Das akademische Auslandsamt der Hochschule Niederrhein hat es mir ermöglicht ein Auslandssemester an der National Taiwan University of Science and Technology (NTUST) zu absolvieren. Da die Studiengänge Business Administration und der International Master of Business Administration an der NTUST angeboten werden, kann man hier als Managementstudentin leicht Kurse finden, die auch in den deutschen Lehrplan passen. Auch Studenten von anderen Studiengängen finden hier leicht Kurse, da die Universität in erster Linie eine technische Universität ist (die beste technische Universität in Taiwan). Es ist außerdem möglich Kurse an der besten Universität Taiwans, der National Taiwan University (NTU), dessen Campus sich direkt neben dem der NTUST befindet, und der National Taiwan Normal University (NTNU), die eine Metrostation entfernt ist, zu belegen. Allerdings muss die größere Anzahl an Creditpoints an der NTUST erzielt werden.
Um sich an der NTUST einzuschreiben, muss nachgewiesen werden, dass man nicht an Tuberkulose leidet, dafür braucht man ein Röntgenbild der Lunge (das kann man notfalls auch an der NTUST in der ersten Vorlesungswoche machen lassen), und man muss gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft sein. Zum Thema Impfungen informiert man sich am besten früh genug beim Auswärtigen Amt, um alle nötigen Impfungen durchzuführen.
Für die Einreise nach Taiwan benötigt man als deutscher Staatsbürger bei einem Aufenthalt von bis zu 90 Tagen kein Visum. Ein Studentenvisum wird empfohlen, allerdings habe ich, bevor die ersten 90 Tage vorbei waren, Taiwan für einen Kurzurlaub verlassen und bekam nach meiner Rückkehr weitere 90 Tage visumsfreien Aufenthalt.
Es gibt viele Möglichkeiten als ausländischer Student eine Unterkunft in Taipeh zu mieten. Private Vermieter kann man in Facebookgruppen finden, wie z. B. Taipei Taiwan Apartment Rentals oder Looking for roommates or apartments in Taipei and Taiwan. Ich kann nur jedem empfehlen sich erst ein Airbnb oder Hostel zu buchen und dann persönlich auf Wohnungssuche zu gehen. Die Bilder im Internet von den Wohnungen sind meist alt und wenn man den Vermieter persönlich trifft, kann man viel einfacher einen Vertrag aushandeln, der einem zeitlich passt.
Ein Creditpoint in Taiwan entspricht ca. 1,9 deutschen Creditpoints. Die Vorlesungen mit drei Creditpoints sind drei Stunden lang, die Vorlesungen mit zwei Creditpoints sind zwei Stunden lang. Viele Vorlesungen sind auch abends von ca. 18 bis 21 Uhr, vor allem die Sprachkurse. In den meisten Kursen wird viel Gruppenarbeit verlangt mit Abgaben und Präsentationen alle paar Wochen, Hausaufgaben werden auch ab und zu aufgegeben.
Die Kurse werden im Voraus online gewählt. Hierbei sollte man schnell sein, da die Kurse eventuell schnell voll sind. Normalerweise kann man jedoch in der ersten Vorlesungsstunde zum vollen Kurs auftauchen und den Professor bitten einen doch noch aufzunehmen – als ausländischer Studierender bekommt man oft die Chance den Kurs doch zu besuchen. Sobald die Zusage von der NTUST eintrifft, bekommt man einen Zugangscode zum Anmelden für die Kurse. Aus den gewählten Kursen kann man in der ersten Woche noch austreten und andere hinzufügen, wenn man in der ersten Stunde bemerkt, dass der Inhalt nicht wie vorgestellt ist. Das Kursangebot ist vielseitig, vor allem, da man aus drei Universitäten aussuchen kann. Ich kann jedem nur empfehlen das Angebot anzunehmen und auch einen Kurs an der NTU oder NTNU zu belegen.
Die National Taiwan University of Science and Technology bietet internationalen Studierenden Unterstützung in Form der AIA (Association of International Affairs). Die AIA wird von Studierenden der NTUST geleitet und organisiert Veranstaltungen über das Semester hinweg, sodass sich die Studenten aus dem Ausland kennenlernen und Anschluss finden können. Außerdem kann man sich für das Buddyprogramm bewerben und kriegt einen Studierenden der NTUST zur Seite gestellt, der einem bei Fragen und Problemen im fremden Land zur Seite steht.
