Im Dorf Legroskro steht nun eine autarke Anlage, die Trink- und Brauchwasser mithilfe einer Pumpe aus etwa 80 Metern Tiefe nach oben befördert. Die Pumpe erhält die notwendige Energie über eine PV-Anlage, die gleichzeitig genügend Strom produziert, um weitere praktische Dinge wie einen zentralen Handylade-Point und einen Kühlschrank zu versorgen.
Gebaut haben diese Anlage zehn Studierende aus Côte d’Ivoire, die zwischen August 2023 und Januar 2024 an der Hochschule Niederrhein in Krefeld zu Gast waren und dort ihr Wissen vertiefen konnten. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des SWK E² Institut für Energietechnik und Energiemanagement der Hochschule Niederrhein wurde ein Prototyp erarbeitet, dessen Planung in Krefeld begonnen hatte und der anschließend auf dem Unigelände in Abidjan installiert wurde.
Der zweite Prototyp entstand im von Abidjan acht Autostunden entfernten Legroskro. Die knapp 500 Einwohner:innen feierten die Einweihung der Anlage nun mit einem großen Fest, an dem auch eine Delegation der Hochschule Niederrhein teilnahm.
Zwei Tage später erhielten die zehn ivorischen Student:innen an der UNA ihre Masterurkunden. Sie sind damit die ersten Absolvent:innen des Masterstudiengangs Wasser- und Energietechnik, der im Zuge des Projektes an der UNA eingeführt wurde. Das Programm zielt darauf ab, eine neue Generation von Ingenieur:innen auszubilden, die sich den komplexen Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung stellen. Insbesondere die Trinkwassersituation in dem westafrikanischen Land gilt als schwierig; eine Folge des illegalen Goldabbaus, bei dem immer wieder Teile des Grundwassers verschmutzt werden.
Die Absolventinnen und Absolventen wollen nun gemeinsam für eine nachhaltige Verbesserung der Situation sorgen. Dafür haben sie ihr eigenes Start-Up gegründet. Es heißt „Schlüssel“ und soll mit der deutschen Bezeichnung an die gelungene Kooperation zwischen einer deutschen und einer ivorischen Hochschule erinnern. Ziel des Start-Ups ist es, weitere Trink- und Brauchwasseranlagen in ihrem Heimatland zu errichten.
UNA-Präsidentin Professorin Véronique Yoboué bedankte sich bei den Projektpartnern: "Dieses Projekt zeugt von der Bedeutung eines doppelten Ansatzes in der Ingenieurausbildung, der akademische Exzellenz und praktische Erfahrung auf diesem Gebiet vereint", sagte sie im Rahmen der Feierstunde.
Professor Dr.-Ing. Arne Graßmann, der das Projekt auf Seiten der Hochschule Niederrhein geleitet hat, zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Wir haben uns vorgenommen einen neuen Masterstudiengang aufzubauen um zusammen mit den Studierenden den Beweis anzutreten, dass Universitäten in Côte d’Ivoire sowohl theoretisches Wissen als auch praktische, ingenieurwissenschaftliche Fähigkeiten vermitteln können. Die von den Studierenden entwickelten und gebauten Prototypen belegen eindrucksvoll, dass angewandte Forschung möglich ist und Unternehmen die lokalen Hochschulen als Entwicklungspartner einbinden können.“
Das Projekt wurde durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit rund 720.000 Euro gefördert.
Neben der Hochschule Niederrhein haben der Verein Kamerunischer Ingenieur:innen und Informatiker:innen (VKII), die Industriepartner WILO SE und euregio-solarzentrum GmbH sowie das Unternehmen Toukam Consulting zum Gelingen dieses Projektes beigetragen.