Mönchengladbach, 10. September. Wer von guten Jobchancen nach dem Studium spricht, denkt in erster Linie an ingenieurwissenschaftlich-technische Berufe. Dass es im Bereich der Sozialen Arbeit ganz ähnlich aussieht, zeigt jetzt eine Studie des Fachbereichs Sozialwesen der Hochschule Niederrhein. Demnach fassen Absolventen des Studiengangs Soziale Arbeit sehr schnell Tritt auf dem Arbeitsmarkt.
Von 52 befragten Absolventinnen und Absolventen des Jahres 2011 waren im Mai 2012 nur vier ohne Anstellungsverhältnis. Jeder zweite Berufseinsteiger erhielt seine Einstellungszusage schon vor der Aushändigung der Bachelorurkunde. Zwei Drittel der erfolgreichen Einsteiger warteten nicht länger als vier Wochen auf ihren Arbeitseintritt. Und ein Drittel der Studienabgänger konnte sogar zwischen mehreren Stellenangeboten wählen.
„Die Absolventinnen profitieren von einem beschäftigungsfreundlichen Arbeitsmarktklima", sagt Prof. Dr. Rudolf Bieker, der gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Alexander Lamprecht die Studie erstellt hat. Dazu kommen andere Faktoren, die Bieker ebenfalls benennt: „Wir bilden unsere Studierenden sehr arbeitsmarktorientiert aus. Die meisten kommen schon während des Studiums über Praktika oder gemeinsame Aktionen in Kontakt mit sozialen Einrichtungen. Außerdem stellen wir über einen Numerus Clausus sicher, dass ausschließlich Studienanfänger mit guten Schulnoten zu uns kommen."
Die Autoren fragten aber nicht nur nach dem Prozess des Berufseinstiegs, sondern auch nach der Vorbereitung darauf während des Studiums sowie nach der Zufriedenheit mit dem ersten Job. Dabei zeigte sich: Die Studierenden setzen vor allem auf „gute Noten" und den „Aufbau von Praxiskontakten". Bewerbungstrainings machten die wenigsten, vielmehr setzten sie auf persönliche Kontakte zu Menschen mit Berufs- oder Bewerbungserfahrung. Auch eine gezielte Stärken-Schwächen-Analyse machte nur jeder fünfte im Vorfeld der Bewerbung. Diese „Aufwandssparsamkeit", so die Autoren, könnte sich rächen, wenn die Arbeitsmarktsituation schlechter wird.
Interessant ist auch die relativ hohe Zufriedenheit der Berufseinsteiger. In der Gesamtbilanz sind fast 90 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden, nur fünf Personen sind insgesamt unzufrieden. „Oft sind die realen Bedingungen sogar besser als sie von den Absolventen zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs erwartet worden waren", sagt Bieker, der am Fachbereich Sozialwesen Theorie und Strukturen sozialer Dienste lehrt. Dies gelte vor allem für die Arbeit im Team, die persönliche Gestaltungsfreiheit, die kollegiale Unterstützung bei der Einarbeitung und die Wohnortnähe des Arbeitsplatzes.
Das Maß der Unzufriedenheit ist dagegen erstaunlich klein: Mit knapp 40 Prozent ist sie beim Thema Aufstiegsmöglichkeiten noch am höchsten. Knapp 30 Prozent sind mit der Verwertbarkeit ihres Fachwissens unzufrieden, jeder vierte ist es beim Gehalt. Auch das haben die Wissenschaftler hinterfragt: 28,2 Prozent der Berufseinsteiger verdienen brutto nicht mehr als 2000 Euro bei einem Vollzeitjob, 34,2 Prozent liegen zwischen 2000 und 2500 Euro und damit im Bereich des Tariflohns für Berufseinsteiger im öffentlichen Dienst. Mit über 2500 Euro eindeutig auf der Höhe des Tariflohns liegt das Gehalt bei knapp 37 Prozent der Befragten. Die Autoren der Studie gehen daher bei der Mehrheit der Befragten von einer tariflichen oder zumindest tarifnahen Beschäftigung aus.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Niederrhein, Tel.: 02151 822-3610; email: christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag