Krefeld, 30. September. Friedrich der Große, Voltaire und Beuys: Jochen Stücke, Professor der Hochschule Niederrhein, bringt diese drei großen Protagonisten der Politik,- Geistes- und Kunstgeschichte zusammen. In seinem Zeichenzyklus Moyländer Episoden, der in den Räumen im Erdgeschoss von Schloss Moyland ab Sonntag, 2. Oktober, gezeigt wird, thematisiert Stücke die erste Begegnung des damals noch jungen Preußenkönigs mit dem 18 Jahre älteren französischen Philosophen Voltaire im September 1740 auf Schloss Moyland.
Zu diesem Zeitpunkt ist Friedrich gerade seinem Vater, dem Soldatenkönig, auf den Thron gefolgt, Voltaire hat sich als berühmter Aufklärer und Autor bereits einen Namen gemacht. Nach ihrem ersten Treffen schwärmt Friedrich: „Er hat die Eloquenz des Cicero, das Einschmeichelnde des Plinius, dazu die Weisheit Agrippas. Sein Geist arbeitet ohne Unterlass.“
Das ist ein neuer Ton in der preußischen Geschichte, in der bislang stets die Dichter den Königen huldigten. „Voltaire trägt den Gedanken der Aufklärung aus Paris in die Welt und fasziniert den jungen König“, sagt Stücke, der sich in die über 800 Briefe, die die beiden ausgetauscht haben, eingelesen hat. In der Sprache des Rokoko verfasst, sind diese eine erstaunliche historische Quelle.
Moyland ist nicht nur Ort der ersten Begegnung der beiden – die Stiftung Museum Schloss Moyland besitzt heute die größte Sammlung an Werken von Joseph Beuys. „Beuys ist von der französischen Revolution fasziniert, er hat sich früh mit einzelnen Akteuren identifiziert. Von der Aufklärung führt ein direkter Weg zu seinem Kunstverständnis“, sagt Stücke. Somit verbindet alle drei ihr in der Aufklärung verwurzeltes Gedankengut eines europäischen Geistes und der Traum von einer Verbesserung der Welt. Friedrich und Voltaire wollen die Idee der Aufklärung in die Praxis umsetzen, Beuys durch seine Ideen und mit Hilfe seiner Sozialen Plastik den Menschen und die Gesellschaft verändern.
Jochen Stücke, der am Fachbereich Design Zeichnen, Illustration und Künstlerische Druckgrafik lehrt, hat in seinen rund 100 Zeichnungen Begegnungen von Friedrich und Voltaire dargestellt und ihre tiefgreifenden Spannungen zwischen Aufklärung und Absolutismus, Toleranz und Krieg. Daneben gibt es fiktive Begegnungen zwischen Friedrich und Beuys, bei denen der Aspekt der Fremdheit überwiegt. Auf der Suche nach Wärme treffen sie sich in Beuys‘ Filzstapeln. In seinen farbigen Tusche- und Gouacheblättern arbeitet Stücke mit Linien und großflächiger Lavierung. Er leuchtet präzise aus oder verschattet seine Motive auf eine rätselhafte Art.
Der Entstehungsprozess der Moyländer Episoden war von Anfang an mit der Idee einer Ausstellung im Museum Schloss Moyland als dem zentralen Ort der Begegnung der drei Protagonisten verknüpft. Hier wird der Zeichenzyklus – direkt aus dem Atelier des Künstlers kommend – zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.
KUNST. BEWEGT. 10
Jochen Stücke. Moyländer Episoden: Friedrich, Voltaire, Beuys
2.10.2016 bis 17.9.2017, Museum Schloss Moyland; das Museum zeigt darüber hinaus frühe Werke von Joseph Beuys aus dessen bedeutendem Themenkomplex „Natur und Kosmos“
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat Hochschulkommunikation der Hochschule Niederrhein: Tel.: 02151 822 3610; E-Mail: christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag