Hoher Besuch in Mönchengladbach: Kürzlich war Prof. Dr. Janice Joseph, Präsidentin der World Society of Victimology (WSV), aus dem US-amerikanischen Stockton zu Besuch am Fachbereich Sozialwesen. Prof. Dr. Joseph, weltweit anerkannte Expertin für Criminal Justice (Strafjustiz), wurde unter anderem von den Vereinten Nationen für ihre herausragenden Verdienste ausgezeichnet. Die 1979 gegründete WSV ist eine gemeinnützige Nichtregierungsorganisation mit beratendem Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und beim Europarat.
Viktimologie (lateinisch victima ‚Opfer‘) wird überwiegend als Teildisziplin der Kriminologie, aber auch als selbstständige wissenschaftliche Disziplin verstanden, die sich mit den Opfern von Straftaten befasst. Die Forschung fokussiert u.a. Beziehungen zwischen Opfer und Täter, die Folgen für Opfer einer Straftat oder dessen Persönlichkeitsstrukturen.
Nach ihrem Postgraduiertenkurs Viktimologie im kroatischen Dubrovnik, an dem auch Prof. Dr. Peter Schäfer, Sabrina Krause und vier Studierende des Fachbereichs Sozialwesen teilnahmen, machte die WSV-Präsidentin einen Zwischenstopp am Campus Mönchengladbach. Dort hielt sie einen spannenden Vortrag auf Englisch zum Thema Femicide vor Studierenden des Master-Studienganges Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Psychosoziale Beratung und Mediation.
Da die WSV die Rechtsform eines eingetragenen deutschen Vereins hat, erledigte Prof. Joseph auch einige Formalien in Mönchengladbach. In ihrer Rolle als neue WSV-Präsidentin meldete sie über einen Notar den neuen Vorstand und eine umfassende Satzungsänderung an. Erneut im international besetzten Vorstand bzw. im Exekutiv Komitee ist Prof. Dr. Peter Schäfer. Der Jurist, Kriminologe und Mediator sowie frühere Dekan des Fachbereichs Sozialwesen ist dort Schatzmeister und das bisher einzige Mitglied aus Deutschland.
Im Büro des Dekans Prof. Dr. Michael Borg-Laufs tauschte man sich über die Situation der Studierenden in den USA und Deutschland aus. Hier gibt es einige Parallelen: Auch in den USA müssen viele ihr Studium selbst durch Jobs finanzieren, was die zeitliche und organisatorisch-inhaltliche Gestaltung des Studiums erschwert. Corona hatte dies weiter verschärft. Die finanzielle Unterstützung durch Stipendien sei durch deren zahlenmäßige Begrenzung und Ausstattung ebenfalls ein wichtiges Thema. Der Zugang zum Studium ist ein großes soziales Problem, das wesentlich von der Schicht- oder Milieuzugehörigkeit abhängt und damit zu sozialer Ungleichheit führt.
Die Hochschule Niederrhein plant, einen qualifizierten Zertifikatskurs in angewandter Viktimologie und psychosozialer Prozessbegleitung zu konzipieren und für Studierende des Fachbereichs und für berufstätige soziale Fachkräfte anzubieten.