Mönchengladbach, 3. Juli. Wie kann man hochqualifizierte Absolventen einer Hochschule nach ihrem Studienabschluss in der Region halten? Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler des Forschungsinstituts NIERS der Hochschule Niederrhein. Vor wenigen Wochen legten sie die Studie „Wege des Humankapitals" vor, in der sie einen Brain Drain in der Region Mittlerer Niederrhein ausmachten. Im Rahmen des Interreg-IV-Projekts STEP (Students, Teachers, Entrepreneurs, Policy Makers) tauschen sie sich jetzt ein Jahr lang mit Wissenschaftlern anderer Hochschulen aus, um Strategien gegen die Abwanderung von Fachkräften zu entwerfen.
Ziel ist es, einen Katalog zu erstellen, in dem alle Maßnahmen, die getroffen werden, um die Studierenden nach ihrem Abschluss in der Region zu halten, aufgelistet sind. „Wir wollen voneinander lernen", sagt Prof. Dr. Rüdiger Hamm, der als Leiter des Forschungsinstituts NIERS die Hochschule Niederrhein vertritt. Hamm empfing jetzt die Projektpartner von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ost-Niederlande, der Hochschule Arnheim-Nijmwegen, des Amtes für Wirtschaft und Arbeit der Stadt Basel, der Alytaus Kolegija-Hochschule in Litauen und der University of Twente zum einem Kick-off-Meeting in Mönchengladbach.
„Dort, wo Studierende viel in Unternehmen sind, klappt die Bindung an die Region besser", weiß Hamm schon heute. An der Hochschule Niederrhein sind die Studierenden im Rahmen des dualen Studiums, in Form von Praktika, Abschlussarbeiten oder über Stipendienprogramme an die Unternehmen gebunden. Ein Problem sei aber, dass die Studierenden die Angebote der Unternehmen zu wenig kennen. „Hier ist es Aufgabe der Hochschulen, den Kontakt zwischen Studierenden und den Unternehmen der Region zu stärken." Dies könne beispielsweise über Firmenkontaktmessen, Karrierebörsen oder Mentoring-Programme funktionieren, so Hamm.
Die Wissenschaftler diskutieren aber auch über den Ausbau von Cross-Border-Double-Degree-Programmen, also Studiengängen, die einen doppelten Abschluss in zwei benachbarten Ländern ermöglichen. Das bringe den Studierenden internationale Erfahrung, während sie zeitgleich im Umkreis der Region bleiben. Auch das könne dazu beitragen, eine Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte zu verhindern.
Die Ausgangspositionen der verschiedenen Regionen sind unterschiedlich: Während Basel keinen Brain Drain kennt, sondern eher vom Zuzug Hochqualifizierter profitiert, wollen in Twente viele Hochschulabsolventen die Region verlassen, weil sie neugierig auf andere Gegenden sind. In Mönchengladbach hingegen würden viele gerne bleiben– wenn sie denn einen Job bekämen. Das Interreg-IV-Projekt geht über ein Jahr und wird von der „European Regional Development Fund" (ERDF) finanziert.
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Autor: Christian Sonntag