Einkommen, Bildung, kultureller Hintergrund, Fluchterfahrung: An vielen Schulen gibt es talentierte Jugendliche, die aus weniger privilegierten Familien kommen als andere. Die mehr Unterstützung auf ihrem weiteren Bildungsweg bräuchten, sie aber nicht immer bekommen.
Um genau solche Schüler:innen kümmern sich Talentscouts des Landes NRW. Nun schickt auch die Hochschule Niederrhein (HSNR) Berater:innen in die Schulen, um benachteiligte Jugendliche auf ihrem Weg in die Ausbildung oder ins Studium zu begleiten.
Die HSNR ist erstmals in das Talentscouting-Programm des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft aufgenommen worden. Mit den rund 505.000 Euro Fördergeld sollen drei Stellen finanziert werden. Ab 1. November sollen die drei Talentscouts dann ausgewählte Oberstufenschüler:innen individuell beraten und mit ihnen gemeinsam Visionen für die berufliche Zukunft entwickeln. Ihr Einsatzgebiet: Berufskollegs, Gesamtschulen und Gymnasien in Krefeld, Mönchengladbach und Viersen.
Das Talentscouting der HSNR unterstützt talentierte Schüler:innen, die gleichzeitig mit sozialen oder strukturellen Herausforderungen umgehen müssen. Wer gute Noten hat, sich gesellschaftlich in Vereinen engagiert oder beispielsweise in der Familie bei der Pflege eines Angehörigen hilft, kann in das Programm aufgenommen werden.
„Die Beratung passiert auf neutralem Boden. Wir schauen genau hin, welche Bedürfnisse und Neigungen die Jugendlichen haben – und erarbeiten zusammen mit ihnen die individuellen Möglichkeiten für die Zeit nach dem Schulabschluss“, betont Désirée Krüger. Sie leitet den Career Service der HSNR und berät unter anderem zweifelnde Studierende, die mit Gedanken spielen, ihr Studium abzubrechen.
Die Beratung der Scouts ist ergebnisoffen: Ob für die Talente ein klassisches Hochschulstudium, ein duales Studium oder eine Berufsausbildung das Richtige ist, entscheiden die Jugendlichen selbst. Je nach Bedarf werden sie auch noch während der Ausbildung oder des Studiums begleitet.
Talentscouts schaffen Netzwerke durch Kontakte in Kooperationsbetriebe und Hochschulen und eröffnen Wege zu Fördermöglichkeiten im Bildungssystem. Krüger freut sich, dass es nun auch am Niederrhein ein solches Angebot geben wird: „In unserer Region gibt es einen großen Bedarf. Gerade in Mönchengladbach und Krefeld ist die Kinderarmut hoch, was sich statistisch gesehen leider auch auf die Bildungsbiografien dieser Kinder und Jugendlichen auswirken kann.“
Bisher wurden über das NRW-Talentscouting insgesamt schon mehr als 35.000 Talente gefördert. Geschult werden die Scouts im NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen-Ückendorf. Hier sollen künftig auch Fort- und Weiterbildungen für Lehrende, Berufsberatende, Ausbildende und Lehramtsstudierende angeboten werden.