Mönchengladbach, 21. März. Flexible Arbeitszeiten, verständnisvolle Arbeitgeber, eine bessere Kinderbetreuung und mehr Umschulungsmöglichkeiten: Das wünschen sich Mönchengladbacher Alleinerziehende, die Arbeitslosengeld II beziehen, laut einer aktuellen Befragung des am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein angesiedelten Forschungsinstituts SO.CON. Im Auftrag der Mönchengladbacher Allianz für Alleinerziehende befragten die Forscherinnen 485 Hartz-IV-Bezieher/innen aus Mönchengladbach, die ihre Kinder alleine erziehen. Gestern wurden die Ergebnisse auf der Fachtagung „Alleinerziehend=Hartz IV? Wege in eine familienfreundliche Beschäftigung" vorgestellt. Die Mönchengladbacher Allianz ist ein Projekt des Arbeitskreises Netzwerk W MG im Rahmen des Bundesprogramms „Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, welches überwiegend aus Bundesmitteln und Mitteln des europäischen Sozialfonds finanziert wird.
Bei der Befragung ging es um Wünsche, Bedürfnisse und Einstellungen der Alleinerziehenden. „Die Gruppe der Alleinerziehenden ist eine ausgesprochen diversifizierte Gruppe", sagte Dr. Ann-Marie Krewer zu Beginn der Präsentation. Krewer stellte gemeinsam mit Ihrer Kollegin Astrid Taube vom SO.CON-Institut die Ergebnisse der Studie vor. Von den 485 befragten Personen waren 97 Prozent weiblich, 80 Prozent zwischen 25 und 40 Jahre alt und 64 Prozent deutscher Herkunft.
Thema Nummer eins bei den alleinerziehenden Arbeitslosengeld-II-Beziehern/innen ist die Frage der Kinderbetreuung. Das kommt bei der Frage sowohl nach dem Betreuungsbedarf zum Ausdruck als auch bei der Frage, warum die Arbeitssuche bislang erfolglos verlief: 37 Prozent monierten hier fehlende Unterstützung bei der Kinderbetreuung, 38 Prozent gaben an, sich selber um die Kinder kümmern zu wollen; ebenfalls 38 Prozent gingen vom Unwillen der Arbeitgeber aus, Alleinerziehende einzustellen; . Nur die Punkte „Kein Auto/Führerschein" (42 Prozent) und „Fehlender Berufsabschluss" (38 Prozent) erhielten ähnlich viel Zustimmung.
Handlungsbedarf besteht nach den Ergebnissen der Wissenschaftlerinnen auch auf der Beratungsebene. So hätten 71 Prozent noch nie Beratungsangebote in Anspruch genommen. 40 Prozent gaben an, Qualifizierungsangebote nicht zu nutzen. Dabei wünschte sich mehr als jede Zweite Umschulungsmaßnahmen in einen neuen oder anderen Beruf.
Relativ einheitlich zeigten sich die alleinerziehenden Hartz-IV-Bezieher/innen bei der Frage, welche Anforderungen ein Arbeitsplatz für sie erfüllten müsste. Hier stehen die Rahmenbedingungen der Arbeit eindeutig vor den Inhalten. 80 Prozent der Befragten gaben an, die Arbeit müsse mit den Aufgaben als Mutter oder Vater vereinbar sein. 76 Prozent wünschten sich einen wohnortnahen Arbeitsplatz und 45 Prozent flexible Arbeitszeiten. Bei den inhaltlichen Anforderungen wie „verantwortungsvolle Arbeit" oder „Entscheidungs- und Handlungsspielräume" stimmten nur 18 beziehungsweise 15 Prozent zu.
Entsprechend fielen auch die Wünsche an den Arbeitgeber aus: Dieser müsse „mehr Verständnis für die Probleme Alleinerziehender" aufbringen gaben 77 Prozent der Befragten an. Und 67 Prozent wünschten sich „mehr Mut, Alleinerziehende einzustellen". Möglichkeiten zur Kinderbetreuung in Unternehmen gaben dagegen nur 45 Prozent als Wunsch an die potenziellen Arbeitgeber an.
Die Handlungsempfehlungen, die die Wissenschaftlerinnen der Hochschule Niederrhein aus ihren Ergebnissen ableiteten, um die Arbeitsmarktchancen von alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängern zu verbessern, sind eindeutig: eine bessere Kinderbetreuung, aktualisierte und verbesserte Beratung, mehr Umschulungs- und Qualifikationsmöglichkeiten sowie ein besseres Image der Alleinerziehenden bei den Arbeitgebern.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Niederrhein, Tel.: 02151 822-3610; christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag