Weil sie mit „Wafe“ (Warm and Safe) eine Wintermantel-Schlafsack-Kombination speziell für Wohnungslose entwickelt haben, sind fünf Textil-Studentinnen der Hochschule Niederrhein am Mittwoch ausgezeichnet worden. Der Verein „Benediktpreis von Mönchengladbach“ würdigte das Engagement von Tamiya Lorenz, Sarah Sairung Klein, Klara Schuh, Greta Lutterbüse und Julia Segschneider mit dem Juniorpreis 2023.
Der Benediktpreis wird für besonders wertorientiertes Handeln im Rahmen der christlich-abendländischen Kultur verliehen. Seit 2015 gibt es auch den mit 1000 Euro dotierten Juniorpreis für ehrenamtlich engagierte 17- bis 30-Jährige.
„Sie wollten ein Produkt, das die widrigen Lebensumstände der Wohnungslosen verbessert. Deshalb haben Sie sich ohne Berührungsängste mit Betroffenen und deren Situation eingehend beschäftigt – und das deutlich intensiver, als es eigentlich nötig gewesen wäre“, begründete Professor Dr. Harald Vergossen vom Vorstand des Vereins die Entscheidung für die Ehrung.
Tatsächlich waren die Gespräche mit Menschen, die auf der Straße leben, ausschlaggebend für das passende Design und die Funktionalität von „Wafe“. „Erst dadurch ist uns erst richtig klargeworden, worauf es ankommt“, sagte Studentin Klara Schuh. Auf Wunsch der Betroffenen entschieden sich die Kommilitoninnen vom Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik für ein unauffälliges, aber sicheres Design. In ihrem gemeinsamen Semesterprojekt gestalteten sie Jacke und Schlafsack in zurückhaltendem Schwarz, das Inneneben in Blau. Dezent vernähte Reflektoren sorgen für die nötige Sichtbarkeit bei Nacht im Straßenverkehr.
Die Studentinnen, die alle verschiedene Studienschwerpunkte belegen, integrierten insgesamt 14 Taschen zum Verstauen von Hab und Gut. Die Materialien sind wasserabweisend, wasserdicht und wärmend.
Durch Reißverschlüsse lassen sich die Prototypen je nach Bedarf umwandeln. So kann die innere Jackenschicht bei wärmeren Temperaturen herausgetrennt werden. Aus dem Schlafsack wird eine Decke, auf der man tagsüber sitzen kann. Dank Trägern und der Möglichkeit, den Schlafsack am unteren Ende zu öffnen, entsteht eine Latzhose. In Kombination mit dem Wintermantel entsteht so ein Zwei-Teiler.
Oberbürgermeister Felix Heinrichs lobte die Innovation im sozialen Kontext. „Viele reden nicht mit betroffenen Wohnungslosen, sondern über sie. Es ist ein schwieriges Feld, mit Sie dem sich auseinandergesetzt haben. Das ist aller Ehren wert!“
Auch die Gladbacher Bank, in deren Räumlichkeiten der Preis verliehen wurde, zeigte sich beeindruckt von den Protoypen – und stellte spontan 3000 Euro für die Produktion der Wintermantel-Schlafsack-Kombination in Aussicht.
Angestoßen wurde das Semesterprojekt vom Rotary Club Mönchengladbach-Gero. Gemeinsam mit der örtlichen Diakonie und dem Rheydter Wohnungslosen-Treff Café Pflaster wurde die Idee der Wintermantel-Schlafsack-Kombination geboren.