Mönchengladbach, 17. Oktober. Die Ministerin für Wissenschaft, Innovation und Forschung des Landes NRW, Svenja Schulze, hat bei ihrem Besuch am Samstag die Hochschule Niederrhein in den höchsten Tönen gelobt. Die Hochschule wachse nicht nur quantitativ, sondern habe auch auf qualitativer Ebene enorm zugelegt. Sie habe ein enorm breites Fächerspektrum, betreibe hochwertige anwendungsorientierte Forschung und könne auf eine hohe Qualität der Lehre verweisen. "Dies ist eine Hochschule mit enormen Entwicklungspotenzial", sagte Schulze.
Die Hochschule Niederrhein erlebt derzeit einen enormen Anstieg der Studierendenzahlen. Zum Wintersemester 2011/12 gibt es 3186 Anfänger im ersten Fachsemester - das sind knapp 800 Studienanfänger mehr als im vergangenen Wintersemester und ein Zuwachs von rund 30 Prozent. Insgesamt studieren jetzt rund 12.000 junge Menschen an der Hochschule Niederrhein. Das sind mehr Studierende als jemals zuvor. Zum Wintersemester 2009/10 waren es 10.440 Studierende und zum Wintersemester 2010/11 rund 10.780 Studierende.
Der enorme Zuwachs an Studierenden wird begleitet von einem konsequenten Aufbau der Professorenstellen. Gab es im Jahr 2010 noch 216 Professorinnen und Professoren an der Hochschule Niederrhein, sind es bis zum Ende des laufenden Jahres 242. Dieser Zuwachs an Professorenstellen wurde durch den Hochschulpakt 2020 möglich, den die Landesregierung NRW mit den Hochschulen und Universitäten des Landes abgeschlossen hatte, um mit steigenden Studienanfängerzahlen umgehen zu können.
Besonders am Standort Mönchengladbach der Hochschule Niederrhein verschärft sich durch die steigenden Studienanfängerzahlen schon seit Jahren die räumliche Situation. Bereits im Jahr 2008 hatte das Hochschul-Informations-System HIS, das Hochschulen bundesweit in ihrer Entwicklung unterstützt, ein Flächendefizit am Standort Mönchengladbach identifiziert. Damals gab es am Standort Mönchengladbach 5568 Studierende. „Heute hat sich die Situation mit derzeit 6618 eingeschriebenen Studierenden wesentlich verschärft", sagt Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg.
Abhilfe bei der Raumnot verschafft der Bau des so genannten Multifunktionalgebäudes auf dem Campus, zu dem am 24. November der Spatenstich erfolgt. Das Gebäude soll zum Wintersemester 2013/14 bezugsfertig sein, wenn der doppelte Abiturjahrgang in die Hochschulen strömt. „Diese Maßnahme kann das Flächendefizit nur zu einem Teil verringern, nicht beheben", mahnt von Grünberg schon jetzt. Denn das HIS-Gutachten diagnostiziert trotz des schon damals geplanten Multifunktionalgebäudes noch ein Defizit von 1400 Quadratmetern für die Bibliothek und die Fachbereiche Oecotrophologie, Sozialwesen und Wirtschaftswissenschaften.
Und die Prognosen für die Entwicklung der Studierendenzahlen sind eindeutig (bei einem Schätzungskorridor von plus/minus 2,5 Prozent): Zum Wintersemester 2012 werden 12.447 Studierende an der Hochschule sein, zum Wintersemester 2013 (doppelter Abiturjahrgang) werden es 13.312 sein und zum Wintersemester 2014 wird mit voraussichtlich 14.026 Studierenden die Spitze erreicht sein. Aufgrund der demografischen Entwicklung fällt danach die Zahl der Studierenden wieder ab. Für Mönchengladbach bedeutet das: Im Spitzenjahr 2014/15 studieren auf dem Campus Mönchengladbach insgesamt voraussichtlich 7362 junge Menschen. Sie verteilen sich auf die Fachbereiche Oecotrophologie (895), Sozialwesen (1276), Textil- und Bekleidungstechnik (1953) und Wirtschaftswissenschaften (3238). Gegenüber dem Jahr 2008, aus dem das HIS-Gutachten stammt, sind das fast 1800 Studierende mehr.
Brisanz erhält die Situation zudem dadurch, dass die Bewerberzahlen in einzelnen Studiengängen extrem gestiegen sind. Im Fachbereich Sozialwesen gab es über 3000 Bewerbungen alleine für den Studiengang Soziale Arbeit. Nur 330 konnten zum Wintersemester eingeschrieben werden, das Aufnahmeverfahren lief über einen Numerus Clausus. Für den Studiengang Betriebswirtschaft bewarben sich 2264 junge Menschen; eingeschrieben wurden 636. Aber auch der Fachbereich Oecotrophologie hat bei 1270 Bewerbungen für den gleichnamigen Bachelor-Studiengang nur jeden 5,6. Bewerber aufnehmen können. „Unser Potenzial ist riesig", resümmiert Hochschulpräsident von Grünberg. „Aber wir benötigen zumindest die Chance, es auch ausschöpfen zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt haben die vier Fachbereiche in Mönchengladbach definitiv und nachweisbar in den nächsten Jahren zu wenig Fläche."
Geplant ist daher, einen weiteren Neubau an der Rheydter Straße, den so genannten Zeilenschluss, statt wie geplant im Jahr 2015 idealerweise bereits zum Wintersemester 2013 fertigzustellen. Dieses Gebäude soll Flächen für die Bibliothek sowie die Fachbereiche Oecotrophologie, Sozialwesen und Wirtschaftswissenschaften bereitstellen. Durch den Abriss von Gebäuden sowie durch die Aufgabe von fremd angemieteten Flächen auf dem Campus Mönchengladbach könnten etwa 2500 Quadratmeter, für die die Miete heute schon vom Land bezahlt wird, in dem zu bauenden Zeilenschluss-Gebäude finanziert werden, rechnet von Grünberg vor. Dazu kämen jene 1400 Quadratmeter Fläche, die das HIS als Flächendefizit ausgemacht hatte. „Für diese 1400 Quadratmeter erhofft sich die Hochschule möglichst schnell eine Mietzusage vom Land NRW, um diese Flächen schon 2013 nutzen zu können", sagt der Hochschulpräsident. Insgesamt stünden Mietmittel für 3900 Quadratmeter zur Verfügung.Die Ministerin zeigte am Samstag großes Verständnis für die Pläne der Hochschul-Leitung.
Für das Zeilenschluss-Gebäude ist geplant, nach dem Vorbild der Fachhochschule OWL in Lemgo private Investoren zum Zuge kommen zu lassen. Diese könnten das Gebäude errichten, wenn der BLB das Grundstück in Erbpacht überliese, was nach jetzigen Stand durchaus möglich erscheint. Nach Errichtung des Gebäudes würde die Hochschule die von ihr benötigten Flächen mieten. Zusätzlich könnten andere hochschulaffine Nutzergruppen wie Start-up-Unternehmen das Gebäude nutzen. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mönchengladbach hat bereits erkennen lassen, dass sie bereit wäre, Mieter für ein solches Gebäude zu suchen. „Das Gebäude sollte zeigen, wie intensiv sich die Hochschule Niederrhein mit den Unternehmen dieser Region vernetzt, ein Gebäude, das sinnbildlich für die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft steht", sagt von Grünberg.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Niederrhein: Tel.: 02151 822 3610; Email: christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag