Unter Diversity versteht man die Vielfalt von Lebensentwürfen in unserer Gesellschaft. Dazu zählen das Geschlecht, die Herkunft, Sexualität, Religion, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten eines Menschen und andere Merkmale. Mit diesen Lebensentwürfen gehen oftmals gesellschaftliche Limitationen oder Freiheiten einher. Diversity ist der Ansatz diese Unterschiede in unserer Gesellschaft zu erkennen, zu akzeptieren und zu ändern. Ihr Kern ist der Artikel 3 im Grundgesetz:
„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat oder Herkunft, Glaubens oder seiner religiösen und politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“
Auf diesen Artikel bezieht sich auch Professorin Dr. Beate Küpper: „Viele neigen dazu Diversity als Gedöns abzutun, aber man muss sich bewusstmachen, dass man als Gesellschaft zentrale demokratische Werte verliert, wenn man Diskriminierung von Gruppen zulässt.“ Dieses Bewusstsein sollte ein Kern unserer Gesellschaft sein, betont sie. Anderes sollte keine Bedrohung, sondern interessant sein. Am Ende seien Dialog und das Finden einer gemeinsamen Basis immer ertragreicher als eine Abschottung nach außen.
Das spiegelt in ihren Augen auch die Internationalität unserer Hochschule wieder. An der Hochschule gibt es internationale Studierende, Studierende mit Fluchthintergrund, Austauschstudierende und natürlich auch Personal mit Migrationshintergrund. Das sorgt für Vielfalt - aus der wiederum auch Projekte entstehen. Beispielsweise gibt es am Forschungsinstitut So.con dieProjekte PROFI/HN, die Akademikern und Studierenden mit Fluchthintergrund einen Einstieg in ihre alten Berufe ermöglichen wollen. Neben Kommunikationstrainings erhalten Geflüchtete praktische Hilfe, um erfolgreich in die Gesellschaft und die Hochschulgemeinschaft integriert zu werden. „Um wirklich etwas zu ändern, muss der Blick von allen Beteiligten der Hochschule geschärft werden. Nicht nur der von Betroffenen, sondern von der Allgemeinheit“, sagt Beate Küpper.
Auch bei den Studierenden ist Diversität ein zentrales Thema. Lara Krämer vom Referat Being Queer des AStA sagt , dass Diversität ein gesamtgesellschaftliches Thema ist: „Das Problem mit Diskriminierung ist, dass diese Denkweisen mit strukturellen Problemen in der Gesellschaft einhergehen und von uns allen internalisiert werden. Wir wachsen mit einer Sprache und Verhaltensweisen auf, die seit Generationen weitergegeben worden sind und Diskriminierung oft unbewusst verinnerlicht hat.“ Der AStA setzt sich stark für die Implementierung von diversen Themen in den Hochschulalltag ein. Der letzte große Erfolg war die Anerkennung des Ergänzungsausweises der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti e.V.) von der Hochschulverwaltung. Dadurch ist es Trans*Studierenden möglich ihren richtigen Namen in Hochschuldokumente eintragen zu lassen und nicht mehr mit ihrem „alten namen“ (dead name) oder falschen Pronomen konfrontiert zu werden. Lara Krämer weist auch auf die Wichtigkeit des Hochschulentwicklungsplans hin, an dem der AStA teilnimmt. Die gemeinsame Konzeption des Plans räumt den nötigen Raum ein, um über Diversity-Themen zu reden und sie tiefer in der Struktur der Hochschule zu integrieren. Eine weitere wichtige Partnerin für den AStA ist die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Dr. Sandra Laumen.
Sandra Laumen unterstützt den AStA aktiv bei der Umsetzung von Diversity-Anliegen und ist an der Hochschule vor allem für die Gleichstellung von Mann, Frau und diversen Personen zuständig. Auch wenn das dritte Geschlecht noch keinen Einzug in das Landesgleichstellungsgesetz gefunden hat, bemüht sie sich dennoch alle Geschlechter mitzudenken und beispielsweise eine gendergerechte Sprache an der Hochschule einzuführen. „Natürlich fällt es einem manchmal schwer gendergerechte Sprache anzuwenden, aber man muss da einfach kreativ sein. Unsere Sprache bietet einem so viele Möglichkeiten, die sollte man auch nutzen“, sagt sie. Sie setzt sich dafür ein, dass allen Beteiligten der Hochschule erkennen, dass Diversity-Themen nicht nur für die Betroffenen gut sind, sondern Diversität auch immer die Begebenheiten für alle verbessert.
Letztendlich sind sich alle drei einig: die Hochschule sollte ihrem Bildungsauftrag im Bereich Diversität nachkommen. Mit den oben genannten erfolgreichen Projekten und Initiativen setzt man ein Zeichen in die richtige Richtung, aber es müssen weitere Schritte getan werden, um ein sicheres Umfeld für alle Lebensentwürfe zu schaffen. Diversity ist ein Thema, das niemals aufhört. Es ist ein lebendiger Prozess, dem man immer wieder neu betrachten muss und bei dem jedes Individuum gefragt ist mitzumachen. Mit den Worten von Professorin Beate Küpper: „Offenheit für Vielfalt ist nicht immer leicht, manchmal sogar konfliktär, aber am Ende ist eine diverse Ansicht immer ertragreich!“