Mein Auslandssemester
Unsere Studierenden berichten ...

Hochschule Niederrhein. Dein Weg.
Anna vor der NTUST

Anna - FB 09 - Taipeh/Taiwan

Anna ist fasziniert von den Menschen in Taiwan und auch davon, wie grün es dort ist. Überrascht hat sie, dass die Städte nicht überfüllt waren.

In diesem Bericht erzähle ich von meinen Erfahrungen und Erlebnissen aus meinem Auslandssemester an der NTUST in Taipeh und gebe ein paar Tipps für Studierende, die ebenfalls ein Semester in Taiwan verbringen wollen. Da ich bereits während meinem Bachelor im Auslandssemester war und nur gute Erfahrungen gemacht habe, wollte ich die Möglichkeiten nutzen, ein weiteres Auslandssemester während dem Masterstudium zu absolvieren.

 

DIE VORBEREITUNG
Die Suche nach einer passenden Hochschule bzw. Uni war etwas schwierig, da es für meinen Studiengang nur wenige Partner-Hochschulen und -Universitäten gab, die in Frage gekommen wären. Ab März habe ich mich mit der Suche beschäftigt und schließlich fiel die Wahl auf die National Taiwan University of Science and Technology (NTUST) in der Hauptstadt Taipeh, da diese die meisten für mich ansprechenden Kurse hatte und am besten zu meinem E-Business-Studium gepasst haben.
Für die Bewerbung sind einige Dokumente nötig, weshalb man sich einige Wochen oder bestenfalls 2-3 Monate vor Bewerbungsschluss damit auseinandersetzt.
Nachdem die HS Niederrhein die Bewerbungsunterlagen gesichtet und mich ausgewählt bzw. nominiert hatte, konnte ich mich auf der Seite der NTUST im Online-Bewerbungssystem bewerben. Für diese Bewerbung war zusätzlich noch ein Health Certificate nötig, welches mir ein Arzt ausgestellt hat. Das ist eine Bescheinigung, dass ich beispielsweise die Standardimpfungen, wie Masern und Röteln besitze und keine Tuberkulose habe. Für den Tuberkulosenachweis musste ich zu einem Radiologen, der ein Röntgenbild meiner Lunge erstellt hat. Nicht nur die Bewerbung an sich ist ein längerer Prozess, auch die verschiedenen Impfungen, die mir mein Arzt für Asien noch empfohlen hat, haben alleine schon etwa 4 Wochen in Anspruch genommen. Ich habe mich noch gegen Tollwut, japanische Enzephalitis, Cholera, Typhus und Polio impfen lassen, da ich nach meinem Auslandssemester noch ein bisschen durch Asien reisen und auf Nummer sicher gehen wollte. Das war außerdem praktisch und sinnvoll, da meine Krankenkasse 90% der Impfkosten (ca. 500€) übernommen hat.

Anfang Juni erhielt ich dann schließlich meine Zusage für das Auslandssemester und ich konnte mich um die finalen Vorbereitungen kümmern, wie Flug nach Taipeh buchen, Visum beantragen, Auslandskrankenversicherung abschließen.
Ich habe mit einer weiteren Studentin der HS Niederrhein für die erste Woche in Taipeh ein AirBnB gebucht, um vor Ort auf Wohnungssuche zu gehen. Es gibt zwar auch viele Webseiten oder Facebook-Gruppen, auf denen Zimmer vermietet werden, allerdings war uns das zu suspekt, da die Bilder auch schon viele Jahre alt sein können. Wir wollten die Zimmer vor Ort anschauen und haben nach 10 Tagen dann eine tolle WG gefunden, die wir mit zwei weiteren Deutschen geteilt haben. Generell kann ich empfehlen, an der roten oder grünen MRT-Linie (Metro) zu wohnen, da diese die beste Verbindung zur NTUST darstellen und nah am Zentrum liegen.

 

DAS SEMESTER
Ich bin Anfang September in Taipeh gelandet und habe direkt am Orientierungstag teilgenommen, bei dem alle internationalen Studenten wertvolle Informationen zur Uni und Taiwan an sich erhalten haben. An der NTUST dienen die ersten beiden Vorlesungswochen der Orientierung und der Kurswahl. Man kann sich für Kurse online einschreiben oder Kurse besuchen, für die man sich interessiert und sich anschließend dafür einschreiben. Meine Kurswahl hat nicht ganz reibungslos geklappt, weil einige Kurse schon voll waren oder man einen Code vom Professor braucht, der einem die Online-Einschreibung für den Kurs ermöglicht. Ich habe schlussendlich die Kurse „The Strategy & Practice of International Corporate Merger & Acquisition”, „Information Systems & Management” und “Social Science Research Methodologies“ belegt.

Die Ausstattung der NTUST ist verglichen zur Hochschule Niederrhein nicht außergewöhnlich, aber es gibt alles was man braucht. Dafür, dass die NTUST eine „Technology & Science“-Uni ist, habe ich allerdings eine umfangreichere und modernere Ausstattung erwartet. Anders als an der Hochschule Niederrhein und gerade, weil viele Asiaten sehr leise sprechen, wird in den meisten Vorlesungsräumen mit Mikrofonen gesprochen. Der Campus der NTUST besteht aus den einzelnen Gebäuden der verschiedenen Departments, sowie unterschiedlichen kleine Restaurants. Es gibt außerdem einen 7-Eleven und einige taiwanesische Fast Food Ketten auf dem Gelände. In einer der Cafeterien befinden sich zudem verschiedene kleine Essensstände, bei denen jeder Student durch das Angebot an bspw. Dumplings, Nudelsuppen, Bubbletea oder vegetarischen Buffets auf seinen Geschmack kommt. An der NTUST kann man viel Zeit auf dem Campus verbringen und es gibt auch genug Rückzugsmöglichkeiten und Sitzgelegenheiten für Gruppenarbeiten.

 

TAIWAN
Als ich im September nach Taiwan kam, waren die Temperaturen sehr hoch. Wir hatten etwa 30 Grad bei 80% Luftfeuchtigkeit, was erstmal eine totale Umstellung war. Je weiter das Semester fortgeschritten ist, wurden die Temperaturen allerdings angenehmer. Im Dezember fing es dann sogar an, kühl zu werden. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit fühlten sich die nächtlichen 15 Grad dann eher an wie 10 und da die Gebäude keine Heizungen haben, waren warme Klamotten ziemlich wichtig. Warme Klamotten sind übrigens auch dann wichtig, wenn man Taiwan bereist und auf höhere Berge wandert/fährt.

 

Da meine Kurse montags, dienstags und mittwochs stattfanden, hatte ich meistens von Donnerstag bis Sonntag Zeit, das Land zu erkunden. Egal, ob man in den Osten zum wunderschönen Taroko Nationalpark, an den Sonne-Mond-See im Zentrum von Taiwan, in den Norden zum Baden im Meer oder in den Süden fährt, um von dort zu verschiedenen kleine Inseln zu gelangen – jeder Ausflug, den ich in Taiwan gemacht habe, hat sich gelohnt und ist wie kein anderer.

 

Auch Kurztrips per Flugzeug in umliegende asiatische Länder wie Japan oder China sind für sehr wenig Geld gut möglich. Natürlich gibt es auch innerhalb von Taipeh unendlich viel zu sehen. Alleine die unzähligen Nachtmärkte, die ab nachmittags geöffnet haben, sind ein Besuch wert. Dort gibt es typische Köstlichkeiten und man kann sich, vorzugsweise in der Gruppe, an verschiedenen Ständen durchprobieren.

