Es ist eine der beliebtesten Veranstaltungen am Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein: die Präsentation der Ergebnisse der Projektarbeiten aus dem fünften Semester. „Die Studierenden sammeln in dieser besonderen Lehrveranstaltung wertvolle Praxiserfahrung, da sie die Problemstellungen realer Auftraggeber unter industrienahen Bedingungen bearbeiten“, sagt Professorin Dr. Kerstin Zöll, Leiterin der Steuerungsgruppe. „Kompetenzen wie Kommunikation, Teamfähigkeit oder Projektmanagement können sie nicht aus einem Buch erlernen“, so Zöll weiter.
Die Studierenden arbeiten ein ganzes Semester an den Projekten. Die 14 Teams wurden nach dem Zufallsprinzip interdisziplinär und teilweise international zusammengestellt, das Projekt und der Auftraggeber zugelost. Die Ergebnisse spiegeln klar wieder, worauf im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik besonderer Wert gelegt wird: Die Lösungen sind innovativ, smart, nachhaltig und ressourcenschonend. Viele Produkte können auf mehrere Wege modular genutzt oder nach Gebrauch weiterverwendet werden. Den ersten Platz belegte das Team 09, das mit dem Projekt „Multifunktionales Outfit für Kinder für einen sicheren Schulweg“ die Jury überzeugte. Unterstützer des Projektes ist die Epson Deutschland GmbH Meerbusch.
Da Kinder auf ihrem Schulweg gerade in der dunklen Winterjahreszeit einigen Gefahren ausgesetzt sind, hat das Projektteam eine Outdoorjacke mit passenden Accessoires entworfen, welche durch leuchtende und fluoreszierende Farben für mehr Sichtbarkeit sorgt. „Warnwesten werden von Kindern eher ungern getragen“, sagt Andreas Stephan, Manager Business Development Commercial & Industrial Printing bei Epson. So führten die Studierenden Umfragen mit Grundschulkindern durch und entwarfen daraufhin ein zeitloses Design mit bunten Monstern (den „Loumis“) und einem dunklen, schlichten Reflektorstoff. Zusätzlich ist das Outfit genderneutral konzipiert, um frei von klassischen Geschlechterrollen zu denken. Und auch der Nachhaltigkeitsgedanke spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn mit diesem Design kann die Jacke auch an nächste Generationen weitergegeben werden.
Acht Studierende des Teams 07 beschäftigten sich mit einer innovativen und nachhaltigen Lösung zur Unterstützung der Interaktion von Fans im Borussia-Park, dem Stadion von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach. Auftraggeber war der Elektrofachgroßhandel Sonepar Deutschland GmbH. Herausgekommen ist eine Weste aus nachhaltigen Materialien, die durch ihre besondere Funktion überzeugt. Die Lautstärke des Torjubels wird durch einen Mikrofonsensor in der Weste in Vibration umgewandelt, die im Schulterbereich spürbar ist. Das gesamte Projekt steht unter der Forschungsfrage, ob die Weste mit ihrer Vibration dazu beiträgt, dass schwerhörige beziehungsweise gehörlose Menschen intensiver am Spielgeschehen teilhaben.
Eine Hommage an das Ruhrgebiet erstellten die Studierenden des Projektteams 03 mit ihrer Modekollektion zum Thema „Schlackenritter“. Themensteller war die thyssenkrupp AG. Der Fokus des Konzepts lag auf Nachhaltigkeit und dem thematischen Bezug zum Ruhrpott. Inspiration war die Arbeitskleidung der Schlackenritter. So werden die Männer genannt, die in langen, meist silbernen Schutzmänteln, am Hochofen arbeiten. Die moderne, stylische, dem Ruhrpott und seiner Industrie gewidmete Kollektion besteht aus sieben Teilen: einem Hoodie, einer Cargo Hose, einer Jeans Hose, zwei T-Shirts, einem Hemd und einer Tasche. Wobei diese großteils sowohl für Frauen als auch für Männer als Unisex ready-to-wear sind.
Der Leerstand zahlreicher Geschäfte in der Rheydter Innenstadt ist ein Problem, mit dem sich die neun Studierenden des Projektteams 02 auseinandergesetzt haben. Sie haben ein Lösungskonzept erarbeitet, das die Rheydter Innenstadt wieder zu einem lebendigen Ort macht. Im Mittelpunkt steht das Konzept für ein Kulturzentrum, welches alle Menschen willkommen heißt.
Zu den Klängen von Scott McKenzies Hit „San Francisco“ aus dem Jahr 1967 präsentierte Projektteam 12 eine Innenausstattung für einen Estafette Camper (Baujahr 1967). Angelehnt an die Flower-Power-Zeit fanden mittels Textildruck viele Orangetöne Einzug in das von der Firma Multiplot Europe GmbH zur Verfügung gestellte Fahrzeug. Angereichert wurde es mit besonderen Features wie einer Beamer-Leinwand, die gleichzeitig auch als Sonnensegel genutzt werden kann. Aktuell kann der Camper auf der Messe Heimtextil in Frankfurt/Main besichtigt werden.