Herausforderung
Durch die Corona-bedingten Digital-Semester wurde die direkte Kommunikation und Zusammenarbeit von Studierenden gehemmt. Allerdings gehören Kollaborationsfähigkeiten und technische Skills weiterhin zu wichtigen Kernkompetenzen. Mithilfe welcher Konzepte können der Erwerb dieser Kompetenzen in technischen Lehrveranstaltungen trotz der eingeschränkten Interaktion untereinander unterstützt/ gefördert werden und wie lassen sich diese Konzepte wieder auf Präsenz-Lehrveranstaltungen übertragen?
Lösung
Angelehnt an die Idee des in der Informatik bekannten und etablierten „Pair Programming“ wird eine Online-Umgebung für Echtzeit-Kollaboration zur Verfügung gestellt. Studierende erhalten dadurch die Möglichkeit, gleichzeitig und gemeinsam an der Lösung einer technischen (Programmier-)Aufgabe zu arbeiten, wobei sie hierfür lediglich den Zugang zu einem Web-Browser benötigen. Die Plattform wird nicht von Grund auf entwickelt, sondern baut auf bereits vorhandenen Software-Lösungen auf.
Vorteile
Durch den Einsatz der Online-Plattform sollen sich Studierende einerseits intensiver mit technischen Vorlesungsinhalten auseinandersetzen und mehr Selbstsicherheit bei der Lösungserstellung entwickeln. Andererseits soll der Austausch unter den Studierenden gefördert und eine engere Zusammenarbeit bei der Lösungserstellung ermöglicht werden. Insbesondere der erste Aspekt lässt sich unmittelbar aus den Erkenntnissen des „Pair Programming“ ableiten und ggf. auf den Kontext größerer Gruppen erweitern. Durch den Einsatz einer Online-Plattform können auch Lehrende einfacher und unmittelbarer in die Lösungserstellung eingreifen und bspw. Feedback im Entwicklungsprozess geben.
Details
Der Einsatz der Online-Plattform wird zunächst in zwei Lehrveranstaltungen erprobt:
(1) Veranstaltung „Datenbanken“ im dritten Bachelorsemester des Studiengangs Wirtschaftsinformatik mit ca. 60-80 Studierenden: Hier liegt der Fokus der Online-Plattform auf dem Erwerb von Kenntnissen in der Datenbanksprache SQL: In zwei Live-Sessions sollen Studierende in Kleingruppen von etwa vier 4 Studierenden intensiv an der Implementierung komplexer Datenbankabfragen arbeiten.
(2) Veranstaltung „Data Science“ als Wahlpflichtmodul im fünften Bachelorsemester des Studiengang Informatik mit ca. 40-60 Studierenden: Hier sollen Studierende die Grundlagen der Data Science erlernen und die Kenntnisse durch Übungsaufgaben in Gruppen von drei bis vier Studierenden vertiefen. Jede Übung wird dabei in der Online-Umgebung über ein bis zwei Wochen selbstständig bearbeitet.
Der Einsatz der Online-Plattform wird in beiden Veranstaltungen im Rahmen des Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) durch den Einsatz eines Fragebogens evaluiert, um die Perspektive der Studierenden abbilden zu können.
Lehr-/Lern-methoden bzw. digitale Medien
In beiden Veranstaltungen wird (teilweise) das Prinzip des „Inverted Classrooms“ angewandt. Studierende eignen sich dabei das Wissen eigenständig an und können ihren Wissensstand durch die angebotenen Übungen erproben und vertiefen. Dies regt sowohl in Präsenz- als auch reiner Online-Lehre eine engere Auseinandersetzung der Studierenden mit den Vorlesungs- und Übungsinhalten an. Zudem wird ein stark kollaborativer Lehr- und Lernansatz gewählt, um die Interaktion der Studierenden untereinander zu fördern und somit den Erwerb von Kollaborationsfähigkeiten und technischen Kompetenzen zu bestärken.
Für die Gruppenarbeit nutzen die Studierenden Computer. Dabei müssen die Studierenden keine umfangreiche Software installieren, sondern können direkt über einen Web-Browser auf die Online-Plattform zugreifen.
Empfehlung
- Planen Sie ausreichend Vorbereitungszeit beim Einsatz einer neuen Online-Umgebung (Software) in Ihrer Lehrveranstaltung ein.
- Geben Sie den Studierenden die Möglichkeit, sich mit der neuen Software vertraut zu machen und holen Sie regelmäßig Feedback ein.
- Soll das neue Lehrkonzept evaluiert werden, ist mit zusätzlichem Aufwand zu rechnen, um bspw. das Forschungsdesign zu planen und die Ergebnisse festzuhalten.
Beteiligt
- Prof. Dr. Jens Kaufmann, Wirtschaftsinformatik, FB08; Digi-Fellow 2020
- Prof. Dr. Christoph Quix, Wirtschaftsinformatik und Data Science, FB03; Digi-Fellow 2020
- Pascal Quindeau, wissenschaftlicher Mitarbeiter: Projektdurchführung, insbesondere Konzeption und Evaluation
- Sayed Hoseini, M.Sc., wissenschaftlicher Mitarbeiter: technische Installation sowie Begleitung der eingesetzten Online-Umgebung
- Dr. Sylvia Ruschin, Hochschuldidaktik: Unterstützung bei der Ausarbeitung des Lern- und Lehrkonzepts mit besonderem Fokus auf das Scholarship of Teaching and Learning (SoTL)
- David Peters, M.A., Ltg. Koordinierungsstelle Evaluation: Beratung bei der Konzeption eines Fragebogens und datenschutzrechtlichen Fragestellungen
Links / Hinweise
Die Einführung der Online-Plattform erfolgt im Rahmen des Projektes IoHubHN und wurde finanziert im Rahmen der landesweit geförderten „Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre“.