Der Campus, der sich im Süden Taipehs befindet, besteht seit 1974 und setzt sich aus sieben Fakultäten zusammen. Es gibt zwei Mensen auf dem Campus, zwei 7-eleven, eine Post, Geldautomaten, einen Arzt, ein Fitnessstudio, ein Schwimmbad, einen Sportplatz mit Basketball-, Volleyball- und Tennisfeldern etc.
Ganz in der Nähe des Campus befindet sich der Nachtmarkt von Gongguan, der ab ca. 16:00 Uhr Essen und Getränke bietet.
Um schnell an der Universität zu sein würde ich entweder an der Metrostation Guting, Taipower (grüne Linie) oder Technology Building (braune Linie) wohnen. Die grüne Metrolinie ist meiner Meinung nach besser, da man in wenigen Minuten am Hauptbahnhof ist von Guting/Taipower und auch das Umsteigen in alle Winkel von Taipeh von hier sehr einfach ist. Bei der braunen Linie (Technology Building) ist man meist mit dem Bus schneller als mit der Metro. Man kann sich aber auch rund um die Uhr Fahrräder mieten mit seinem Studentenausweis an den sogenannten Ubike-Stationen (0,15 € pro halbe Stunde). Am schnellsten geht es mit der High Speed Rail (HSR). Man ist von Taipeh binnen drei Stunden im Süden Taiwans.
Das Reisen innerhalb der Insel ist sehr vielfältig. Taiwan hat viel Gebirge und sehr viel Küste mit ein paar weiteren kleinen Inseln. Es gibt einige heiße Quellen, auf Green Island (Lüdao) sogar eine der einzigen drei heißen Salzwasserquellen weltweit, die anderen zwei Länder mit solchen Quellen sind Island und Italien. Im Alishan Naturpark (ca. 2.000 ü.NN) kann man ganz wunderbar den Sonnenaufgang beobachten, wenn man denn mit dem Wetter Glück hat. Hualien und der dort gelegene Taroko-Nationalpark ist ebenfalls ein beliebtes Urlaubsziel. In Hualien sind Gebirge und Meer direkt beieinander, was ein sehr schönes Landschaftsbild ergibt. Aber auch direkt um Taipeh gibt es einiges zu entdecken; zum einen die Stadt selbst mit seinen verschiedensten Stadtteilen (Bankenviertel um das Wahrzeichen Taipei 101, Wufenpu oder Zhongxiao Fuxing zum Einkaufen, das Elektronikviertel um Zhongxiao Xinsheng uvm.) oder man nimmt in der Nähe des Zoos eine Gondel auf den MaoKong, badet in einer heißen Quelle in Yangmingshan oder entspannt an der Nordküste in Tamsui.
Am Abend öffnen die Nachtmärkte in ganz Taiwan, wo man für kleines Geld leckeres Essen und Getränke bekommt. Die großen touristischen Nachtmärkte in Taipeh sind oft sehr überfüllt und auch etwas teurer als die weniger bekannten Nachtmärkte (Raohe Nachtmarkt in Songshan und Lehua Nachtmarkt in Dingxi).
Ich war von Februar bis Juli in Taipeh, als ich ankam fiel mir als erstes die hohe Luftfeuchtigkeit auf, jedoch konnte es aber auch noch recht kühl werden, was sich durch die Feuchtigkeit nochmal unangenehmer anfühlte. Die Feuchtigkeit blieb, aber es wurde immer wärmer (mit Ausnahme von regelmäßigen plötzlichen Temperaturstürzen). Wenn es mal warm oder heiß ist, kühlt es sich auch zum späten Abend hin kaum ab, nachts braucht man also im Frühling und Sommer keine Jacke.
Am meisten werde ich die sichere Umgebung (weniger Diebstähle als in Deutschland) und die Menschen vermissen, die ich dort kennenlernen durfte, darunter auch einige Taiwaner. Ich habe die Taiwaner als sehr hilfsbereite und liebe Menschen kennengelernt, die gerne mehr über uns Westler erfahren wollten. Die Hilfsbereitschaft ging einmal so weit, dass uns ein Taiwaner auf einem Motorrad mitsamt Sandwiches hinterhergefahren kam, weil er gesehen hat, dass wir auf der Suche nach Essen in einer fremden Stadt waren. Außerdem werde ich das ständige, günstige gesellige Essen gehen und Bubble Milk vermissen.