Klein- und Kleinstunternehmen aus strukturschwachen Quartieren in den Städten der Region leiden erheblich unter den Folgen des Mitte März ausgerufenen Lock-Downs. Das ergab eine online durchgeführte Blitzumfrage der Forschungsinstitute SO.CON und NIERS der Hochschule Niederrhein. 47 Unternehmer und Unternehmerinnen aus ausgesuchten Quartieren in Mönchengladbach, Krefeld, Viersen, Solingen und Leverkusen nahmen an der Befragung teil.
Die Teilnehmenden melden sinkende Umsätze (96 Prozent), gesunkene Nachfrage (87 Prozent), Stornierung von Aufträgen und Kurzarbeit (je 66 Prozent), Liquiditätsengpässe (60 Prozent) bis hin zur Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz (50 Prozent).
Dagegen sieht nur jeder dritte Unternehmer Probleme bei der Leistungserbringung, welche durch Lieferengpässe (21 Prozent) oder ein verkleinertes Sortiment (17 Prozent) verursacht werden. Die Umsetzung der Hygienevorschriften nach der Öffnung des Handels wurde von einigen als zusätzliche Herausforderung genannt. Sie scheint aber nicht als entscheidendes Hindernis gesehen zu werden.
„Die Lokale Ökonomie, das sind die Klein- und Kleinstunternehmen, die in den Quartieren und Stadtteilen die Nahversorgung der Bevölkerung übernehmen. Deren Lage ist schlechter denn je“, sagt Prof. Dr. Rüdiger Hamm, Leiter des Forschungsinstituts NIERS. Dr. Ann Marie Krewer, Leiterin des Forschungsinstituts SO.CON, ergänzt: „Wir haben uns für die Umfrage gezielt in Stadtteilen und Quartieren umgehört, in denen problematische Strukturen überwiegen, da wir davon ausgehen, dass hier die Wirkungen des Lock-Down noch gravierender sind als in sonst wirtschaftlich gut dastehenden Innenstädten.“
Fast 90 Prozent der Befragten geben an, dass sie aufgrund der neuen Regeln und der ungewissen Zukunftsaussichten verunsichert seien. Viele fühlen sich frustriert (53 Prozent), alleingelassen (40 Prozent), genervt (38 Prozent), ängstlich (34 Prozent) und unschlüssig (28 Prozent) darüber, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Dem stehen nur wenige Lichtblicke gegenüber – immerhin ein Fünftel der Unternehmen bezeichnet sich als motiviert.
Auf die Frage nach Konsequenzen für die Stadtquartiere werden Leerstände (90 Prozent), sinkende Einkommen (84 Prozent), sowie Kaufkraftverluste (79 Prozent) und steigende Arbeitslosigkeit (74 Prozent) befürchtet. Mehr als die Hälfte der Befragten vermutet in Zukunft Zurückhaltung bei den Investitionen und die Verschärfung von sozialen Problemen. Darüber hinaus werden höhere Belastungen für Eltern, insbesondere für Alleinerziehende, eine Gefährdung der Nahversorgung und eine größere Ungleichheit erwartet. Immerhin geht fast die Hälfte von einem Digitalisierungsschub aus. 38 Prozent sehen Chancen für Neuorientierung und Innovation.
Die Befragung ist Teil des Forschungsprojekts „TransLOek“, in dem die Institute NIERS und SO.CON die Situation der Lokalen Ökonomien am Niederrhein analysieren und den regionalen Erfahrungsaustausch zum Thema „Stärkung der Lokalen Ökonomie“ fördern wollen. Weitere Befragungen zu den Folgen des Corona-bedingten Lock-Downs sollen in den nächsten Wochen erfolgen.