Infolge der Pandemie-bedingten Lockdown-Maßnahmen ist die Arbeitszufriedenheit der Menschen in Deutschland eingebrochen. Insbesondere die Freude an der Tätigkeit ist vielen verloren gegangen. Das sind die Ergebnisse einer arbeits- und organisationspsychologischen Studie am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein. Insgesamt nahmen 394 Berufstätige an der über soziale Medien und Business-Netzwerke ausgespielten Befragung teil. Die Datenerhebung fand vom 12. Februar bis zum 6. März 2021 statt.
„Wir wollten wissen, wie sich die Corona-Pandemie auf das Erleben und Verhalten der Menschen in Unternehmen in Deutschland auswirkt“, erklärt Studienleiter Professor Dr. Alexander Cisik. Der Arbeitspsychologe geht davon aus, dass der Umgang mit den Arbeitnehmern künftig noch stärker als bisher über den Unternehmenserfolg entscheiden wird.
„Während die Allgemeine Arbeitszufriedenheit deutlich abnimmt, bleiben die resignative Zufriedenheit und die Pseudo-Zufriedenheit weitgehend stabil – und Letztere wird mutmaßlich nach Corona die dominierende Form der Arbeitszufriedenheit sein. Das heißt: man redet sich seine Arbeitssituation schön“, sagt Cisik. Zudem sehnten sich die Menschen mehr nach sozialem Anschluss und intelligenten Problemlösungen als nach Erfolg.
Durch Corona sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter flexibler geworden. Sie haben gelernt, sich besser auf veränderte Bedingungen einzustellen. Dagegen hat die Leistungsmotivation abgenommen. „Während Leistung an Bedeutung verliert, wird es wichtiger, mit der Krise zurecht zu kommen“, sagt Cisik. Gelänge dies, könnte sich das positiv auf das Selbstbewusstsein und die Resilienz auswirken. „Damit könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen.“
Dazu passt der Befund, dass bei der Führung von Mitarbeitern ein Trend zu mehr Partizipation und Delegation beobachtet werden kann. Mitarbeitende werden stärker in Planungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden. „Das überrascht nicht, erfordert die erzwungene Arbeit im Homeoffice doch, dass Verantwortlichkeiten stärker verteilt werden“, kommentiert Cisik, für den dies ein „längst überfälliger Lernprozess für beide Seiten“ ist.
Und auch die Rolle der Personalabteilung (HR) ändert sich: War diese vor Corona vor allem Strategischer Partner mit Verwaltungsaufgaben, wird HR nun möglicherweise tatsächlich zum „Veränderer“.
Als Fazit der Studie erscheint Corona als starker Entwicklungstreiber in der Arbeitswelt, der aber keine Revolution begründet. „So gravierend die Eingriffe in die Gewohnheiten der Beschäftigten in den Unternehmen auch sein mögen, so wenig wird sich nach Überwindung der Pandemie wirklich geändert haben“, sagt Cisik. Veränderungen wie Digitalisierung, Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit hätten sich auch ohne Corona durchgesetzt – nur nicht so schnell.
Die Studie „Corona und die Folgen für Menschen in Unternehmen“ entstand im Rahmen des Masterkurses Human Resource Management II. Zum Kernteam gehörten Lea Döker, Vanessa Schrooten, Niclas Zurhorst. Ihre Ergebnisse sind abrufbar unter: www.hs-niederrhein.de/wirtschaftswissenschaften/personen-fachbereich-wirtschaftswissenschaften/cisik/