Mönchengladbach, 30. November. Die Bandbreite beim dualen Studium wird immer größer – aber das darf nicht dazu führen, dass die Qualität auf der Strecke bleibt. Abhilfe könnte eventuell ein Gütesiegel für das duale Studium in NRW schaffen. Darauf konnten sich am Ende der Veranstaltung zum dualen Studium an der Hochschule Niederrhein die Diskussionsteilnehmer einigen.
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze war am Freitagnachmittag nach Mönchengladbach an die Hochschule Niederrhein gekommen, um sich im Rahmen ihrer Hochschultour über das duale Studium zu informieren. Dass sie dafür die Hochschule Niederrhein wählte, war kein Zufall: Hier gibt es seit über 30 Jahren das als Krefelder Modell bekannt gewordene und heute um zahlreiche Varianten erweiterte duale Studium.
Kern des Modells ist die berufliche Ausbildung, die parallel zum Studium erfolgt und am Ende den Absolventen zwei Abschlüsse sichert: den von den IHKen anerkannten Berufsabschluss in einem Ausbildungsberuf und den Bachelor. An der Hochschule Niederrhein gibt es inzwischen 1270 Studierende, die dieses Modell wählen. In sieben von zehn Fachbereichen können Studierende den Weg des dualen Studiums wählen.
Neu sind in diesem Wintersemester zwei Varianten: Die erste Variante ist das triale Studium, das sich an junge Menschen aus dem Handwerk richtet. Im Studiengang „Handwerksmanagement – BWL“ können die Absolventen in fünf Jahren drei Abschlüsse erlangen: den Gesellenbrief, den Meister und den Bachelor. Frank Mund von der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach machte keinen Hehl daraus, auf wen das Studienangebot vor allem abziele: „Bei der Frage der Betriebsübernahme haben viele Handwerksbetriebe ein Problem.“ Die Verbindung von handwerklicher Ausbildung und BWL-Studium könne helfen, dieses Nachwuchsproblem zu lösen.
Am Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik wird ganz aktuell ein Trainee-Studium angeboten. Parallel zum Bachelorstudium absolvieren die Studierenden im Unternehmen ein Trainee-Programm statt einer Ausbildung. Dr. Claus Schwenzer, Geschäftsführer von Effertz Tore, kooperiert mit der Hochschule Niederrhein: „Unsere Problem: Wir sind innovativ, wir sind weltweit aktiv, wir sind Weltmarktführer, aber Absolventen finden uns oft nicht sexy. Wir brauchen Ingenieure, die wir über ein Trainee-Studium an uns binden wollen.“
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze lobte die Vielseitigkeit des dualen Studienangebots. Das Wort vom Akademisierungswahn sei „hanebüchener Unsinn“, stattdessen brauche man heutzutage ganz anders gebildete Menschen. „Wir müssen uns auf neue Anforderungen in der Berufswelt einstellen.“ Da könne das duale Studium mit dem klaren Praxisbezug einen wichtigen Beitrag leisten. „Es geht nicht um eine Konkurrenzsituation zwischen Studium und Ausbildung“, so Schulze. Keiner derjenigen, die die steigende Studierendenquote anprangerten, rate seinen eigenen Kindern, nicht zu studieren. „NRW ist Industrieland. Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte.“ Den Anstoß, eine Art Gütesiegel „Duales Studium NRW“ einzuführen, nahm die Ministerin am Ende gerne mit nach Düsseldorf.
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Autor: Christian Sonntag