Im Alter von 93 Jahren ist Professor Dr. Rolf Klinke verstorben. Damit verliert die Hochschule Niederrhein einen ihrer Gründungsväter. 1971 leitete er den Planungsausschuss der am 1. August desselben Jahres zur Gründung der Fachhochschule Niederrhein führte. 23 Jahre, zwischen 1971 und 1994, stand Klinke an der Spitze des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik und war zwischen 1971 und 1980 zusätzlich Prorektor der Fachhochschule.
„Ohne Rolf Klinke wäre die Hochschule Niederrhein nicht das, was sie heute ist. Wir sind zutiefst betroffen von der Nachricht und fühlen mit seinen Angehörigen“, sagt Dr. Thomas Grünewald, Präsident der Hochschule Niederrhein. „Der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik gehört heute zu den größten und einflussreichsten seiner Art in Europa. Dafür hat Rolf Klinke im Jahr 1971 den Grundstein gelegt. Wir werden ihn nie vergessen“, betont Professor Dr. Lutz Vossebein, Dekan des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik.
Dabei hatte Rolf Klinke zunächst gar keine Bezugspunkte zur Textilindustrie. 1929 wurde er in Emden/Ostfriesland geboren und blieb bis zum Abitur in Norddeutschland. Schließlich war es ein Onkel aus Mönchengladbach, der Klinkes Zukunft prägen sollte. Dieser Onkel besaß die alteingesessene Baumwollspinnerei und Bleicherei Eduard Königs & Co. auf der Pescher Straße in Mönchengladbach. Klinke absolvierte dort zunächst ein Praktikum und schrieb sich parallel für ein Studium an der Textilingenieurschule (TIS) ein. An der TIS blieb er auch nach seinem Abschluss und lehrte als Oberstudienrat die Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften.
Als der Düsseldorfer Landtag am 29. Juli 1969 das Fachhochschulgesetz verabschiedete war darin der 1. August 1971 als Starttermin für diese neue Hochschulform festgelegt worden. Planungsausschüsse sollten an den jeweiligen Standorten die neuen Hochschulen entwickeln. Rolf Klinke, stets an hochschulpolitischen Entwicklungen interessiert, übernahm die Leitung des Planungsausschusses am Niederrhein, der am 1. April 1971 seine Arbeit aufnahm.
Es musste ein Modell gefunden werden, dass der Region Niederrhein, dem fachlichen Schwerpunkt Textil und den beiden Städten Krefeld und Mönchengladbach gerecht werden sollte. Dass die Stadt Mönchengladbach den Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik bekam, war wesentlich auf Klinkes Verhandlungsgeschick zurückzuführen.
Folgerichtig wurde er der erste Dekan des neuen Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik. Dieser fasste die Fachrichtungen der ehemaligen Staatlichen Ingenieurschule für Textilwesen Mönchengladbach, die textiltechnologischen und künstlerischen Abteilungen der ehemaligen Staatlichen Ingenieurschule für Textilwesen Krefeld, die Staatliche Höhere Fachschule für die Bekleidungsindustrie Köln sowie die Staatliche Höhere Fachschule für die Bekleidungsindustrie Bielefeld zusammen. Später wurden die noch verbliebenen textilen Ausbildungsstätten in Wuppertal und Aachen ebenfalls in den Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik integriert. Auch das war ein Verdienst von Rolf Klinke. 1994, im Jahr seiner Pensionierung, erhielt er für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Auch im Ruhestand blieb er seiner Hochschule Niederrhein stets verbunden. So gab es zu seinem 90. Geburtstag im Sommer 2019 an der Hochschule einen großen Empfang für den Jubilar. Zahlreiche Weggefährten waren gekommen, um noch einmal auf sein Wohl anzustoßen.
Die Hochschule Niederrhein und ihre Mitglieder werden Rolf Klinke ein ehrendes Andenken bewahren.