Zwischen dem Fachbereich 07 unserer Hochschule und der Donghua-Universität gibt es einen Kooperationsvertrag, der die Studiengebühren für kommende Studenten erlässt. Lediglich ein Sprachnachweis, ein Passfoto für den Studienausweiß und einen Antrag (mit Kopie des Passes) muss, online nach Shanghai, an die Koordinatorin geschickt werden.
Shanghai als Weltmetropole ist eine der faszinierendsten Weltmetropolen weltweit. Die im Osten Asiens angesiedelte Stadt befindet sich mittig auf dem chinesischen Festland an der Nord-Südküste am Yangtse Fluss Delta. Die Anfänge der Donghua University, auch Nord-Süd Universität genannt, lassen sich auf das Jahr 1912 zurückführen. Dieses von Zhang Jian gegründete „Nantong College“ war eine, zu seiner Zeit, berühmte Institution der Qing Dynastie. Im Jahr 1951 wurde zusätzlich zu dem Institut für verschiedenste Lehrbereiche, dass Institut zu „China Textile University“ umbenannt, da dieses Department bis heute das wichtigste der Universität ist. 1985 wurde die Universität erneut umbenannt und trägt bis heute den Namen „Donghua University“ (Nord-Süd Universität).
Der Campus der Donghua Universität, ist im Vergleich zu dem unserer Hochschule gewaltig groß. Neben den verschiedenen Unterrichtsgebäuden, gibt es unterschiedliche Studentenheime auf dem Campus. Die internationalen Studierenden kommen in 3 Gebäuden unter, die ausschließlich diese
beherbergen. Zwei dieser Gebäude sind mit Doppelbettzimmern ausgestattet und mit einer Miete von knapp 200 Euro pro Monat eine wirklich günstige Möglichkeit in Shanghai unter zukommen. Eine Reservierung ist ausschließlich im voraus durch die Koordinatorin möglich. Möchte man sein Zimmer nicht teilen, dann ist es möglich ein „privates Apartment“, was wesentlich teurer ist (ca. 750 Euro im Monat) über eine private Website zu buchen. Neben der Möglichkeit für sich selbst zu kochen, gibt es auf dem Campus zwei Mensen, die eine Vielfalt von asiatischen Gerichten anbieten. Um den Campus herum gibt es zudem viele kleine Restaurants an denen auch zu günstigen Preisen asiatische Gerichte angeboten werden.
Die durch die DHU (Donghua University) geförderte und angebotene „International Cultural Exchange School“ (ICES) ist die Fakultät innerhalb der Donghua Universität, an der das Auslandssemester stattfindet. Dieses Programm für Internationale Studierende beinhaltet verschiedene Programme, die je nach Interesse gewählt werden können. Für die Hochschule Niederrhein und besonders unseren Fachbereich 07 mit dem textilen Hintergrund werden zwei Programme angeboten:
- 1) Regular Track (15 Wochen) – 7. März bis 16. Juni
- 2) Language Track (18 Wochen) – 28. Februar bis 4 Juli
Beide Kurse beinhalten als Pflichtkurse einen Chinesischen- Sprachunterricht. Das 18-wöchige Programm basiert auf dem „großen Sprachkurs“, der jeden Morgen in der Woche von 8:10 bis 12:10 stattfindet und vor allem die Chinesische Sprache vermitteln soll. Für diesen Kurs gibt es bereits 20 Kreditpunkte und es wird von der Koordinatorin in Shanghai empfohlen, lediglich ein bis zwei extra Kurse zusätzlich hinzu zu wählen, da die Übungen und Hausaufgaben sonst den Rahmen sprengen würden. Der zweite, also der „Regular Track“, ist der mit 15 Wochen Unterricht, der kürzere von beiden und beinhaltet als festen Bestandteil einen Sprachkurs, der zwei Mal die Woche stattfindet. Für diesen Kurs gibt es 8 Kreditpunkte. Um die geforderten 20 Kreditpunkte erreichen zu können, kann aus einem Kurskatalog zuvor ausgewählt werden, welche Kurse ansprechend sind. Vor Ort bekommt man schließlich während der Einschreibung einen Stundenplan mit allen Kursen aus dem man sich nun seinen persönlichen Stundenplan zusammenstellen kann. Leider sind von den gelisteten sechs designspezifischen Kursen in dem Sommersemester 2017 lediglich zwei angeboten worden, wovon einer lediglich am späten Abend stattfindet. Diese Tatsache ist gerade für die Studierenden der Design-Ingenieure sehr, sehr schade. Neben ein paar textilspezifischen Kursen wie „Nonwoven Technologie“ werden vor allem BWL bzw. managementspezifische Kurse angeboten. Zum Beispiel „International Trade“, „International Marketing“ oder „Global Logistik“. Aus diesen muss nun eine ansprechende Kombination gewählt werden, mit der man auf die 20 Kreditpunkte zum Erfüllen des Auslandssemesters kommt.
Dadurch, dass viele der Studierenden auf dem Campus unterkommen, lernt man sich untereinander schnell kennen. Auch durch die unterschiedlichen Kurse, die man im Laufe der Woche hat, entstehen neue Freundschaften. Die chinesischen Studierenden helfen einem sehr wenn man Fragen oder Sorgen hat. Ganz besonders Hilfsbereit ist die Koordinatorin Frau Frances, die für die Austauschstudenten die Ansprechpartnerin ist. Egal ob man etwas online bestellen möchte oder nur zu einem kleinen Schwätzchen vorbei kommt, man wird immer herzlich willkommen geheißen. Auch neben den Sprechzeiten in ihrem Büro ist es möglich durch den Austausch der privaten Kontaktdaten, mit ihr auch am Wochenende oder nach den offiziellen Zeiten in Kontakt zu kommen.
Schon in Deutschland wird einem Bewusst, dass eine Reise nach China vor allem ein zensiertes Internet mit sich bringt. Die einzige Möglichkeit, die einem bleibt, um Internetdienste wie, Google, Google-Maps, Facebook, GMX, YouTube etc. zu nutzen, ist ein kostenpflichtiger VPN Zugang, mit einer höheren Leistung. Nach der Anschaffung dieses VPN Zuganges ist es schlussendlich auch möglich, Skype- oder Facetime- Gespräche in die Heimat zu führen.
Die generellen Vorlesungsstrukturen an der Donghua University sind vergleichbar mit denen an der Hochschule Niederrhein. Jeder Kurs besteht jedoch aus wesentlich weniger Studierenden als in der heimischen Hochschule. So besteht in Shanghai ein Kurs aus maximal 15 Studierenden und ist dadurch sehr intensiv, denn der Dozent hat einen viel engeren Bezug zu jedem einzelnen Studierenden. Einen wesentlichen und enormen Unterschied gibt es zu dem in der Gestaltung des Unterrichtes, denn im Vergleich ist der Unterricht in Shanghai wesentlich intensiver, was zu einem an der Gruppengröße aber auch an der Gestaltung der Vorlesung liegt. Studierenden lernen an der Donghua University wie in der Schule, sie werden mit in den Unterricht eingebunden und die Teilnahme im Unterricht läuft als wesentlicher Bestandteil in die Gesamtnote mit ein. Hausaufgaben, Essays oder Präsentationen sind zu jeder folgenden Unterrichtseinheit vorzubereiten und werden vom Dozenten eingesammelt, korrigiert und benotet. Auch die mündliche Beteiligung wird bewertet, dies besonders im Chinesischsprachkurs. Der Chinesischunterricht ist sehr anspruchsvoll bzw. sehr intensiv, da die Lehrer wirklich versuchen einem die Sprache näherzubringen. Der Kurs findet an zwei Tagen der Woche statt und wird von zwei Lehrerinnen gestaltet. Am Morgen wird das neue Thema gelehrt, besonders Schriftzeichen und neue Vokalen. Diese werden dann im Nachmittagsunterricht von einer zweiten Lehrerin aktiv wiederholt. Das enorme Tempo und die Masse an Unterrichtsstoff erfordern eine sehr intensive Nachbearbeitung und lediglich das Bearbeiten der Hausaufgaben reicht bei weitem nicht aus. Auch wenn der Chinesischkurs der Beginner-Kurs ist, sollen die Studierende am Ende des Semesters 300-350 Schriftzeichen beherrschen können. Das erlernen dieser Sprache ist komplex, da nicht nur Vokabeln, wie beispielsweise im Englisch eingeprägt werden müssen, sondern auch eine komplett neue Schreibweise und Betonung. Im Laufe des Semesters wird auf die vereinfachte chinesische Schreibweise, das ‚Pinyin’, verzichtet und lediglich in Schriftzeichen geschrieben. Dies erfordert es, dass man wirklich jeden Charakter beherrscht, weiß wie die Sprechweise klingt und die Bedeutung kennt.
