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Sprachbarrieren
Noch sind die Buchstaben gut eingepackt - bald schon werden sie in der Krefelder Innenstadt zu sehen sein

Sprachbarrieren in der Krefelder Innenstadt laden zur Diskussion ein

Krefeld, 12. September. Sie werden schon von weitem zu sehen sein – zwei Meter hohe Wörter, die zwischen dem 20. und 29. September mitten in der Krefelder Innenstadt stehen werden. Doch die großen Lettern in fremden Sprachen verbergen zunächst ihren Sinn. Ein Team des Fachbereichs Design der Hochschule Niederrhein unter Leitung von Professor Nora Gummert-Hauser und Diplom-Designerin Jeannette Weber möchte mit dieser Installation eine Diskussion über die Vielfalt von Sprache in Deutschland anregen.

 

Parallel zu der „Interkulturellen Woche" werden dreidimensionale Wörter auf dem Von-der-Leyen-Platz, auf der Ecke Sankt-Anton-Straße/Von-der-Leyen-Platz  und dem Bahnhofsvorplatz platziert. Bei den Installationen handelt es sich um das Wort „ICH" in fünf verschiedenen Sprachen: BEN – türkisch, IO – italienisch, JA – polnisch, EGO – griechisch und IK – niederländisch. Die Auswahl fiel auf diejenigen Sprachen, die statistisch in Krefeld, neben der deutschen Sprache, am häufigsten gesprochen werden.

 

Das Wort ICH wurde gewählt, um zu verdeutlichen, wie individuell und persönlich Sprache ist. Aber es kann auch auf einer weiteren Ebene wahrgenommen werden: „ICH" selbst bin dafür verantwortlich, ob die Sprache zur Brücke oder zur Barriere wird – und das gilt für alle am Kommunikationsprozess Beteiligten, sowohl Muttersprachler als auch Migranten.

 

Sprache kann Barriere sein oder Zugang. Sie kann Menschen teilhaben lassen oder ausgrenzen. In Deutschland leben 7,5 Millionen sogenannte funktionale Analphabeten, denen sich Wörter und Sätze nicht so einfach erschließen. Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, haben es besonders schwer und bilden einen großen Teil dieser Gruppe. Doch Kommunikation ist immer auch ein wechselseitiger Prozess. Wie also sprechen wir, die das Deutsche perfekt beherrschen, mit Menschen, die dies nicht tun? Wie heißen wir Migranten in unserem Land willkommen? Welchen Wert hat Sprache? Ist sie Teilhabe oder Ausgrenzung?

 

Ein großes Zitat, welches in zwei Sprachen auf jedem Wort angebracht ist, ist schon von weitem sichtbar. Es erzählt von ganz persönlichen Gedanken der eingewanderten Menschen – von den Persönlichkeiten hinter Einwanderungsstatistik und Sprachstudie. Kommt man näher, kann man um die Worte herumgehen und einfache Texte und Fragen entdecken, die auf den Buchstaben angebracht sind. Sie geben Hinweise auf die Vielfalt von Sprache in Deutschland, auf die Möglichkeit der Teilhabe durch Sprache aber auch auf durch Sprache kreierte gesellschaftliche Barrieren. Es sind Denkanstöße, die einem das Team der Hochschule Niederrhein mit auf den Weg geben will, um jeden Einzelnen im Kleinen für das Thema zu sensibilisieren.

 

Das Projekt „Sprachbarrieren" ist Gewinner beim Hochschulwettbewerb „Den demografischen Wandel gestalten – aber wie? Nachwuchswissenschaftler kommunizieren ihre Arbeit" im Wissenschaftsjahr 2013 – Die demografische Chance und wurde mit 10.000 Euro für die Umsetzung prämiert. Der Hochschulwettbewerb existiert seit 2007 und wird im Rahmen des diesjährigen Wissenschaftsjahres von Wissenschaft im Dialog durchgeführt. Im Wissenschaftsjahr 2013 stehen dabei drei Handlungsfelder im Mittelpunkt: Wir leben länger. Wir werden weniger. Wir werden vielfältiger. Das Wissenschaftsjahr wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der Initiative Wissenschaft im Dialog sowie zahlreichen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur ausgerichtet, macht Forschung und Wissenschaft erlebbar und fördert die gesellschaftliche Debatte über Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels (www.demografische-chance.de).

 

Ein besonderer Dank geht außerdem an die Stadt Krefeld für die schnelle und kompetente Unterstützung bei der Auswahl der Orte, die für die Installation in Frage kamen.

 

Pressekontakt: Tim Wellbrock, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Niederrhein, Tel.: 02151 822-2934, E-Mail: tim.wellbrock(at)hs-niederrhein.de

 

Autor: Tim Wellbrock