Krefeld/Mönchengladbach, 23. November. Die Hochschule Niederrhein hat die Finanzierungszusage für ihr bislang größtes Forschungsprojekt erhalten. In den Jahren 2011 bis 2015 steht sie an der Spitze eines Deutsch-Niederländischen Forschungsprojekts, das sich mit funktionalen Oberflächen beschäftigt. Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg erhielt jetzt den Zuwendungsbescheid. Demnach erhält die Hochschule Niederrhein bis zum 31. März 2015 eine Zuwendung in Höhe von 4,77 Millionen Euro. Insgesamt beträgt das Finanzvolumen des Projekts 7,48 Millionen Euro. Die Differenz von 2,71 Millionen Euro wird von den verschiedenen Projektpartnern, insbesondere den beteiligten Unternehmen, getragen.
Das Forschungsprojekt „Funktionale Oberflächen" ist binational, hochschulübergreifend, interdisziplinär - und vor allem anwendungsorientiert und praxisnah. Beteiligt sind die Fachhochschulen Münster und Gelsenkirchen, zwei weitere Forschungseinrichtungen, Technologiedienstleister und 34 überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen aus der Region Niederrhein, dem Münsterland und niederländischen Provinzen ist sichergestellt, dass die Forschungsergebnisse unmittelbar der regionalen Wirtschaft zugute kommen.
„Mit der Finanzierungszusage dieses Großprojekts können wir unsere Forschungskompetenz auf dem Gebiet der funktionalen Oberflächen in mehreren Fachbereichen und Forschungsinstituten ausbauen", sagt Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Alexander Prange, der als Vizepräsident für Forschung und Transfer und international anerkannter Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein die Projektleitung übernimmt. Prange forscht unter anderem an der Louisiana State University zu Oberflächenstrukturen mit Synchrotronstrahlung. Die Aufgabe des ihm unterstellten Ressorts Forschung und Transfer der Hochschule Niederrhein wird es sein, die einzelnen Forschungsprozesse in den Teilprojekten untereinander zu koordinieren und finanziell zu administrieren.
Inhaltlich geht es bei dem Großprojekt um ressourcenschonende und kostensparende technische Weiterentwicklungen im Bereich der funktionalen Oberflächen. Ziel ist es, 50 Prozent der eingesetzten Ressourcen wie Energie oder Kosten durch den Einsatz der neu entwickelten Technologien einzusparen. Auch der Schadstoffausstoß sowie der Lösungsmittelverbrauch sollen verringert werden. Das Forschungsprojekt soll außerdem langfristig zur Sicherung und Neueinstellung von über 1500 Arbeitsplätzen in den beteiligten Regionen führen. Diese Zahlen nannten die beteiligten Unternehmen.
Die Teilprojekte:
- Am Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen wird, koordiniert durch Prof. Dr. Hans-Günther Hloch, zu Reinigungs- und Hygienetechnologien geforscht. Dabei geht es unter anderem um eine antibakterielle Beschichtung von Duschköpfen, die für ein keimfreies Duschen sorgt; desweiteren sollen energie-einsparende Reinigungstechnologien im Niedrigtemperaturverfahren für Kühlräume entwickelt werden.
- Unter Federführung des Kompetenzzentrums STAR (Surface Technology Applied Research) am Fachbereich Maschinenbau- und Verfahrenstechnik und der Wirtschaftsförderung Emscher-Lippe (WiN) wird ein innovatives Mikroverzinkungsverfahren entwickelt. Dieses eher für größere Unternehmen interessante Verfahren soll dazu dienen, 50 Prozent der Energiekosten bei der Mikroverzinkung einzusparen.
- Der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik wird seine Innovationsfähigkeit beim Textildruck unter Beweis stellen: Unter der Leitung von Prof. Dr. Maike Rabe sollen hier Textilien in einem innovativen Druck-Verfahren bedruckt werden.
- Am Fachbereich Chemie wird das Forschungsinstitut ILOC unter der Leitung von Prof. Dr. Ernst Cleve bei der Entwicklung innovativer Klebetechnologien mitarbeiten. Diese sollen mit 50 Prozent weniger Lösemittel auskommen als konventionelle Klebetechnologien. Dabei geht es beispielsweise um Klebstofflösungen für Flaschenetiketten, die einerseits bei hoher Luftfeuchte in tropischen Gegenden haften bleiben, andererseits aber auch beim Recyclingprozess gut ablösbar sind.
- Das Forschungsinstitut ILOC soll unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Brock einen elektronischen Leitfaden für die Pulverlackentwicklung erstellen. Darauf sollen Lackproduzenten zurückgreifen können, um die Entwicklung von Lacken für die verschiedenen Untergründe zu systematisieren. Somit sollen die Unternehmen erhebliche Entwicklungs- und Materialkosten einsparen können.
„Gemeinsam haben die fünf Teilprojekte, dass sie innovative Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich der funktionalen Oberfläche präsentieren", sagt Projektmanager Dr. Joachim Schick vom Ressort Forschung und Transfer der Hochschule Niederrhein.
Das Projekt Funktionale Oberflächen wird in Rahmen des Operationellen Programms für Europäische Territoriale Zusammenarbeit (ETZ) INTERREG IV A Deutschland - Nederland durchgeführt. Als Hauptpartner ist die Hochschule Niederrhein mit fünf Fachbereichen und vier Forschungsinstituten involviert. Projektlaufzeit ist bis zum 31. März 2015. Bis dahin erhält die Hochschule Niederrhein verteilt über fünf Jahre eine Zuwendung in Höhe von 4,77 Millionen Euro. Finanziert wird das Projekt zu 40 Prozent aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Knapp zwölf Prozent trägt das Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, knapp neun Prozent das niederländische Wirtschaftsministerium. Weitere Gelder kommen aus den niederländischen Provinzen Limburg, Nord-Brabant, Gelderland, Drenthe und Overijssel. Es wird begleitet durch das Programmmanagement bei der euregio rhein-maas-nord.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Niederrhein, Tel.: 02151 822-3610; E-Mail: christian.Sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag