Krefeld, 22. März. Im Lutherjahr hat Hochschulpräsident Hans-Hennig von Grünberg in der Krefelder Lutherkirche für eine klare Trennung von Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften plädiert. Zum Auftakt der öffentlichen Vortragsreihe „Quo vaditis“ anlässlich des Reformationsjubiläums wies er den Universitäten die Rolle der erkenntnisgeleiteten Forschung und den Hochschulen für angewandte Wissenschaften die des Transfers des Wissens in die Praxis zu. Der Vortrag mündete in der Forderung, in Zukunft mehr Studierende an Hochschulen für angewandte Wissenschaften als an Universitäten auszubilden.
Studieninteressierte hätten eine klare Alternative: Wer wissenschaftlich arbeiten wolle, wer an reinem, auch zweckfreien, Erkenntnisgewinn interessiert sei, solle an einer Universität studieren. Wer das Wissen lieber anwenden wolle und mit dem Ziel studiere, sich auf das spätere Arbeitsleben vorzubereiten, der sei hingegen an einer Fachhochschule oder einer Hochschule für angewandte Wissenschaften besser aufgehoben. „Erkenntnis hier, Beschäftigungsfähigkeit dort“, schlussfolgerte von Grünberg, der auch Vorsitzender der Hochschulallianz für den Mittelstand ist, einer Interessenvertretung von bundesweit derzeit elf Hochschulen für angewandte Wissenschaften.
Aus dieser klaren Aufgabenteilung leitete von Grünberg seine Forderung an das Bildungssystem ab: „Unsere Gesellschaft fordert heute mehr denn je, dass die Wissenschaft ihr ganz unmittelbar nutzt.“ In Anlehnung an Humboldts Forderung von der Einheit von Forschung und Lehre gelte für Hochschulen für angewandte Wissenschaften die Formel von der Einheit von Transfer und Lehre. „Damit erhalten die Hochschulen für angewandte Wissenschaften ihren komplementären Platz in der deutschen Hochschullandschaft“, sagte der Präsident der Hochschule Niederrhein.
Eine konsequente Umsetzung dieses Gedanken würde nicht folgenlos bleiben. „Während heute nur etwa ein Drittel aller 2,6 Millionen Studierenden an Fachhochschulen studieren, sollte mittelfristig angestrebt werden, diesen Anteil auf deutlich mehr als die Hälfte anzuheben“, so von Grünberg. Und er schloss seinen Vortrag mit einem klaren Plädoyer: „Schickt die Mehrzahl der Studierenden zu uns an die Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Machen wir die HAWs zur Regelhochschule! Statten wir sie entsprechend aus! Schieben wir sie ruhig für ein paar Jahrzehnte in die erste Reihe und fördern sie in Lehre und Transfer wie wir sonst nur die Universitäten fördern. Zum Wohle des großen Ganzen.“
Die von Prof. Dr. Karlheinz Schüffler organisierte Vortragsreihe in der Lutherkirche wird fortgesetzt. Nächster Termin ist Montag, 3. April, 19 Uhr. Dann spricht Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland über „Reformatorisch Kirche sein“.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat Hochschulkommunikation: Tel.: 02151 822 3610; E-Mail: christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag