Werner Heymann hat unter anderem das Konzentrationslager in Auschwitz überlebt. Was ihm half, zu überleben: Der Krefelder jüdischen Glaubens hatte ein großes Talent für das Akkordeonspielen, mit dem er seine Peiniger unterhalten konnte.
Ihm zu Ehren findet jetzt eine Ausstellung mit Illustrationen statt: Am Dienstag, 30. Januar, um 18.30 Uhr in der Villa Merländer, Friedrich-Ebert-Straße 42 in Krefeld. Ab dann sind die beeindruckenden Arbeiten von Studierenden der Hochschule Niederrhein (HSNR) bis 6. Februar (Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr) ausgestellt.
Dafür haben sich drei angehende Kommunikationsdesigner:innen der HSNR der Biographie Heymanns, die 2008 als Buch von der NS-Dokumentationsstelle herausgebracht wurde, künstlerisch beschäftigt. Ihr Ziel: die junge Generation für die Thematik zu sensibilisieren. In seiner Biographie mit dem Titel „Mein himmelblaues Akkordeon – Erinnerungen eines Krefelder Auschwitz-Überlebenden“ beschreibt Heymann seinen Lebensweg vor, während und nach der NS-Diktatur.
Mit Blick darauf, dass es nur noch wenige lebende Zeitzeugen gibt, wird es immer wichtiger, die Erinnerung an die Grausamkeiten des Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten. Vor diesem Hintergrund hat Jochen Stücke, HSNR-Professor für Zeichnen, Illustration und Künstlerische Druckgrafik am Fachbereich Design, seinen Studierenden einen freien Kurs angeboten: Sie sollten die Heymann-Texte zu seiner Lebensgeschichte graphisch aufbereiten. Die Herausforderung: eine Bildsprache entwickeln, die didaktisch zur Rezeptionsfähigkeit von Leser:innen und Betrachter:innen beiträgt.
Die Studierenden Jessica Bayerlein (Haltern am See), Jana Zaitz (Geldern) und Markus Gansel (Mülheim an der Ruhr) haben für ihre Präsentation Zeichnung, Malerei, Druckgrafik und digitale Medien angewandt.
„Wir leben in Zeiten, die auf bedrückende Weise deutlich machen, wie unverzichtbar eine Erinnerungskultur ist, die die Verbrechen nationalsozialistischer Herrschaft im Bewusstsein nachfolgender Generationen verankert“, so Prof. Jochen Stücke.
Der 30. Januar ist für die Präsentation bewusst gewählt: An diesem Tag ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Der Maler Max Liebermann beobachtete den Fackelzug der SA durch das Brandenburger Tor von seiner Wohnung auf dem Pariser Platz. Von ihm stammte das legendäre Zitat: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“
Ihm, Heymann und allen Opfern des Nationalsozialismus ist dieses Projekt gewidmet. Es ist in Kooperation mit der NS-Dokumentationsstelle und dem Verein Villa Merländer e.V. entstanden.