Als ich von der Möglichkeit eines Erasmusaufenthaltes an der Universitat Politècnica de València erfuhr, war ich ziemlich begeistert. Als dann jedoch klar wurde, dass mein Studiengang „Textile Technologien" nur am Campus Alcoy angeboten wurde, war die Ernüchterung groß.
Im Nachhinein aber war es aber die richtige Entscheidung. Alcoy ist zwar kleiner als Valencia, der Ort hat jedoch in vielen Aspekten seine Vorteile. Ich war sehr von der kleinen, schönen Altstadt angetan und gleichzeitig überrascht von den vielen umliegenden Bergen.
Auch die Wohnungssuche erwies sich als leichter als gedacht. In der Erasmus-Facebookgruppe suchte ich nach Wohngemeinschaftsinseraten und hatte schon am gleichen Tag ein Zimmer gefunden. Ich entschied mich, mit zwei spanischen Studenten zu wohnen, da es schließlich meine Absicht war, meine Spanischkenntnisse zu vertiefen und an dem Alltagsleben der Spanier teilzunehmen.
Die Hochschule ist sehr übersichtlich und verfügt über modernes Equipment. Ich belegte Kurse aus meinem Studienschwerpunkt, jedoch auch aus anderen Studiengängen. So hatte ich die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen. Ich war anfänglich überrascht von den vielen Hausaufgaben, Projekten und Präsentationen, die man neben der Vorlesung noch auszuführen hatte. Dies erinnerte mich an das deutsche Schulsystem, dennoch konnte ich auf diese Weise natürlich auch mein Spanisch verbessern.
Alle hatten großes Verständnis für die Erasmus-Studenten und haben uns bei jeglichen Problemen gerne geholfen. Auch die spanischen Studenten waren sehr entgegenkommend und freundlich. Die Unternehmungsmöglichkeiten in Alcoy verloren nach den ersten zwei Monaten recht schnell an Abwechslungsreichtum. Dementsprechend haben wir Erasmus Studenten viele Ausflüge in andere Städte unternommen. Innerhalb einer Stunde konnten wir mit dem Auto schon wunderschöne Strände erreichen aber auch weitergelegene Ziele wie Granada, Barcelona, Malaga und Madrid waren mit einer Mitfahrgelegenheit leicht erreichbar.
Nach einem Jahr in Spanien habe ich das Land, die Menschen und die Mentalität sehr in mein Herz geschlossen und viele gute Eigenschaften mitgenommen. Die entspannte Haltung und Gelassenheit der Spanier gegenüber Problemen und Verpflichtungen, das gemütliche Zusammensein und Abendessen um 22 Uhr, die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gegenüber Anderen, die täglichen Siestas und die Fähigkeit das Leben einfach zu genießen, möchte ich nicht mehr missen.