Der Studienaufenthalt an der „Universidade Federal de Santa Catarina" ist im Rahmen meines Masterstudium in Management of Textile Trade and Technology an der Hochschule Niederrhein nicht vorgesehen. Dennoch wollte ich meine Forschungsarbeit in Kooperation mit einem Forschungsinstitut schreiben.
Da ich bereits in Indien gelebt habe und viel in Asien gereist bin, reizte mich die andere Seite der Welt, Lateinamerika. Auf der Internetseite der Hochschule Niederrhein wurde eine einzige Kooperation zwischen der Hochschule Niederrhein und in Lateinamerika angezeigt, die „Universidade Federal de Santa Catarina“ (UFSC) in Florianópolis, Brasilien. Besonders wichtig für meine Entscheidung zur Anfertigung meiner Forschungsarbeit war der Ort, weshalb Florianópolis hinsichtlich Natur, Freizeitmöglichkeiten und Kultur eine sehr gute Option war.
Da diese Kooperation lediglich mit dem Fachbereich Maschinenbau existiert, habe ich im akademischen Auslandsamt nach einem Ansprechpartner an der UFSC angefragt. Mithilfe dieses Kontakts war die Vermittlung an das Forschungsinstitut GEPPS sehr einfach und mir wurde direkt ein Betreuer organisiert.
So konnte ich meine Forschungsarbeit im Bereich Produkt- und Prozessoptimierung an der UFSC anfertigen und das Thema wurde zusammen mit meinem Betreuer in Brasilien abgestimmt. Eine Bewerbung in diesem Sinne war nicht mehr nötig.
Das Studentenvisum für Brasilien ist sehr aufwendig und mit mehr Kosten verbunden, als ich zuvor erwartet habe. Für die Beantragung des Visums ist vor allem auch die Bestätigung der Gastuniversität notwendig, dass mit dem Ansprechpartner an der UFSC sehr gut geklappt hat. Das Visum kann in drei unterschiedlichen Konsulaten beantragt werden, Berlin, Frankfurt und München, wobei es von Konsulat zu Konsulat Unterschiede in den Bestimmungen gibt. Ich entschied mich für das Konsulat in Frankfurt, da dort kein Rückflugticket verlangt wird.
In Brasilien angekommen, muss man als Student innerhalb von 30 Tagen zur Policia Federal, um sich zu registrieren und einen vorläufigen brasilianischen Pass anfertigen zu lassen. Vorab muss ein Termin auf der Webseite beantragt werden, was sich als komplizierte bürokratische Vorgehensweise herausstellte, da nur in einer bestimmten Zeit die Termine freigeschaltet sind. Des Weiteren ist es hilfreich eine Art Sozialversicherungsnummer „CPF“ in den ersten Tagen zu beantragen, um bestimmte Flugbuchungen unternehmen zu können, eine Sim Karte zu kaufen und sich an Sportkursen der Uni anmelden zu können.
Bei der Wohnungssuche gibt es generell zwei Möglichkeiten: Zum einen kann man mit Brasilianern in Uninähe wohnen, sprich Itacorubi oder Trinidade, und zum anderen besteht die Möglichkeit mit Austauschstudenten in Lagoa de Conceição in Strand- und Seenähe zu wohnen. Da ich keine verpflichtenden Veranstaltungen an der Uni hatte und es meine Priorität war am Strand zu leben, entschied ich mich für die Gegend „Rio Tavares“. Rio Tavares grenzt an „Lagoa“, wobei es nachbarschaftlicher und authentischer im Gegensatz zum touristischen Ort Lagoa ist. Ich habe mein Zimmer vorab in Deutschland gefunden über die Facebookgruppe „Intercambistas Floripa 2018 - Foreign Students in Florianopolis / Floripa“. Es ist aber kein Problem ein Zimmer vor Ort zu finden, sodass man auch die ersten Tage im Hostel bleiben kann, bestenfalls in Lagoa.
Mein Studienaufenthalt diente zur Anfertigung meiner Forschungsarbeit, sodass ich keine regulären Veranstaltungen besucht habe. Alle Veranstaltungen werden jedoch in Portugiesisch gehalten und können von den Austauschstudenten besucht werden. Da mein Portugiesisch zum Anfang sehr beschränkt war, entschied ich mich nur an Sprachkursen der UFSC teilzunehmen, die aber kostenpflichtig sind. Des Weiteren bietet die Universität ein großes Angebot an Sportkursen an, die auch kostenverbunden sind.
Der Aufenthalt am Forschungsinstitut GEPPS war sehr interessant und mir wurden sehr viele Freiheiten hinsichtlich meiner Anwesenheit im Institut und meinem Thema gewährt. Der Kontakt zu den Professoren ist viel persönlicher als in Deutschland und die anderen Studenten am Institut waren neben meinem Betreuer auch sehr hilfreich.
Ich habe Florianópolis mit dem Hintergrund gewählt, dass die Insel sehr viele Sportmöglichkeiten und Natur bietet. Besonders beliebt sind Surfen, Sandboarding und Standuppaddling. Es gibt 42 Strände und viele „Trihlas“, Wanderwege zu verschiedenen Stränden. Des Weiteren ist die Insel einer der sichersten Orte in Brasilien.
Die Lebenshaltungskosten in Florianópolis unterscheiden sich nicht allzu viel von denen in Deutschland. Je nachdem wie der Wechselkurs steht, muss man für die Miete mit ca. 200-300 Euro im Monat rechnen. Mit diversen Freizeitgestaltungen und Lebensmitteln muss man mit ca. 600 Euro im Monat rechnen. Mein Auslandsaufenthalt wurde durch Promos teilfinanziert mit 300 Euro pro Monat.
Florianópolis, Floripa oder auch „ilha da magia“ unter den Einheimischen genannt, bedeutet so viel wie „die magische Insel“. Die Zeit hier auf der Insel war für mich tatsächlich sehr magisch und ich würde diesen Ort jedem für ein Auslandssemester empfehlen. Die Sprache und die bürokratischen Regelungen erschweren einem den Anfang aber auch an diese Schwierigkeiten gewöhnt man sich und kann sich zum Schluss über eine neu erlernte Sprache freuen.