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Pfiff-2015
Prof. Dr. Edeltraud Vomberg (links) in der Diskussion mit Vertreterinnen aus der Wirtschaft

Frauen in Führung – Debatte für eine geschlechtergerechte Personalentwicklung

Mönchengladbach, 15. Juni. „Ich debattiere schon seit 40 Jahren über dieses Thema, und manchmal habe ich das Gefühl, dass wir immer noch am Anfang sind." Mit diesen Worten machte eine Teilnehmerin der Abschlussveranstaltung des Projekts „PFiF! – Potenziale für Frauen in Führung im Gesundheits- und Sozialwesen" ihrem Frust Luft. Ob sie nach der Veranstaltung auf dem Campus Mönchengladbach der Hochschule Niederrhein optimistischer gestimmt ist?

 

Dort hatten Wissenschaftlerinnen des Forschungsinstituts SO.CON jetzt unter der Leitung von Dr. Annette Müller Empfehlungen für Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen vorgestellt, wie sie mehr Frauen in Führungspositionen bringen können. Die Empfehlungen sind unterschiedlich und nehmen viele Dimensionen in den Blick: die Unternehmensführung, die Familienfreundlichkeit, die Kommunikation und Organisationsstrukturen in Unternehmen sowie die Frauen selbst, die oftmals selbst geschlechterstereotype Vorstellungen verinnerlicht haben.

 

„Die Hauptverantwortung für eine gendergerechte Personalpolitik liegt bei den Unternehmensleitungen", sagte Anne Sprenger, Geschäftsführerin des Verbundes für Psychosoziale Dienstleistungen. Dem pflichtete Prof. Dr. Edeltraud Vomberg, Leiterin des Instituts SO.CON, bei: „Wenn es die Entscheidung der Unternehmensführung ist, Führungspositionen paritätisch zu besetzen, dann muss notfalls eine Stelle vorübergehend solange unbesetzt bleiben, bis die passende Bewerberin gefunden ist. Hier vorschnell von dem Plan einer geschlechterparitätischen Besetzung abzuweichen, ohne zu durchdenken, wie es dazu kommt, dass sich keine Frau bewirbt, ist zu kurz gegriffen", sagte sie.

 

Personalentwicklerin Claudia Nising regte an, dass die Rahmenbedingungen in den Unternehmen für Frauen stimmen müssten. „Benötigt wird eine grundsätzliche Lösung, damit die Aufstiegsmotivation von Frauen wächst", sagte sie. Dazu gehörte beispielsweise die Verlässlichkeit von Arbeitszeit. Gerade das sei aber in sozialen Einrichtungen oftmals schwierig sicherzustellen.

 

„Wir können es uns nicht länger erlauben, auf gute Frauen in Führungspositionen zu verzichten", sagte Bernhild Birkenbeil, Geschäftsführerin Altenheime der Sozial-Holding Mönchengladbach. Hier sah sie jedoch eine Trendwende: „Das wird sich jetzt ändern müssen – der Fachkräftemangel kommt bei uns an."

 

So optimistisch gab sich nicht jede der Teilnehmerinnen an der Veranstaltung. Mit den Worten einer Zuschauerin im Plenum: „Am Ende zählt der Faktor Mensch. Und da gilt noch immer: Machthunger ist unweiblich." Das wollte Prof. Dr. Edeltraud Vomberg, die als langjährige Institutsleiterin an der Hochschule jetzt als Sozialdezernentin der Städteregion Aachen in eine andere Führungsposition wechselt, so nicht stehen lassen. „Auch das ist ein Stereotyp."

 

„PFiF!" ist ein aus Mitteln des Landes NRW und der EU (EFRE Fonds) finanziertes Projekt des Forschungsinstituts SO. CON der Hochschule Niederrhein. Projektpartner sind die Allgemeine Hospitalgesellschaft AG Düsseldorf, die Gesellschaft für Organisationsentwicklung und Mediengestaltung mbH Aachen sowie sieben weitere Unternehmen. Diese haben seit Oktober 2012 daran gearbeitet, geschlechtergerechte Karriereverläufe im Gesundheits- und Sozialwesen zu ermöglichen.

 

Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat Hochschulkommunikation, Tel.: 02151 822-3610; Email: christian.sonntag@hs-niederrhein.de

 

Autor: Christian Sonntag