Hilfe zur Selbsthilfe – dieses bewährte Modell der Entwicklungspolitik wird im Rahmen eines Projekts derzeit an der Hochschule Niederrhein entwickelt. Dabei geht es darum, die Bevölkerung in dem westafrikanischen Staat Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) in die Lage zu versetzen, die Probleme des uneingeschränkten Zugangs zur Elektrizitäts- und Wasserversorgung eigenständig und nachhaltig zu lösen.
Die Projektidee wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein kamerunischer Ingenieure und Informatiker (VKII Ruhrbezirk e.V.) entwickelt und bis zur Antragsreife gebracht. „Von Anfang an haben wir mit dem SWK E² Institut für Energietechnik und Energiemanagement einen Kooperationsrahmen definiert, der die Ziele unseres Vereins (VKII-Ruhrbezirk e.V.) mit denen des Instituts SWK E² verbindet, um eine Brücke des Nord-Süd-Austauschs auf akademischer, technischer und kultureller Ebene zu schaffen“, sagt Cesaire Sielatchom Fondjo, Leiter der Arbeitsgruppe Energie und Elektrotechnik beim VKII-Ruhrbezirk e.V.
Die mangelhafte Strom- und Wasserversorgung in ländlichen Regionen Afrikas hat nicht nur gesundheitliche Auswirkungen, sondern auch einen negativen Einfluss auf zentrale gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Faktoren wie Bildung, Landwirtschaft, Ernährung oder Entwicklung des produzierenden Gewerbes. Mit dem Projekt „Industry Integrated Dual Engineering Studies in a North-South Collaboration (IIDES NSC)“ stärkt das SWK E² die anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung in Afrika.
Dabei sollen die wichtigsten Elemente eines Dualen Studiums auf die Gegebenheiten im Partnerland angepasst und zusammen mit einer Auswahl von kooperierenden Firmen und Studierenden umgesetzt werden. „Aus dem Wissen, wie Produkte und Projekte geplant und wirtschaftlich umgesetzt werden können, entsteht bei den Absolventen der Mut, unternehmerisch tätig zu werden, qualitativ hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen und die eigenen Fähigkeiten für die Entwicklung des Landes einzusetzen“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Arne Graßmann vom SWK E² Institut für Energietechnik und Energiemanagement der Hochschule Niederrhein.
Während des 2,5 Jahre andauernden Studiums entstehen so mindestens zwei Prototypen für eine Kleinstanlage zur dezentralen und solarbetriebenen Elektrizitäts- und Wasserversorgung. Dabei wird eine Gruppe von zehn Studierenden – möglichst paritätisch mit Frauen und Männern besetzt – nach dem Absolvieren theoretischer Studienmodule ausgewählt, um an dem weiterführenden Projektstudium teilzunehmen. Der erste Prototyp für eine Kleinstanlage wird von den Studierenden entsprechend deutschen Sicherheits- und Hygieneanforderungen entwickelt, in Deutschland gebaut und dort in Betrieb gesetzt. Nach Abschluss dieses Moduls wird der Prototyp an die Partnerhochschule in Côte d'Ivoire, die Universität Nangui Abrogoua in Abidjan überführt.
Der zweite Prototyp wird an der Nangui Abrogoua vor Ort entwickelt und soll insbesondere die veränderten Rahmenbedingungen für ein lokales Sourcing, Langlebigkeit und einfache Wartung berücksichtigen. Die Anlage wird anschließend in einem Modelldorf aufgebaut, betrieben und analysiert.
Das Projekt wird vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Förderprogramm „Praxispartnerschaften zwischen Hochschulen und Unternehmen in Deutschland und in Entwicklungsländern“ mit bis zu 719.065 € über eine Projektlaufzeit von vier Jahren gefördert. Partner ist die Universität Nagui Abrogoua in Abidjan. Mit der Wilo SE und der Euregio-Solarzentrum GmbH unterstützen zwei Partner aus der Industrie das Vorhaben. Dabei bietet die Niederlassung von Wilo in Abidjan die Möglichkeit, dem Projekt als Bindeglied zur lokalen Wirtschaft zu dienen.