Der Textil-Nachwuchs der Hochschule Niederrhein hat abgeräumt: Die zwei Design-Ingenieur-Mode-Studentinnen Charlotte Weber und Ramona Möllers vom Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik haben sich den Materialica Award 2023 in der Kategorie „Student:in“ gesichert.
Mit ihrem Projekt „Das Dilemma von retournierten Textilien - Ein revolutionärer Ansatz für ein grüneres, geschlossenes Materialdesign in der Automobilindustrie“ haben sie sich einem weltweiten Problem gewidmet und sich eine Alternative zur massenhaften Entsorgung von zurückgeschickter Textil-Ware überlegt.
Für ihre nachhaltigen Textil-Lösungen wurden sie jetzt in München auf der e-move 360 0 Europe, der internationalen Fachmesse für E-Mobilität und Autonomes Fahren, als Gewinnerinnen des Materialica Awards ausgezeichnet.
Ramona Möllers (26) und Charlotte Weber (25) aus Dülmen haben - auf Basis eines 5. Semester-Projektes mit Team 11, aus retournierten Kleidungsstücken der Modemarke Fynch Hatton völlig Neues geschaffen. So fertigten sie zunächst den Rucksack „Denys“ und die Tasche „Blixxen“ an. Für den Materialica-Wettbewerb hat das Duo das Konzept auf die Innenraumgestaltung von Fahrzeugen übertragen und ausgeweitet – konkret am Beispiel des Autos Audi AI:ME.
Entstanden sind die textilen Flächen "ReVived" und "Re3kinned". Sie können in verschiedenen Bereichen des Interiordesigns des Autos angewandt werden – zum Beispiel in Sitzfläche, Kopfstütze oder Teppich. "ReVived" besteht aus Garnen des Faser-Recyclingunternehmens Turns, die sich zu 30 Prozent aus Altkleidung und zu 70 Prozent aus recycelten PET-Flaschen zusammensetzen. Die textile Fläche "Re3kinned" wurde aus retournierten Poloshirts gefertigt. Dafür haben Möllers und Weber mit der Prodia-Werkstatt für psychisch behinderte Menschen in Aachen zusammengearbeitet.
„Für unsere berufliche Zukunft öffnen sich nun Türen, die uns eine Spezialisierung im Bereich Textilien sowie eine mögliche Karriere im Automotive-Sektor ermöglichen", freuen sich die beiden Siegerinnen.
„Dieses Projekt beweist: Eine 100-prozentig nachhaltige, textile Kreislaufwirtschaft hinzubekommen, ist gemeinsam möglich”, sagt Prof. Dr. Marina-Elena Wachs. Sie hat das Projekt begleitet, das aus dem 5. Semester-Projekt der HSNR weiterentwickelt wurde. Hierbei befassen sich Studierende aus fünf verschiedenen Studiengängen - von Design-Ingenieur mit Schwerpunkt Mode oder Textil, Textil-Technologen bis hin zu Textile and Clothing Management - immer vier Monate lang mit einem industrienahen Nachhaltigkeits-Thema, das sie gemeinsam mit Unternehmen und anderen externen Kooperationspartnern in die Praxis umsetzen.
Bis in die Endrunde des Materialica Awards hatte es auch Swetlana Koch aus Mönchengladbach geschafft. Die 35-Jährige, die derzeit an der HSNR Textile Produkte – Design im Master studiert, entwickelte mit „Revival Fiber“ ein Sandwich-Design für die Automobilindustrie. Sie kreierte ein Material aus einem Hanf-Maisstärke-Mix, das unter Druck und Hitze zu einer beliebigen Form gepresst werden kann. So lässt es sich zum Beispiel als Schalenkonstruktion im Bereich der Türverkleidung einsetzen.
Zudem entwickelte sie aus recycelter Wolle und überschüssigen Vorgarnen Filztaschen für den Autorücksitz. Dank integrierter Leuchtmittel, die durch Andrücken der Tasche aufleuchten, sehen Nutzer:innen auch im Dunkeln, was in den Taschen ist - ohne den Fahrer abzulenken. Beide textilen Flächen sind sortenrein recycelbar und biologisch abbaubar.