 

Von Mango Shaved Ice, einem superleckeren und speziell zubereiteten Eisteller, über traditionellen Bubble Tea oder Stinky Tofu (habe ich selbst nicht probiert, da der Gestank wirklich abschreckt), bis hin zu Beef Noodles, findet jeder etwas nach seinem Geschmack. Anfangs muss man sich zwar an die verschiedenen und neuen Gerüche gewöhnen, die aus jeder Straßenecke in die Nase dringen, aber das gehört ja irgendwie zum Flair einer neuen Kultur dazu.

 

Eins der ersten Dinge, die uns unser Vermieter gezeigt hat, ist das Müllsystem in Taiwan. Jeder Haushalt ist hier für seine eigene Müllentsorgung selbst verantwortlich und wird auch streng kontrolliert von den Müllmännern. Plastik- und Glasflaschen, Papier, Plastikabfall, Bioabfall und ‚general waste‘, also alles, was in keinen der anderen Abfälle passt, wird hier voneinander getrennt. Beim Bioabfall wird dabei nochmal getrennt zwischen Speiseabfällen, die anschließend an Bauernhöfe für deren Schweine verkauft werden, und tatsächlichem Bioabfall, wie Bananenschalen. In Taiwan selbst gibt es sehr, sehr wenige Mülleimer, und dennoch ist das Land so sauber wie kein anderes was ich bereist habe. Jeder achtet sehr auf seine Abfälle und recycelt pflichtbewusst, das fand ich wirklich super.

 

Das Transportsystem in Taiwan ist sehr effizient. Von Expresszügen, Schlafbussen über Metro (MRT), normale Züge und Busse, sowie günstige Taxis bis hin zu Per-Anhalter ist alles möglich, wobei ein Metronetz nur in den beiden Städten Taipeh (Norden) und Kaohsiung (Süden) verfügbar ist. In Taipeh ist es auch sehr beliebt, das sogenannte ‚Ubike‘ oder ‚YouBike‘ zu nutzen, mit dem man ganz bequem und supergünstig von A nach B fahren kann. Die Stationen dieser Fahrräder sind meist an Metrostationen aufzufinden.

Es kommt immer auf das Budget an, wie schnell man durch Taiwan reist. Zum Vergleich: Mit dem komfortablen Schlafbus dauert eine Fahrt von Taipeh nach Kaohsiung vier bis fünf Stunden (und kostet etwa 17€), mit dem Expresszug kann die gleiche Strecke in etwa 90 Minuten zurückgelegt werden, kostet aber etwa 3x so viel. Neben diesen öffentlichen Verkehrsmitteln können auch günstig Taxis genommen werden und auch Uber ist in Taiwan vertreten.

 

Die Lebenshaltungskosten in Taiwan sind vergleichbar mit Deutschland, allerdings sind Lebensmittel (jedenfalls die ‚westlichen‘) deutlich teurer. Diese Preise kann man dann aber gut mit dem billigen Essen in taiwanesischen Restaurants und auf den Nachtmärkten kompensieren. Meine Miete für mein WG-Zimmer war etwas teurer als in Deutschland, was es mir aber wert war, da ich mich super wohl gefühlt habe. Man kann aber auch billigere Unterkünfte finden.

 

Bevor ich das Auslandssemester angetreten bin hatte ich kaum Erwartungen oder Ansprüche an Taiwan, ich wollte das Land einfach auf mich zukommen lassen. Nun kann ich sagen, dass mich vor allem die Natur und Leute sehr faszinieren. Taiwan ist super grün und selbst innerhalb der Hauptstadt Taipeh ist man nach einer 20-minütigen Metro-Fahrt in einer grünen Oase. Für mich hat sich das Land angefühlt, wie ein kleines Dorf, weil alle Menschen so herzlich und hilfsbereit sind und es sich in keiner der Städte wirklich „voll“ angefühlt hat. Ich glaube die Natur und die hilfsbereite und respektvolle Mentalität der Taiwaner werde ich am meisten vermissen und hoffe, dass ich diese auch in Deutschland aufrechterhalten kann.