Mönchengladbach, 12. März. Die Potenziale, Energie einzusparen und CO2-Emissionen zu reduzieren, sind bei Unternehmen aus der Logistik- und Agrarbranche noch lange nicht ausgeschöpft. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsprojekt der Hochschule Niederrhein, dessen Ergebnisse heute nach zweijähriger Laufzeit im Rahmen einer Veranstaltung an der Fontys Hochschule in Venlo der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Demnach hätten Unternehmen, die im Agrobusiness aktiv sind, erhebliche Einsparpotenziale auf dem Gebiet der Energie. Allzu oft blieben diese ungenutzt.
Ziel des INTERREG-IV-A-Projekts „Green²: Green Logistics im Agrobusiness“ war es, grüne Logistikkonzepte für Unternehmen in der Agrar-Branche zu entwickeln. Über das Institut GEMIT (Geschäftsprozessmanagement und IT) und das SWK-Energiezentrum E² ist die Hochschule Niederrhein Leadpartner des mit einem Finanzvolumen von 1,6 Millionen Euro ausgestatteten Projekts. An dem Projekt waren 21 Partner beteiligt, darunter 18 Unternehmen und drei Hochschulen aus Deutschland und den Niederlanden. Die Hochschule Niederrhein erhielt rund 725.000 Euro Förderung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen (MWEIMH NRW) sowie der Provinz Limburg.
Im Projekt ging es um die grenzüberschreitende Betrachtung der Lieferketten im Agrobusiness, eines der wichtigsten Wirtschaftszweige der Region zwischen Rhein und Maas. Ziel war es, den CO2-Ausstoß sowie die Energiekosten für die Unternehmen substantiell zu vermindern. „Wer sich heute mit diesen Themen ernsthaft beschäftigt, hat schon morgen Wettbewerbsvorteile gegenüber den Mitbewerbern“, erklärt Prof. Dr. Holger Beckmann, Leiter des Forschungsprojekts.
Im Rahmen des Projekts gab es vier Themenfelder:
1. Nachhaltiger Güterverkehr: Aus Sicht der Wissenschaftler besteht weiterhin großes Potenzial, Güter von der Straße auf Schiene oder Binnenschiff zu verlagern. Und das nicht nur, um CO2-Emissionen zu sparen, sondern auch Transportkosten. Auch aufgrund des immer stärkeren Stauaufkommens im Grenzgebiet und des zunehmenden LKW-Fahrermangels ist es wichtig, dass jedes Unternehmen die eigenen Transportaktivitäten beleuchtet. Das Projekt hat gezeigt, dass der Zustand von Umwelt, Unternehmen und Verkehr insgesamt durch nachhaltige Maßnahmen im Güterverkehr verbessert werden kann.
2. Die nachhaltige Gestaltung der innerbetrieblichen Transport- und Lagerprozesse. Hier gibt es zahlreiche Ansatzpunkte, um Energie zu sparen. „Allein die Umrüstung konventioneller Leuchtmittel auf LED-Lampen kann sich bereits nach einem Jahr amortisieren. Aber viele KMU scheuen die Investition“, sagt Projektmanager Frederic Krehl. Das Projektteam erstellte daher einen Leitfaden, der die nachhaltige Gestaltung der Intralogistik in Unternehmen fokussiert. Der Leitfaden bildet für Unternehmen eine wichtige Hilfestellung, Anhaltspunkte zur Umsetzung von Aspekten der grünen Logistik zu finden.
3. Die Erhöhung der Energieeffizienz in der Lager- und Kühltechnik: Bei der energetischen Unternehmensanalyse zeigte sich, dass Einsparpotenziale schnell identifiziert werden können, wenn ein Energiemonitoring installiert ist. Große Kühl- und Lagerhäuser benötigen oft mehr als 50 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs für die Kühlung ihrer Waren. Mit Absorptionskältemaschinen, von denen eine im Forschungslabor des SWK-Energiezentrums E² steht, lassen sich Waren mit in Kälte verwandelter Abwärme kühlen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Unternehmen mit der Investition in die ausgearbeiteten Energieeinsparmaßnahmen einen Großteil ihrer Energiekosten einsparen können.
4. Ein elektronischer Marktplatz für Kühlkapazitäten: Die Lagerung temperaturgeführter Produkte unterliegt oft saisonalen Schwankungen. Das Lager eines Speiseeisproduzenten ist nur über wenige Monate im Jahr gefüllt, im Jahresmittel gehen die Wissenschaftler von einer Auslastung von 70 Prozent aus. Die ungenutzten Flächen müssen trotzdem weiter gekühlt werden. „Für Unternehmen mit Kühlhäusern wäre eine europaweit agierende Börse interessant. In Phasen geringer Auslastung können Unternehmen hier ihre freien Kapazitäten vermieten und somit eine zusätzliche Einnahmequelle schaffen“, sagt Krehl. Gelänge es, die durchschnittliche Auslastung auf Branchenebene zu erhöhen, würde dies die Energiebilanz der einzelnen Unternehmen positiv beeinflussen.
Mehr Infos unter www.green2logistics.eu/mediathek/downloads.html
Das Projekt Green²: Green Logistics im Agrobusiness wird im Rahmen des INTERREG IV A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Provinz Limburg kofinanziert und von der euregio rhein-maas-nord betreut.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat Hochschulkommunikation, Tel.: 02151 822-3610, E-Mail: christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag