Mein Auslandssemester
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Hochschule Niederrhein. Dein Weg.
Johanna vor einem chinesischen Schriftzug

Johanna - FB 07 - Shanghai/China

Johanna hat ein Semester an der Donghua University in Shanghai studiert.

Schon seit meiner Kindheit war ich fasziniert von der chinesischen und japanischen Kultur. Als ich noch zur Schule ging hatte ich die Möglichkeit für zehn Tage im Rahmen eines Austausches nach Hong Kong zu reisen. Auch sechs Jahre später hat mich diese tolle Erfahrung nicht losgelassen und mir war klar, dass ich unbedingt wieder nach China muss.

 

Zum Sommersemester 2016 wurden die Kooperationsverhandlungen mit der Donghua University (DHU) in Shanghai wieder aufgenommen. Es ergab sich für mich die Möglichkeit ein Semester nach Shanghai zu gehen. Daher entschloss ich mich als erste Studentin ein Semester an der Donghua zu studieren. Heutzutage ist die Donghua University bekannt als die beste Universität für Textile Technologien auf dem Festland Chinas. Die International Cultural Exchange School der Donghua University, an welcher mein Auslandssemester stattgefunden hat, befindet sich auf dem alten Campus auf der 1882 West Yan’an Road im Zentrum Shanghais. Was mich sehr beeindruckt hat ist die Anzahl von ungefähr 4.700 internationalen Studenten aus circa 140 Ländern. Man kann dort also Menschen aus aller Welt kennenlernen.

 

Auf Grund des gemeinsamen Kooperationsvertrags entfielen jegliche Studiengebühren. Durch das PROMOS Stipendium habe ich einen monatlichen Zuschuss von 300 Euro erhalten, was die finanzielle Situation deutlich erleichtert hat.

 

Die Vorbereitungen für mein Auslandssemester waren nicht einfach, da es bisher keine Erfahrungsberichte gab. Ich wusste weder wie der Unterricht dort gestaltet war, noch wie meine Wohnsituation im Studentenwohnheim aussehen würde. Im Vorfeld konnte man festlegen ob man entweder ein Doppelzimmer auf dem Campus bezieht oder sich privat ein eigenes Zimmer sucht. Ich habe mich dann aus Kostengründen für das Doppelzimmer im Studentenwohnheim der Donghua entschieden. Shanghai ist eine Stadt mit extrem hohen Mieten für selbst kleine Zimmer. Pro Monat habe ich um die 200 Euro für ein kleines Doppelzimmer mit Bad ausgegeben. Der Preis war nicht ganz günstig und ich musste hohe Abstriche machen was den Komfort, die Privatsphäre und die Sauberkeit anging, aber es war die günstigste Alternative.

 

Im Allgemeinen gab es zwei verschieden lange Chinesisch-Programme zwischen denen gewählt werden konnte. Ich habe mich für das kürzere Programm mit 15 Wochen entschieden. Hierbei können, neben dem intensiven Chinesisch-Anfängerkurs, vier bis sechs weitere englischsprachige Kurse gewählt werden, welche Aspekte wie Business, Kultur, Design und Ingenieurswissenschaften beinhalten. Das gute war, dass ich für dieses Programm keinen Englisch-Nachweis benötigt habe. An der Hochschule Niederrhein habe ich bereits vor meinem Auslandssemester den Chinesisch-Kurs A1.1 besucht. Dieser hat mir sehr geholfen, einen ersten Eindruck von der chinesischen Sprache zu erhalten. Im Rahmen meines Auslandssemesters wurde ich dem D1 Kurs zugeordnet, welcher dem Einsteigerlevel entspricht. Ziel dieses Kursniveaus ist das Erlernen von 500 Schriftzeichen und nützlichen Ausdrücken für den Alltag. Am Ende konnte ich auf der Straße auf Chinesisch kommunizieren und sogar einige Schriftzeichen lesen.

 

Es ist ja weit verbreitet, dass es verschiedenen Phasen des Kulturschocks gibt. Aus eigener Erfahrung kann ich dem nur zustimmen. Die Emotionen reichen von anfänglicher Fröhlichkeit  und Tatendrang über Alltagsprobleme, Frustration und Anpassung bis zur anschließenden Akzeptanz. So habe ich viel über den chinesischen Alltag gelernt, aber auch viel über mich selbst. Am Ende meines Aufenthaltes konnte ich das Leben in Shanghai vollkommen akzeptieren und die mir zu Anfang neue Kultur wertschätzen. Um meinen Kulturschock zu erfassen habe ich während meines 15-wöchigen Aufenthaltes an der Donghua University alle fünf Wochen meine neuen Erfahrungen aufgeschrieben.

 

Fazit nach 5 Wochen Unterricht

Ich habe oftmals gehört, dass der wichtigste Tipp für einen Aufenthalt in China sei: „Leg alles ab, was du aus Deutschland kennst und gehe unvoreingenommen nach China“. Diesem Tipp kann ich nur beipflichten. Man muss sich an vieles Neue gewöhnen und auch ein wenig Geduld mitbringen.

Im internationalen Studentenwohnheim auf dem Campus sind die Zimmer in einem weniger renovierten Zustand. Schimmel und abfallender Putz treten häufig wegen dem Shanghaier Wetter auf. Jedoch kann man der Gebäudeverwaltung die Mängel mitteilen und nach ein paar Anfragen wurde mein Zimmer dann ausgebessert.

Der Unterricht an der Donghua University ist ebenfalls ganz anders, als an der Hochschule Niederrhein. Die Unterrichtszeiten sind wahllos von den Lehrern festgelegt. Im Unterricht herrscht Anwesenheitspflicht. Diese und Beteiligung fließen, neben etwa Aufsätzen, Hausaufgaben, Tests, Präsentationen und Prüfungen ebenfalls in die Note ein. Auch wenn man nur das Minimum an Fächern hat, ist der Aufwand hoch. Man kann wirklich sagen, dass der Anspruch an der Donghua hoch ist. Jede Woche gibt es einen Test, eine Präsentation oder irgendetwas anderes vorzubereiten. Daher musste ich auch entsprechend viel Zeit in die Uni investieren.

Mit der chinesischen Kultur und dem Alltagsleben habe ich soweit keine Schwierigkeiten. Meine chinesischen Freunde aus Deutschland helfen mir beim Übersetzen und bei der Planung meiner Reisen. Auch das Essen gefällt mir in China. Die Donghua University hat zwar mehrere Mensen, jedoch bevorzuge ich das Essen außerhalb. Direkt vor dem Universitätstor gibt es eine Straße voller Restaurants. Hier gibt es günstig Reisnudeln, Wraps, Getränke, Pommes, Wan Tan, Nudelsuppe, Sushi und vieles mehr.

 

Fazit nach 10 Wochen Unterricht

Die letzten 5 Wochen sind wie im Flug vergangen. Ich habe in International Trade eine Zwischenprüfung geschrieben und war auch sonst gut beschäftigt. Zum Reisen ist weniger Zeit geblieben. Mittlerweile kenne ich das Essen nahe der Uni in und auswendig. Daher haben wir angefangen zu Kochen und Salat zuzubereiten.

Ich hätte furchtbar gerne an einigen der zahlreichen Aktivitäten teilgenommen, welche die Donghua University anbietet. Ungünstiger Weise finden diese immer zu meinen Unterrichtszeiten statt. Daher ist es nicht möglich diese zu besuchen. Ich habe mich gut eingelebt und kenne die Leute um mich herum. Ich fühle mich emotional in meinem neuen Umfeld angekommen. Mein Alltag folgt einer gewissen Routine.

 

Fazit nach 15 Wochen Unterricht

Die letzten 5 Wochen sind gespickt mit Präsentationen, Reports und Prüfungen. Es ist schwer vorstellbar, dass fünf Fächer derart auslastend sein können.

 

Abschließend möchte ich sagen, dass Shanghai eine herausragende Metropole zwischen Tradition und Moderne ist. Ich bin viel in der Stadt selber rumgekommen, habe auch naheliegenden Städte wie Nanjing und Shenzhen besucht. Ich bin stolz darauf, dass ich heute sagen kann: „Ich habe bereits in Shanghai gelebt“. Ich habe viele neue Menschen kennengerlernt und fühle mich der chinesischen Kultur noch stärker verbunden. Also rundum ein gelungenes Auslandssemester, an dem ich wachsen und mich selbst weiterentwickeln konnte.