Mönchengladbach, 12. Juni. Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach ist ein wichtiger Standortfaktor für die Region. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts NIERS der Hochschule Niederrhein. Die Wissenschaftler um Institutsleiter Prof. Dr. Rüdiger Hamm untersuchten nachfrageseitige wirtschaftliche Effekte sowie angebotsseitige Einflüsse des Vereins auf die Stadt Mönchengladbach und die Region. Ähnliche Studien legten die Wissenschaftler bereits in den Jahren 1997 und 2005 vor.
„Mönchengladbach befindet sich stetig im Standortwettbewerb mit anderen deutschen Großstädten, von denen einige ökonomisch ungleich stärker aufgestellt sind. Ein erfolgreicher Fußballverein wie Borussia Mönchengladbach kann dies zwar nicht ausgleichen. Aber er kann dafür sorgen, dass die Wahrnehmung der Stadt Mönchengladbach deutlich erhöht und ihr Image verbessert wird“, erklärte Rüdiger Hamm, der am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein Volkswirtschaftslehre lehrt, heute auf einer Pressekonferenz.
Während die angebotsseitigen Einflüsse, zu denen unter anderem Bekanntheitsgrad und Image der Stadt sowie Identifizierung der Einwohner mit ihrer Stadt gehören, schwerer messbar sind, arbeiten die Wissenschaftler bei den nachfrageseitigen Effekten mit Zahlen. Nach den Schätzungen des NIERS ist die Borussia mit einem mittelständischen Unternehmen vergleichbar, das am Standort Mönchengladbach eine direkte Wertschöpfung in Höhe von 64,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Dazu zählen die Personal- und Sachausgaben von Borussia (zum Beispiel Grundstücke oder Betriebsausstattung).
Die direkten Effekte von Borussia haben aber weitergehende Wirkungen in der Region: Mit Aufträgen versorgte Unternehmen kurbeln ihre Produktion an, Stadionbesucher geben für Essen, Trinken und Übernachtung in der Stadt Geld aus. Diese durch Unternehmen und Fußballfans herbeigeführten indirekten Effekte summieren sich auf etwa 23 Millionen Euro. Weitere, über Kreislaufzusammenhänge induzierte Effekte belaufen sich auf 6,6 Millionen Euro, so dass sich die Wertschöpfungseffekte insgesamt auf 94,1 Millionen Euro jährlich belaufen. Mit anderen Worten: Jeder Euro, den der Verein ausgibt – und das sind 64,5 Millionen im Jahr – führt in der Stadt zu einer weiteren regionalen Wertschöpfung von fast 50 Cent.
Auch bei den Arbeitsplätzen sorgt die Borussia für einen positiven Effekt: Neben den direkten Einkommenszahlungen von 44,3 Millionen Euro an die rund 211 Beschäftigten und 920 Aushilfskräfte entstehen zusätzliche Einkommen in Höhe von 17,2 Millionen Euro. Hamm geht davon aus, dass in der Stadt insgesamt zwischen 900 und 1000 Arbeitsplätzen durch die Borussia gesichert werden.
Die regionalwirtschaftliche Relevanz von Borussia Mönchengladbach geht jedoch über die quantifizierbaren nachfrageseitigen Effekte hinaus. Um dies zu analysieren, befragten die Wissenschaftler 1757 Personen im Stadion, in den Fußgängerzonen von Mönchengladbach und umliegenden Städten und im Internet. 80 Prozent zeigten sich dabei überzeugt, dass der Bundesligist einen positiven Einfluss auf den Bekanntheitsgrad der Stadt nimmt. Tatsächlich beträgt der geschätzte Werbewert der TV-Präsenz des Vereins, der mittels einer Medienresonanzanalyse ermittelt wurde, zwischen 10 und 21 Millionen Euro.
„Die Stadt erhält durch den Verein eine kostenfreie Medienpräsenz, die es ohne Borussia so nicht gäbe“, sagte Angelika Jäger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am NIERS-Institut. Die Befragungen unter Fans und Nicht-Fans hätten zudem gezeigt, dass ein positiver Imagetransfer vom Verein auf die Stadt stattfinde. „Als überregional bekanntes Wahrzeichen und als wichtiger Marketing- und Imageträger nimmt die Borussia eine bedeutende, nicht zu ersetzende Funktion für die Stadt Mönchengladbach ein“, schlussfolgert Rüdiger Hamm.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 02151 822-3610, E-Mail: christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag