NotPASS
Optimierung der Rettungskette

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Künstliche Intelligenz gegen Überbelastung in Notaufnahmen

Im Innovationsprojekt „NotPASS“ wird ein intelligentes Echtzeitplanungssystem für den optimalen Ressourceneinsatz in der Notaufnahme von Krankenhäusern entwickelt. Das neue System soll mit Hilfe von Algorithmen des bestärkenden Lernens (reinforcement learning) das medizinische Fachpersonal in der Notaufnahme entlasten, Behandlungsabläufe verbessern und Wartezeiten der Patient:innen verkürzen. Gefördert wird das Projekt mit einem Gesamtvolumen von rund 875.000 Euro aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM).

Planung mittels reinforcement learning


Das Projekt „NotPASS“ wird mit vier Partner:innen aus dem Innovationsnetzwerk AIMECA durchgeführt, die ihre Kompetenzen zur Entwicklung eines neuartigen Systems zur verbesserten Entscheidungsunterstützung für die Personal- und Behandlungsplanung in der Notaufnahme bündeln. Die Innovation des Planungssystems liegt zum einen in der Anwendung der KI-Methoden und der mathematischen Optimierung. Zum anderen sollen technische Lösungen gefunden werden, die entlang eines medizinischen Notfalls, also vom Eingang eines Notrufs bis zur Versorgung und Behandlung im Krankenhaus die Durchgängigkeit und Verfügbarkeit der anfallenden Patient:innendaten gewährleisten.

Vier Partner:innen bündeln ihre Kompetenzen

Die Health365 AC GmbH ist verantwortlich für die Entwicklung der Technologie zur Ableitung der erforderlichen Ressourcen für die Behandlung von Patient:innen im Rahmen des „NotPASS“-Projekts. Dies umfasst sowohl die Entwicklung der Daten-Eingabesysteme als auch der Verarbeitungssysteme. Die cibX GmbH wird sich darauf konzentrieren, alle relevanten Informationen über Krankenhausressourcen zu sammeln und ein Messengersystem für das Krankenhauspersonal zu entwickeln. Das Competence Center eHealth der Hochschule Niederrhein wird die Identifikation und Aufbereitung der relevanten Daten für die KI übernehmen und die Systemlogik entwickeln. Das Institut für Modellbildung und Hochleistungsrechnen der Hochschule Niederrhein wird schließlich das Optimierungssystem auf Basis von reinforcement learning entwickeln. Drei assoziierte Partner – der Leitende Notarzt des Kreises Düren, die Klinikum Barnim GmbH mit dem Werner Forßmann Klinikum Eberswalde und die Evangelisches Krankenhaus Wesel GmbH – werden das NotPASS-System durch praxisnahes Feedback bei der Spezifikation unterstützen.

Die Idee zum Projekt "NotPASS" ist im Rahmen des Innovationsnetzwerks AIMECA - künstliche Intelligenz in der medizinischen Versorgung entstanden, das über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert wird. Im Zuge der Mitgliedschaft werden die Partner:innen aktiv bei der Realisierung von F&E-Projekten sowie der Sicherstellung der Finanzierung unterstützt. Betreut wird AIMECA von der IWS GmbH, die auch das Antragsmanagement der Kooperationsprojekte übernimmt und die Mitglieder intensiv bei der Entwicklung neuer Technologien begleitet.

Aufgabe des IHM ist es eine Planungsoptimierung auf Basis des Reinforcement Learnings zu entwickeln und der ML-basierten Optimalsteuerung zur Verfügung zu stellen. Insbesondere herausfordernd dabei ist, dass komplexe System der Notaufnahme mit seiner großen Anzahl an Akteuren und technischen Geräten allumfänglich zu erfassen. Zunächst müssen demnach die unterschiedlichen Anwendungsfelder, sowie die dafür geeigneten Verfahren identifiziert werden. Um geeignete Verfahren zu identifizieren. Durch Reproduktion ausgewählter Ergebnisse werden die für das NotPASS-System geeigneten Verfahren identifiziert.

Als State-of-the-Art-Verfahren für eine dateneffiziente, ML-basierte Optimalsteuerung hat sich das Bayesian Reinforcement Learning (BRL) etabliert. Die Methode PILCO - Probabilistic Inference for Learning Control ist allerdings für komplexe inverse Aufgabenstellungen aufgrund der Nutzung von Standard-Gaußprozessen und unflexiblen Kostenfunktionalen und Controllern in dem Kontext der Modellvalidierung nicht allgemein einsetzbar. Methoden des Deep Reinforcement Learning (DRL), modellieren die zeitliche Dynamik durch ein Ensemble von probabilistischen, neuronalen Netzen als Controller. Basierend auf einer modellprädiktiven Regelung ermöglicht es, dateneffizient dynamische Systeme zu steuern. Beide Verfahren beruhen darauf, dass ein vordefiniertes Kostenfunktional direkt minimiert wird. Das Kostenfunktional  enthält vielfache Verkettungen des ML-Modells mit sich selbst. Dies führt bei hochdimensionalen Fragestellungen und auch bereits bei einer moderaten Anzahl von Stichproben zu Problemen hinsichtlich der  Laufzeit und der Konvergenz, so dass in diesem Verbundprojekt ein neuer Ansatz für die ML-basierte Optimalsteuerung verfolgt werden soll. Um die aufgezählten Beschränkungen des BRL zu überwinden, soll in  dem Verbundprojekt der Algorithmus Proximal Policy Optimization (PPO) so erweitert werden, dass beliebige Kostenfunktionale hinreichend genau approximiert werden können. Hierfür sollen statt der üblichen  Künstlichen Neuronalen Netzwerke (KNN), probabilistische ML-Modelle als Actor und Critic unter Einbeziehung der Modellunsicherheiten verwendet werden. Das von den Antragstellern entwickelte neuartige  ML-Verfahren Deep Gaussian Covariance Networks (DGCN) nutzt KNN in Kombination mit Gaußprozessen (GP) zur Abbildung hochgradig multimodaler, nichtlinearer und “verrauschter” Daten. Es ist zu erwarten, dass mittels DGCN die Klasse der zulässigen Kostenfunktionale mit deutlich weniger Daten und Stichproben erweitert werden kann.

Zur Absicherung und zur Überprüfung der Extrapolationsfähigkeit und Prognosefähigkeit der entwickelten ML-Algorithmen erfolgen Validierungen, deren Daten wiederum während des Online Learnings der ML-Modelle genutzt werden können. In diesem Zusammenhang sollen die  probabilistischen Eigenschaften von DGCN genutzt werden, um eine zuverlässige Aussage über die Fehlerwahrscheinlichkeit der Modellvorhersagesicherheit zu treffen. Mithilfe von geeigneten Prognosemaßen soll  hier die Erklärbarkeit der Daten mit der Hilfe von Cross-Validierung und Konfidenzintervallen analysiert und somit Transparenz geschaffen werden, in wie weit das Modell zuverlässig in der Vorhersage und Analyse  der Daten ist. Die Algorithmen sollen im Projekt stetig weiter optimiert werden damit schließlich die Ergebnisse an ein Feedback-System übermittelt werden können. Im weiteren Projektverlauf wird schließlich die  Ausgabe der Optimierungsergebnisse angepasst um diese für das NotPASS-System verwendbar zu machen.