweck: Komplexitätsauflösung
- Übersicht über die einzelnen Inhalte geben
- schrittweise Auflösung bei der Darstellung schwieriger Zusammenhänge
Selbsttests:
Zweck: Überprüfung und Sicherung des Lernfortschritts
- Kartenabfrage
- Wahr-Falsch-Fragen
- Lückentexte
- etc.
Stolpersteine
Bei den Studierenden:
- Akzeptanz einer intensiven Nutzung der Lernplattform Moodle
- Auseinandersetzung mit den Funktionen des Lernmanagementsystems
- Verständnis und Akzeptanz der Bedeutung des Workloads mit dem Anteil Selbstlernzeit
- wenige bis gar keine haptischen Elemente bei überwiegender Bildschirmarbeit
Bei den Lehrenden:
- Arbeitsaufwand bei der Konzipierung und Erstellung der Materialien
- Akzeptanz bei der Nutzung von OER-Inhalten unter Berücksichtigung der eigenen Lehrziele und des eigenen Lehrtyps
- Urheber- und datenschutzrechtliche Unsicherheiten
Empfehlung/ Tipps
- frühzeitig über Rahmenbedingungen und Regularien informieren oder diese einfordern (z. B. bei ORCA.nrw), damit sie bei der Materialerstellung direkt beachtet werden können
- Inhalte aus verschiedenen Nutzerperspektiven prüfen (Usability-Tests mit Studierenden)
- rechtzeitige Implementierung eines Qualitätssicherungskonzepts (Versionsmanagement)
Beteiligt
Hochschule Niederrhein (konsortialführende Hochschule)
Prof. Dr. Dagmar Ackermann
Nora Hoppmann, M.A.
Dipl. Des. Nandita Schwalbe
Hochschule für Gesundheit Bochum
Prof. Dr. André Posenau
Dr. Ismail Özlü (inzwischen Prof. an der FH Bielefeld)
Hochschule Rhein-Waal
Prof. Dr. Frank Schmitz (ab 01.03.22 hsg Bochum)
Anne Griese, M.A.
FH Münster
Prof. Dr. Christopher Niehues
Julius Thume, M.A.
Links/ Hinweise
https://www.orca.nrw/