Neben dem sehr intensiven und arbeitsintensiven Chinesischkurs folgen die anderen Vorlesungen ähnlichen Strukturen, sicherlich wird dort keine Sprache vermittelt, aber Vor- und Nachbereitungszeit für jedes Fach ist Pflicht. Die zu meist chinesischen Dozenten sind wirklich sehr nett und bemüht auf jede Frage einzugehen. Auch wenn das Englischniveau stark variiert kann man dem Dozenten zu jeder Zeit ansprechen und sogar auf „WeChat“ (ähnlich wie „WhatsApp“) anschreiben und erhält auch ggf. nachts Antworten. Gerade die Kommunikation durch den Nachrichtendienst „WeChat“, welcher wesentlich in die Vorlesung mit eingebunden ist, ist wirklich sehr fortschrittlich. Ob Hausaufgaben, Sprachübungen oder Informationen, alles wird über diesen Dienst abgewickelt. Inhaltlich ist jedes Fach sehr interessant gestaltet, wenn alle Fächer auch nicht ganz im persönlichen Interessenbereich liegen, lernt man viele neue Dinge die künftig nützlich sein können. Besonders beeindruckend sind die Fallbeispiele, die zum Beispiel in „Management Information System“ oder in „Business Practice in China: Intercultural Business Communication“ durchgearbeitet werden und in der Klasse besprochen und diskutiert werden.
Wie nach jedem Semester üblich, schließt auch in China das Semester mit Prüfungen ab. Anders wie Daheim, spielt in jedem Fach vor allem die Anwesenheit, die gemachten Hausaufgaben und die Beteiligung im Unterricht eine sehr bedeutende Rolle. Dieses System erinnert stark an die Schulzeit. Fast jedes Fach bewertet diese Teilnahme im Unterricht mit 50% der gesamt Note. Zwischen-Präsentationen, Ausarbeitungen oder Essays zählen neben der Abschlussprüfung zusätzlich mit in die Note ein. Die Finale Prüfung am Ende des Semesters ist mit 25-30 Prozent also zusätzlich ein wichtiges Element der Endnote. Kurz vor Ende des Semesters drängeln sich die Prüfungen und Abschlusspräsentationen, wobei die finale Chinesischprüfung sich am arbeitsintensivsten von allen Fächern herauskristallisiert.
Das Auslandssemester an der Donghua University in Shanghai absolviert zu haben war eine bereichernde Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Wenn auch viele der eigentlich geplanten Design- Fächer gecancelt wurden, durfte ich viele neue Dinge lernen. Das Durchbeißen durch manche der Management-Fächer macht mich im Rückblick schon stolz, zumal ich in einigen Fächern sogar bessere Leistungen erzielt habe als Studierende, deren Kurse auf einen betriebswirtschaftlichen oder ingenieurswissenschaftlichen Background aufgebaut haben. Dass zudem unsere Chinesischklasse den „exzellent Status“ erhalten hat, macht mich im nachhinein auch sehr stolz, da gerade das Erlernen dieser so komplexen Sprache für mich eine große Herausforderung dargestellt hat. Über die Lehrveranstaltungen hinaus durfte ich viele neue Menschen kennen lernen, von denen ich heute einige meine Freunde nennen darf. China als ein Land was so komplett anders scheint als das Gewohnte, wo die Sprache und Schrift nicht verständlich ist, wo die Kultur und Mentalität faszinierend und exotisch scheint, kann von mir nun viel besser verstanden werden. Shanghai als Weltmetropole ist faszinierend und ich durfte es für die Monate mein Zuhause nennen. Eine Stadt, die nie schläft, wo immer etwas los ist, die blinkt und leuchtet, wo man viele verschiedene Köstlichkeiten genießen kann, werde ich auf Grund ihrer enormen Vielfalt vermissen. Der Trubel und die vielen Menschen können einem jedoch auch ganz schön zusetzen, deshalb würde ich im nachhinein nicht noch einmal im Wohnheim der Universität unterkommen. Das Zusammenleben auf engstem Raum kann auf Dauer sehr anstrengend werden, wenn man nicht abschalten kann. Jedem empfehle ich, sich im Vorfeld im Internet nach einem WG- Zimmer zu erkundigen. Das Semester in China war eine wichtige Erfahrung, die ich machen durfte und nicht missen möchte.