Krefeld/Mönchengladbach, 25. Juni. Um die Entwicklung grüner Logistikkonzepte im Agrobusiness geht es bei einem aktuellen Forschungsprojekt der Hochschule Niederrhein. Über das Institut GEMIT (Geschäftsprozessmanagement und IT) und das SWK-Energiezentrum E² ist die Hochschule Niederrhein Leadpartner des mit einem Finanzvolumen von 1,6 Millionen Euro ausgestatteten INTERREG-IV- A-Projekts „Green²: Green Logistics im Agrobusiness“. An dem Projekt sind 21 Partner beteiligt, darunter 18 Unternehmen und drei Hochschulen aus Deutschland und den Niederlanden. Dabei wird die Hochschule Niederrhein mit 725.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
„Ziel des Projekts ist es, Unternehmen speziell aus der Agrobranche in die Lage zu versetzen, in deren Logistik ökologisch nachhaltig und ohne zusätzliche Kosten zu agieren“, sagte Prof. Dr. Holger Beckmann, der als Projektleiter am gestrigen Montag den offiziellen Startschuss gab. Dazu trafen sich Vertreter der Unternehmen sowie der beteiligten Hochschul-Institute an der Hochschule Niederrhein in Krefeld. Koordiniert wird das bis zum 31. Dezember 2014 laufende Projekt von GEMIT-Mitarbeiter Frederic Krehl, begleitet wird es durch das Programmmanagement bei der euregio rhein-maas-nord.
Inhaltlich geht es um die grenzüberschreitende Betrachtung der Lieferkette (Supply Chain) im Agrobusiness, eines der wichtigsten Wirtschaftszweige der Region zwischen Rhein und Maas. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß sowie die Energiekosten für die Unternehmen substantiell zu vermindern. „Wer sich heute mit diesen Themen ernsthaft beschäftigt, hat schon morgen entscheidende Wettbewerbsvorteile gegenüber den Mitbewerbern“, erklärt Prof. Beckmann die Relevanz der grünen Logistik.
Konkret möchten die Wissenschaftler mit den beteiligten Unternehmen vier Themenfelder angehen:
- Der Warentransport zwischen den Unternehmen soll unter die Lupe genommen werden; wo gibt es Einsparpotenzial, wo kann der Transport von der Straße auf die Schiene oder aufs Wasser verlegt werden? Verlader in der Region können im Rahmen des Projektes prüfen lassen, ob sich für Sie Vorteile durch eine Verlagerung von Transportvolumia ergeben. Zusätzlich sollen durch den Aufbau eines Partnernetzes Synergien erschlosssen werden.
- Die Verbesserung von Lager- und Transportprozessen innnerhalb der Unternehmen, um somit die hierfür aufgewendete Energie zu reduzieren. Insbesondere im Kühlbereich besteht erhebliches Einsparpotential.
- im technischen Bereich des Projekts geht es um die Verbesserung der Energieeffizienz der Kühlhäuser. Die Bereiche Strom, Wärme und Kälte sollen gemeinsam betrachtet und mit Ansätzen der Kraft-Wärme-Kältekopplung verknüpft werden. Über die Nutzung von Synergieeffekten verspricht sich die Arbeitgruppe um Prof. Dr. Frank Alsmeyer vom SWK-Energiezentrum E² der Hochschule Niederrhein enormes Einsparpotenzial. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist die Weiterentwicklung einer Absorptionskältemaschine. Damit können Waren energieeffizienter mit Abwärme gekühlt werden.
- Schließlich soll eine Kapazitätsbörse für Kühlkapazitäten entwickelt werden. Denn auch Kühlhallen unterliegen Schwankungen, sind mal mehr mal weniger ausgelastet; über eine Online-Börse sollen, so die Vision, kurzfristige Vermietungen von Kühlkapazitäten angeboten werden.
„Zunächst geht es darum, gemeinsam mit den Unternehmen die Ist-Situation zu analysieren und mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen. Wir müssen die Unternehmen sensibilisieren, welche Chancen die grüne Logistik zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit bietet“, sagt Frederic Krehl.
Green² verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, will also die gesamt Supply Chain nachhaltiger gestalten. Wie groß die Einsparpotenziale sind, lässt sich derzeit noch nicht einschätzen. Laut Prof. Beckmann sollen diese aber erheblich sein. Allein durch die zu entwickelnde Kühlkapazitätsbörse verspricht er sich konservativ gerechnet Einsparungen von zehn Prozent. „Uns schwebt am Ende des Projekts auch eine Art Leitfaden vor, mit dem die Unternehmen die grüne Logistik selbst eigenständig weiterführen können“, sagt er.
Weitere Fakten:
- Die Partnerhochschulen: Hochschule Niederrhein, Fontys Venlo, Fontys Eindhoven mit den Instituten „Institut für Geschäftsprozessmanagement und IT“ (GEMIT) der Hochschule Niederrhein, dem SWK-Energiezentrum E² der Hochschule Niederrhein, dem Instituut Engineering der Fontys Hogeschool Eindhoven und dem Techniek en Logistiek der Fontys Hogeschool Venlo.
- Die Partnerunternehmen: Bakeplus Holding B.V., Bofrost Dienstleistungs GmbH & Co. KG, Crefelder Lagerhaus-Gesellschaft Schou GmbH & Co.KG, Cythemadim B.V., Greenport Venlo, INTHER Logistics Engineering B.V., Johannes Stelten GmbH & Co. KG, KCT Krefelder Container Terminal GmbH, Kühlhaus Düsseldorf, Lagerhaus Pegels GmbH & Co.KG, M. Zietschmann GmbH & Co. KG, Neuss Intermodal GmbH, Oerlemans Food Nederland B.V., Rail Cargo Information Netherlands, Roters + Buddenberg GmbH, SeaCon Logistics Group B.V., Sioux Electronics B.V., TimoCom Soft- und Hardware GmbH
- Das Projekt Green2: Green Logistics im Agrobusiness wird im Rahmen des INTERREG IV A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), des Landes Nordrhein-Westfalen, der Provinz Limburg sowie der Mitglieder der euregio rhein-maas-nord kofinanziert. Dieses Projekt wird vom Projekt-Management der euregio rhein-aas-noord begleitet.
- Das Projektvolumen beträgt 1,67 Millionen Euro, die Förderung liegt bei 1,14 Millionen Euro. Die Differenz wird durch Eigenanteile der Projektpartner beglichen. Die Hochschule Niederrhein als Leadpartner erhält eine Fördersumme von 725.000 Euro; der Eigenanteil der Hochschule beträgt 238.000 Euro.
Projektinformationen: Frederic Krehl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts GEMIT der Hochschule Niederrhein, E-Mail: gemit(at)hs-niederrhein.de
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Niederrhein, Tel.: 02151 822-3610, E-Mail: christian.sonntag(at)hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag