Krefeld/Düsseldorf, 14. Oktober. Was viele für Science Fiction halten, ist an der Hochschule Niederrhein bereits heute Wirklichkeit. Ein Forschungsprojekt, initiiert von den Designprofessoren Thorsten Kraus und Richard Jung, arbeitet an der Fusion von virtueller und realer Welt, wie es das „Holodeck" aus der berühmten Fernsehserie „Raumschiff Enterprise", aber auch die erfolgreichen Filme wie „Matrix" oder „Minority Report" vorweggenommen haben. Dabei geht es um die Erweiterung der Realität in einem Raum mithilfe von digitalen, interaktiven Projektionen.
„Wir legen eine zweite digitale Schicht über die analoge Wirklichkeit und kreieren dadurch neue fiktive, aber realistisch wirkende Erlebnisse", skizziert Prof. Thorsten Kraus das Forschungsprojekt. „Stellen Sie sich vor sie betreten einen Raum und der reagiert plötzlich auf Ihre Anwesenheit. Mit jeder Körperbewegung oder einer Geste verändert sich die reale Umgebung virtuell. Aus einem langweiligen Wohnzimmer wird plötzlich eine riesengroße Halle und aus der Halle wird ein Licht durchfluteter Herbstwald, der wiederum zu einem Wohnzimmer wird, nachhaltig eingerichtet mit Möbeln aus Holz. Und wenn Ihnen die vorgeschlagene Einrichtung nicht gefällt, können Sie diese mit einfachen Bewegungen individuell weiter verändern. Wir nennen das ,ViReal Brand Experiences'. Übersetzt heißt das: virtuelle, digital generierte, realistisch wirkende interaktive Markeninszenierungen im Raum."
Für die Forscher der Hochschule Niederrhein hat das Projekt auch einen wirtschaftlichen Aspekt. „Wir wollen den stationären Einzelhandel attraktiver und wirtschaftlicher machen", beschreibt Prof. Richard Jung das Ziel der Forschungsarbeit. „Die Digitalisierung ist praktisch an den Verkaufsräumen vorbeigegangen. Im Prinzip sind Ladengeschäfte immer noch nur hübsch eingerichtete und aufwendig dekorierte Lagerhallen. In einer Zeit, in der ich alles bequem von zu Hause aussuchen und bestellen kann, ist das zu wenig, um Kunden in die Geschäfte zu locken."
Die Forscher, zu denen auch ein Studententeam des Fachbereichs Design gehört, stellen den Händlern nicht nur mehr Attraktivität und Aufmerksamkeit durch ungewöhnliche, einzigartige Inszenierungen in Aussicht, sondern versprechen außerdem mehr Identifikation und Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Angebot durch Interaktivität. Darüber hinaus ermöglichen viReale Produktinszenierungen eine effizientere und effektivere Präsentation von umfangreichen Sortimenten auf geringerer Fläche und erspart aufwendige Umbaumaßnahmen.
„Technisch funktioniert das Ganze einfacher und kostengünstiger als man annehmen würde", sagt Student Florian Pfahl über das Projekt. Sein Kommilitone Andreas Kalinka ergänzt: „Das Wichtigste neben der Technik bleibt aber der kreative Einfall, deshalb ist es auch ein Projekt des Fachbereichs Design."
Ihre ViReal-Inszenierungen präsentieren die Forscher der Hochschule Niederrhein gemeinsam mit ihrem Projektpartner, dem Laden- und Messebauunternehmen „ppm planung + projektmanagement" auf der viscom, der internationalen Fachmesse für Kommunikation, Technik und Design in Düsseldorf, Halle 8a, Stand J21. Die Messe hat noch bis zum 16. Oktober geöffnet.
„Für uns war die Zusammenarbeit mit der Hochschule eine Chance, abseits vom Tagesgeschäft über den Tellerrand hinauszuschauen und neue, erfolgsversprechende Wege für unsere Kunden zu erforschen", sagt Dipl. Ing. Frank Bittel, Geschäftsführer von ppm. „Unternehmen unserer Größenordnung haben nicht die Möglichkeit selbst teure Forschung und Entwicklung zu betreiben, deshalb haben wir die Kooperationsmöglichkeit mit der Hochschule gerne genutzt und das Forschungsprojekt im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützt", sagte der Innenarchitekt.
Die Forscher vom Fachbereich Design suchen noch weitere Projektpartner aus der Wirtschaft, die ihre Forschung fördern und unterstützen wollen.
Autor: Christian Sonntag